Pain - Psalms Of Extinction

Pain - Psalms Of Extinction
Metal / Elektro
erschienen am 04.05.2007 bei Roadrunner Records
dauert 48:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Save your Prayers
2. Nailed to the Ground
3. Zombie Slam
4. Psalms of Extinction
5. Clouds of Ecstasy
6. Play dead
7. Does it really matter
8. Computer God
9. Just think again
10. Walking on Glass
11. Bottle's Nest
12. Bitch

Die Bloodchamber meint:

straighter Rock der Frühe wir huldigen ihm abends
wir huldigen ihm mittags und morgens wir huldigen ihm nachts
wir huldigen und huldigen
die Menschheit schaufelt sich ihr Grab in der Unachtsamkeit da liegt sie nicht eng
ein Mann wohnt im Studio der spielt beinahe alles der schreibt
der schreibt auch wenn es dunkelt Musik dein goldener Glanz Menschheit
er schreibt und tritt vor die Menschen und es blitzt die Kritik und er läutet die Apokalypse ein
er läutet die Glocken zuvor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns legt auf nun zum Tanz


Mit seinem fünften Studioalbum „Psalms of Extinction“ frönt Peter Tägtgren einmal mehr seiner Leidenschaft für eingängige und tanzbare Industrialsongs. Das Songangebot ist dieses Mal nicht ganz so leicht zugängig wie auf den letzten Werken, aber nach einigen Durchläufen hat man die verhältnismäßig variablen Lieder lieb gewonnen. Nachdenklich aber dennoch meist mit der üblichen Direktheit wird die Sorglosigkeit der Menschheit kritisiert und die damit verbundene, düstere Zukunft mit erhobenem Zeigefinger prophezeit. Die gewohnte Qualität wird wiederum durch eine eigenhändige Produktion und das Einspielen der meisten Instrumente durch den Alleskönner höchstpersönlich gewährleistet. Erstmals dürfen darüber hinaus bei PAIN Alexi Laiho, Mikkey Dee von MOTÖRHEAD und Peter Iwers von IN FLAMES als Gastmusikergrößen kleinere Beiträge beisteuern.

düsterer Industrial der Frühe wir tanzen dich nachts
wir tanzen dich morgens und mittags wir tanzen dich abends
wir tanzen und tanzen
ein Mann nächtigt im Studio der experimentiert mit der Elektronik der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt große Stücke dein goldener Glanz Menschheit
dein aschener Niedergang Existenz wir schaufeln unser Grab in Dummheit da liegt man nicht eng

er ruft fühlt tiefer den Rhythmus ihr einen ihr anderen singet und tanzt
er schlägt auf das Eisen im Takt er schwingts seine Augen sind müde
fühlt tiefer die Beats ihr einen ihr anderen legt weiter zum Tanz auf


Dass Herr Tägtgren schon immer innovativ arbeitet ist bekannt. Die elektronischen Einflüsse auf diesem Album sind recht übergreifend und manifestieren sich nicht nur in den üblichen Synthie-Spielchen. Neben den gewohnten, oft an den großen Bruder HYPOCRISY erinnernden Chören und eingängigen Elektromelodien versucht er sich nun verstärkt im Loopingsektor. Beispielsweise ist im ersten Song „Save your Prayers“ der typische Einstöpselsound einer Gitarre als Grundrhythmus verbraten. In einem der ruhigen Momente, die relativ häufig vorkommen und somit starke Kontraste innerhalb der Lieder schaffen, ist dies eindeutig zu erkennen.
Obwohl Herr Tägtgren sich für das gewisse Extra sicher mal wieder Nächte lang abgerackert hat und wirklich solide Arbeit leistet, klingt das Album relativ typisch.

düsterer Metal der Frühe wir hören dich nachts
wir hören dich mittags und morgens wir hören dich abends
wir hören und hören
ein Mann produziert einsam im Studio dein goldener Glanz Menschheit
dein aschener Niedergang Existenz er spielt mit der Wahrheit


Gitarrentechnisch zeigt sich das Werk stellenweise recht kräftig. Ziemlich trockene, aber rhythmisch saubere Riffs bieten eine beatbetonte Grundlast. Schwebende Melodien kommen häufiger vor als gewohnt, aber insgesamt sind die Elemente schwerer auseinander zu halten.
Andererseits sind auch eher gemäßigte Songs enthalten, die mindestens genauso beeindrucken. Während im härteren Bereich brauchbare und herausragende Songs vertreten sind, überzeugen die ruhigen – besonders „Just think again“, zu dem Alexi sein Solo beisteuert – vollkommen.

er ruft spielt süßer den Schmerz der Schmerz ist ein Meister aus Schweden
er ruft singt dunkler die Chöre dann steigt ihre Kraft in die Luft
dann habt ihr einen Rausch in den Wolken da liegt man nicht eng


Genau jene Songs sind es auch, die sowohl atmosphärisch, als auch spielerisch mit HYPOCRISY zu verschmelzen scheinen.

stiller Schmerz der Frühe wir lauschen dir nachts
wir lauschen dir mittags der Schmerz ist ein Meister aus Schweden
wir lauschen dir abends und morgens wir lauschen und lauschen
der Schmerz ist ein Meister aus Schweden seine Augen sind müde
er trifft dich mit eindringlicher Stimme er trifft dich genau
ein Mann nächtigt im Studio dein goldener Glanz Menschheit
er hetzt seine Hymnen auf uns er schenkt uns einen Traum in der Luft
er spielt mit der Wahrheit und träumet der Schmerz ist ein Meister aus Schweden


Insgesamt ein sehr gutes, wenn auch betont solide ausgelegtes Album. Großartige Songs merzen kleinere Schwächen anderer aus, obwohl das sicher auch jeweils eine Geschmacksfrage darstellt. Wer nach einem neuen Geniestreich oder einer industriellen Offenbarung sucht, der wird wohl noch etwas warten müssen.

dein goldener Glanz Menschheit
dein aschener Niedergang Existenz



Anmerken möchte ich noch kurz, dass ich mit der starken Anlehnung an Celans geniale Todesfuge keinerlei Bezüge zu dieser an sich herstellen will – weder thematisch noch inhaltlich. Dies steht weder mir noch irgendwem sonst zu. Man sehe es höchstens als indirektes Gedenken an diesen Mann an, aber keinesfalls als Pervertierung oder Wertung in irgendeiner Form.
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