Korpiklaani - Tales Along This Road

Korpiklaani - Tales Along This Road
Folk Metal
erschienen am 21.04.2006 bei Napalm Records
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Happy little boozer
2. Väkirauta
3. Midsummer night
4. Tuli Kokko
5. Spring dance
6. Under the sun
7. Korpiklaani
8. Rise
9. Kirki
10. Hide your richess

Die Bloodchamber meint:

Das neue Werk der finnischen Herren der Wildnis überrascht gleich mit dem ersten Song nach einem kurzen akustischen Intro, mit den typischen, traditionellen Instrumenten Geige und Akkordeon, sowohl treue Fans, als auch solche, die es zu hoher Wahrscheinlichkeit noch werden, mit einem echten Stimmungswunder. Die Gitarren brettern direkt und mit fast etwas ungewohnter Wucht über die schnelle unwiderstehlich zum wilden Abtanzen einladende Eingangsmelodie. Die Drums holzen was das Zeug hält und scheinen an manchen Stellen, auf Grund des penetranten Snarebeats, schon fast davonzulaufen.
Wem spätestens beim Refrain von „Happy little Boozer“, was zu Deutsch so viel wie „fröhlicher kleiner Saufkopf“ bedeutet, nicht ein Lächeln über das Gesicht huscht, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
Wie man es auch schon auf der Tour diesen Frühling erleben durfte, ergänzen dieses und eine Reihe weiterer Lieder des neuen Albums das Live-Set der Finnen perfekt. Da das Album insgesamt an Härte zugelegt hat und die optimale Mischung aus Gitarrenarbeit verwoben mit den flotten, folkigen Melodien erreicht zu sein scheint, klingt es sehr viel tighter, dichter und ausgereifter als der 2005 erschienene Vorgänger „Voice of Wilderness“. Erstaunlich ist ebenfalls, dass „Tales along this Road“, eventuell durch die astreine Produktion und die rockige Wildheit bedingt, zum ersten Mal ein ähnlich berauschendes Gefühl wie die intensiven Live-Auftritte der Band vermittelt , gegen welche die bisherigen Alben trotz Liedern wie „Cottages and Saunas“ oder „Beer, Beer“ einfach etwas schwach erschienen.

Darüber hinaus ist zu erkennen, dass zwar die ausschließlich akustischen Parts oder gar komplette Tracks reduziert wurden, aber dafür die traditionellen Instrumente und verstärkt auch die zum Beispiel in „Under the Sun“ wundervoll eingesetzten Akustikgitarrenparts sich erheblich stärker aus dem Gesamtsound hervorheben, was für eine atemberaubende Dynamik sorgt.

Nicht zuletzt durch die scheinbar spielerisch locker arrangierten Gesangsparts wirkt das Album gleichzeitig sowohl vielfältiger, als auch einheitlicher als der Vorgänger. Das Verhältnis von englischen und finnischen Texten, die netterweise ebenfalls ins englische übersetzt nochmals neben den finnischen im Booklet zu finden sind und dadurch erst ihren Charakter so recht erkennen lassen, ist äußerst ausgeglichen, wobei sie so zu einer Masse verschmelzen, dass der Hörer den Unterschied beinahe nicht mehr wahrnimmt. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Song „Rise“, der englische Strophen mit einem ungemein schnell gesungenen finnischen Refrain kombiniert und beim Lesen der englischen Übersetzung für ein ordentliches Schmunzeln sorgt. Trotz der häufig hohen Geschwindigkeiten der Textpassagen, bei denen man sich wundert, dass sich einer allein noch nicht verhaspelt, gelingt es der Band auch mehrstimmig und übereinander singend zu überzeugen.

Vielleicht liegt es an dem gefestigten Selbstvertrauen der Band, das sie sich durch zahlreiche, erfolgreiche Live-Shows erworben hat und das wirklich auf jedem einzelnen Track der Platte spürbar ist, dass sie sich mit dem Lied „Korpiklaani“ nun endlich ein Denkmal – natürlich in Finnisch – gesetzt haben. Das Lied repräsentiert die Naturverbundenheit der Band und definiert das Verhältnis der Band zu ihrem Namen. Trotz des finnischen Textes motiviert das Lied in höchstem Maße zum Mitsingen und wird wohl, allein schon der Namensrepräsentation wegen, zukünftig auf jeder Setlist zu finden sein.

Abschließend kann man wohl behaupten, dass „Tales along this Road“ mit Abstand das reifste, bisherige Werk von Korpiklaani darstellt. Es ist sehr stimmungsvoll, kurzweilig und zugleich komplex, wie nie zuvor. Alles fügt sich wie von Magie passgenau ineinander und klingt wie das musikalische Gleichnis eines guten, alten Freundes, den man immer gern bei sich hat und der es gleichzeitig vermag, einen ständig von neuem zu überraschen. Zuschlagen!
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