Eisregen - Hexenhaus

Eisregen - Hexenhaus
Dark Metal
erschienen am 28.10.2005 bei Massacre Records
dauert 35:01 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Elektro-Hexe
2. Kaltwassergrab
3. In der Grube 2005
4. 1000 tote Nutten
5. Lili Marleen
6. Westwärts
7. Thüringen 2005
8. Die wahre Elektro-Hexe

Die Bloodchamber meint:

Eisregen laden nach zehn Jahren Tod aus Thüringen zum Tanz ins „Hexenhaus“ und fahren zu diesem Anlass ein buntes musikalisches Rahmenprogramm auf. Neben neuen Kompositionen gibt es auf der für EP-Verhältnisse recht langen Scheibe auch zwei Neuaufnahmen älteren Materials, sowie ein Cover des unverwüstlichen Klassikers "Lili Marleen". Und als ob das noch nicht reichen würde, rundet eine DVD das Geburts- tagspackage gebührend ab.
Musikalisch gehören zumindest die neuen Songs durchweg zur Oberliga der Thüringer – vom hüftschwingenden Mitgröhler „Elektro-Hexe“ (alternativ auch im gelungenen NDW-Gewand) über das mit Klargesang durchzogene „Kaltwassergrab“ bis hin zu den atmosphärisch dichten Hymnen „1000 tote Nutten“ und „Westwärts“ trifft hier wirklich jedes Geschoss ins Schwarze. Gerade „Westwärts“ weiss mit elegischen Keyboards und Pianobegleitung eine angenehm düster-melancholische Stimmung zu schaffen und gehört zum Besten, was Eisregen bisher verzapft haben.
Lyrisch geht's gewohnt kontrovers zur Sache, wie man den Liedtiteln und dem bebilderten Beiheft samt Mini-Biographie entnehmen kann. Im Vergleich zum diesbezüglich oft durchwachsenen „Wundwasser“ stellt „Hexenhaus“ jedoch die Rückkehr zu gelungener Formulierung und Phrasierung dar, was der garstigen Vokaldarbietung eine würdige Grund- lage verleiht.
Kommen wir zu den Neuaufnahmen: „In der Grube 2005“ profitiert natürlich von der Qualität des Augangsmaterials und fällt ansonsten eigentlich hauptsächlich durch verbesserten Sound auf, während „Thüringen 2005“ auch in der neuen Fassung eher blass bleibt. Für mich ist dieser Song – abgesehen von seinem Kult- und Bandhymnencharakter – einfach zu durchschnittlich, als dass man ihn nochmal hätte bringen müssen.
Gleiches gilt für den irgendwie langweiligen Hafenpromenadenkracher „Lili Marleen“, der auch in der Eisregen-Variante nicht wirklich überzeugen kann und mindestens verzichtbar anmutet. Da bietet die heimatliche Liedkultur weitaus bessere Vorlagen...
Zur Bonus-DVD gibt es indes nicht viel zu sagen: Das leidlich amüsante Studiofeature und die durchwachsenen Interviews wird man sich wohl selbst als Fan der Band nicht ein drittes Mal geben und der gelungene Videoclip zu „Electro-Hexe“ hätte ohne Probleme auf die EP gepasst – ein klarer Fall von Ressourcenschändung.

Insgesamt ist „Hexenhaus“ für das erfahrungsgemäss klar umrissene Zielpublikum aber definitiv eine lohnenswerte Angelegenheit, da sich Eisregen hier 30 Minuten von ihrer besten Seite zeigen und qualitativ über dem Niveau ihres letzten Albums agieren. Insofern lassen sich Gurken-Lili und der DVD-Nonsens allemal verschmerzen - sie drücken allerdings die Gesamtwertung um etwa 1-2 Punkte.
Womit wir dann bei 7 wären.
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