Type O Negative - Dead Again

Type O Negative - Dead Again
Gothic Metal
erschienen am 13.03.2007 bei Steamhammer
dauert 77:33 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Dead Again
2. Tripping A Blind Man
3. The Profits Of Doom
4. September Sun
5. Halloween In Heaven
6. These Three Things
7. She Burned Me Down
8. Some Stupid Tomorrow
9. An Ode To Locksmiths
10. Hail And Farewell To Britain

Die Bloodchamber meint:

Es gibt Platten, die will man besprechen und es gibt solche, da treibt einem ein düsterer, nicht genau zu definierender Selbstzerstörungstrieb dazu, den Finger zu heben und sich irgendwie berufen zu fühlen. Was mich bei aktueller TYPE O NEGATIVE geritten hat, weiß ich selbst nicht, da ich nicht wußte, was mich erwartete und ich eigentlich eine Affinität zu CARNIVORE und frühen TYPE O NEGATIVE, namentlich "Slow, Deep And Hard", "The Origin Of The Feces" und "Bloody Kisses" habe. Schon ab "October Rust" wurde es mir zu kitschig, zu pomadig und insgesamt zu unsympathisch. Dazu kommen noch Plattefirmen auf die lustigsten Ideen, dem Rezensenten die Arbeit verdrießlich machen zu wollen. Vermutlich bei einer freitagnachmittäglichen Besprechung eingeschlafen und dabei beim Aufschlag auf der Tischplatte den Kopf derb gestoßen, kam der Promo Chef von SPV auf die grandiose Idee gefühlte 150 mal in variablem Abstande eine sonore Männerstimme verkünden zu lassen, das die Scheibe Eigentum von TYPE O NEGATIVE aus Brooklyn New York ist. So schafft man gleich eine erfrischend heitere Atmosphäre zwischen Album und Rezensenten...also Liebe auf den ersten Blick sieht irgendwie anders aus.

Los geht’s wie erwartet: Slide, krawumm, mächtig, träge, bekannter Keyboardschwulst, Break und Feuerwerk! "Dead Again" ist ein beschwingtes Eröffnungstrallala ala "I don't wanna be me". Nicht spektakulär, der Gesang klingt, als ob der Sangesknabe mit warmen Ostereiern gurgelt dazu eine gesanglich wie textlich belanglose (lalalala) Auflösung. Gott sei Dank kurz, denn spektakulär ist das nicht. "Tripping A Blind Man" fängt mit identischem Arrangement an, langsames Intro, Pause und hoppelhäschenschnell geht’s in das eigentliche Lied. Doch halt, was ist das? Schnelle Strophe mit schon Dekaden kaum noch vernommenen aggressiven Gesang, ich bin das erste (aber nicht das letzte) Mal überrascht und erfreut, temporeduzierter Mittelteil inklusive "Black No. 1" Zitat und wieder grenzwertiger melodiöser Auflösung. Dann der erste richtig gute Titel "The Profits of Doom" Schwerfälliges, Siebziger inspiriertes Riffing und extRRRRRem überartikulierter, carnivoriger Sprechgesang schaffen es eine äußerst intensive, fast schon negative Stimmung aufzubauen. Gesteigert wird dann mit etwas weniger zähen Siebzigerriffs und typischen TYPE O NEGATIVE Achtelriffing und den schon erwähnten melodiösem Gesang. Schön wärs gewesen, wenn Herr Stahl weniger oft erwähnt hätte, daß seine Seele brennt, das war ganz schön viel. Das Lied klingt wieder träge und zäh aus und ist über 10 Minuten wirklich gute Unterhaltung.

Im weiteren Verlaufe der Scheibe wird noch deutlicher, daß TYPE O NEGATIVE versuchen, alle für die Band bzw. Pete Steeles musikalische Vita relevanten Klänge und Stile auf dieser Scheibe zu verbinden. So wird sowohl jede Bandphase zitiert, als auch beim Stück "Halloween in Heaven" schamlos "Angry Neurotic Catholics"-inspiriertes Riffing gebracht, geschickt kontrastiert von weiblichen Gesang.
Dieser künstlerische Spagat zwischen wirklich hartem, harschen Metal oder Core beeinflusstem (fast) Geprügel und dem seit Jahren Gewohntem könnte sich als extrem schwierig erweisen, denn Leute mit einer Präferenz zur Schwulst/Kitsch/Schmierphase der Band werden mit der überdeutlichen Rückbesinnung auf "Männermusik" und diesem teilweise recht ruppigen, ja sperrigen Klangkörper ihre Probleme haben. Freunde der Frühphase werden sich sicher standhaft weigern irgendein Album der letzten 10 Jahre anzuhören. Nun, zumindest im Falle von "Dead Again" wäre das ein grandioser Fehler, denn energischer als auf eben diesem hier zu besprechenden Album waren sie seit "The Origin Of The Feces" und "Bloody Kisses" nicht mehr. Natürlich gibts hier auch wieder, wie oben bereits mehrfach erwähnt, typische spätnegative, mir etwas zu belanglose, knödelhälsige Schwulstgesänge in den romantisch gemeinten Passagen und auch etwas in die Länge gezogene Arrangements. Trotz allem, so ein Album hätte ich nicht erwartet, denn alle Elemente halten sich gut die Waage und ich freue mich, daß das musikalische Spektrum bis hin zu CARNIVORE wieder ausgeweitet wurde, denn das macht den Schwulst erträglich, die emotionalen Momente wirklich eindringlich und die Platte sehr rund und ausgewogen.

Die Band schafft es wirklich, alle Schaffensphasen der Band auf diesem Rundling zu präsentieren, ohne daß es aufgesetzt klingt. Bis auf das reichlich gewöhnliche Eröffnungs- und Titelstück sind alle Lieder mindestens hörenswert bis klasse. Das größte Plus der Band besteht jedoch darin, nach sich selbst zu klingen, egal ob hart, soft, schwülstig oder erhaben. Dabei erfinden sie sich alles andere als neu und schaffen es trotzdem die beste Scheibe seit "Bloody Kisses" zu veröffentlichen. Absolute Empfehlung und an alle Altfans die Aufforderung der Platte 2-3 Durchläufe zu spendieren, es lohnt sich.

P.S.
---Eine private Anmerkung außerhalb der Wertung.---
Nennt mich Monk oder auch pingeliges Arschloch, mir geht die unsachgemäße, schon an Dummheit grenzende, falsche Verwendung des kyrillischen Alphabetes so was von auf den Sack. Würdet Ihr eine Scheibe von TURE O IEGDTIVE (fehlerhafte Schriftzeichen habe ich ergänzt) kaufen? Bäh!
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