Die Leiden des jungen Schlagzeugers T.


Interview mit Vomitory
Death Metal aus Schweden - Karlstadt
Die Idee ist, zwei Bands mal die gleichen Fragen zu stellen um Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausstellen zu können. VOMITORY und GOD DETHRONED boten sich geradezu an, denn zwei Ikonen des Death Metals haben in kurzen Abständen jeweils ihr Album veröffentlicht und noch dazu auf dem gleichen Label. Die Umsetzung gestaltete sich letzten Endes schwieriger als gedacht, da die Fragen entsprechend allgemein gehalten werden mussten, sich aber nicht auf Banalitäten beschrenken durften. Für einen ersten Versuch ist jedoch ein mehr als annehmbares Ergebnis zustande gekommen, doch lest selbst.

Hallo, hier ist Falk vom Bloodchamber-Magazin. Wir machen heute mal etwas neues: wir machen ein Interview mit 2 Bands, die beide per E-Mail die gleichen Fragen gestellt bekommen; GOD DETHRONED und VOMITORY. Ich hoffe, ihr macht beide mit und habt Spaß daran.

Erstmal Glückwunsch zum neuen Album. Wie sind bisher die Reaktionen ausgefallen?


Hallo Falk und vielen Dank! Die Reaktionen waren bis jetzt ausschließlich großartig. Es scheint so, als ob das neue Album einigen Leuten Augen und Ohren für VOMITORY geöffnet hat, was natürlich wunderbar ist. Und viele unserer Die-Hard-Fans, die eher zu unseren alten Sachen tendieren, sagen, dass „Carnage Euphoria“ unser bestes Album bisher sei.

Wie wichtig sind für euch Reviews? Beeinflusst das eure künftige Arbeit? Unterscheidet ihr zwischen Reviews von kleineren Fanzines und großen, professionellen Magazinen?

Sicherlich sind sie wichtig, weil Leute sie lesen und davon ihre Entscheidung abhängig machen, das Album mal anzuchecken oder eben nicht. Natürlich ist es cool, ein Killer-Review zum eigenen Album zu lesen, aber persönlich versuche ich, Reviews im Allgemeinen nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Ich unterscheide dabei auch nicht zwischen den kleineren und den professionellen, großen Magazinen. Allerdings wissen die kleineren Magazine in der Regel besser, worüber sie reden, im Gegensatz dazu erscheinen die größeren eher protzig, nonchalant und irgendwie überlegen. Das mag ich nicht. Ich denke, die kleineren Mags und Fanzines nehmen sich mehr Zeit für die Alben, sind sorgfältiger und dringen tiefer darin ein. Daher erstellen sie genauere und irgendwo angemessenere Reviews. Früher bin ich mit schlechten Reviews immer angeeckt, aber wenn man älter (und hoffentlich weiser) wird, interessieren einen solche beschissenen Sachen nicht mehr. Ich weiß, dass ich auf jedem Album mein Bestes gebe, und das ist Befriedigung genug. Ich möchte nicht wahrhaben, dass ich von Reviews in irgendeiner Art beeinflusst werde, aber wahrscheinlich ist es doch mehr, als ich wahr haben will. Wird sich wohl im Unterbewusstsein abspielen.

Kannst Du kurz die Unterschiede zum Vorgängeralbum darlegen? Sowohl die offenkundigen als auch die, die der Hörer vielleicht nicht so mitbekommt.

Als erstes die Produktion: sie ist weiträumiger, wärmer und klingt natürlicher. Sie ist sehr klar und dennoch heavy und brutal. Besonders der Drumsound ist auf dem neuen Album viel besser. Sie klingen wie Drums klingen sollten und nicht wie eine Schreibmaschine oder ein steriler Comuputer, was meiner Meinung nach bei heutigen Metalproduktionen leider sehr oft der Fall ist. Das neue Album ist abwechslungsreicher und hat eine höhere Dynamik als das davor; mehr heavy Parts. Es sind mehr Hooks in der Musik und vereinzelt sogar Harmonien, was bei uns ziemlich selten ist. Peters Gitarrensoli sind auf „Carnage Euphoria“ gründlicher ausgearbeitet, als auf „TBS“.

Die Covers eurer Alben unterscheiden sich teils sehr stark voneinander. Wer hat euch das vom aktuellen Album angefertigt und warum habt ihr euch dafür entschieden?

Dieses Mal haben wir mit Björn Goosses von Killustrations gearbeitet. Wir sind schon seit vielen Jahren Fans seiner Arbeiten und dieses Mal haben sich unsere Wege gekreuzt und das Ergebnis ist sehr cool. Wir konnten uns eigentlich von Anfang an nicht so etwas vorstellen – in Anbetracht des Albumtitels – aber Björn hatte seine Idee, die er umsetzen wollte und nach einer ziemlich langen Diskussion haben wir uns für diese Version entschieden,von der ich persönlich denke, dass sie fantastisch ist. Ich liebe das Farbschema beim Artwork (oder besser den Mangel an Farben) – es ist blass,roh und grob, aber als erstes und wichtigstes: sehr Death Metal.

Der Death Metal erlebt seit einiger Zeit einen Aufschwung, obwohl er vor Jahren schon für tot erklärt wurde. Bands, die sich schon aufgelöst hatten, sind plötzlich wieder da, teils mit sehr starken Alben. Ihr ward stets präsent. Warum sollte man ausgerechnet euer Album kaufen, wo das Angebot und die Auswahl doch so groß ist.

VOMITORY bietet einen einzigartigen Mix aus Death, Thrash, Grind und Crust, bei dem alles ineinander gedreht ist. Wir haben uns niemals auf Trends eingelassen oder dem, was gerade angesagt war, sondern wir sind unserem Stil um dem woran wir glauben treu geblieben. Wir haben eben die Fähigkeit, gute Songs zu schreiben, ohne dass wir 100 verschiedene Riffs alle 3 Minuten neu mischen müssen. Das ist eine unserer größten Stärken als Band.

In der Vergangenheit wurde der Death Metal durch viele so genannte moderne Strömungen beeinflusst. Die Genrebezeichnungen werden immer konfuser und undurchsichtiger. Wie stehst du dem ganzen gegenüber?

Ich schätze, das ist einfach nur eine natürliche Entwicklung und auf eine Art auch notwendig um das Genre am Leben zu halten und um zu begreifen, dass Death Metal sein sollte, wie er schon immer war: brutal und tödlich.

Ihr werdet dieses Jahr auf dem Summer Breeze Open Air zu sehen sein. Bevorzugst du Festivals oder eine Tour? Wo liegt für die Band der Unterschied?

Yeah, wir freuen uns wieder auf dem Summer Breeze zu spielen. Wir haben 2004 schon einmal dort gespielt und das war eine unserer besten Liveerfahrungen. Ich spiele lieber Festivals als eine Tour. Auf Festivals spielt man vor einem viel größeren Publikum und die Stimmung ist normalerweise nicht zu übertreffen. Dazu kann man viele coole Leute von anderen Bands treffen und es gibt meistens auch eine großartige Party dort. Natürlich haben auch die Shows auf Tour ihre Vorteile. Man hat mehr Zeit, sich gewissenhaft vorzubereiten und bekommt einen besseren Soundcheck. Auf Festivals ist gerade letzteres nicht der Fall, was verheerend für die Show sein kann und die Zeit unmittelbar vor dem Auftritt ist sehr hektisch. Als Schlagzeuger habe ich vorher und in der Umbaupause am meisten zu tun, und das kann sehr stressig und nervig sein- ich werde regelrecht frustriert, sauer und angepisst von jedem. Aber vielleicht ist ja gerade das wichtig für meine Performance, haha. Und natürlich verbreitet man den eigenen Namen wesentlich mehr und auch nachhaltiger als auf einem Festival. Außerdem ist der Kontakt zum Publikum natürlich wesentlich persönlicher, was auch toll ist.

Bevorzugt ihr einen Nightliner, wenn ihr unterwegs seid, oder reicht euch ein Mercedes Sprinter oder ähnliches?

Auf größeren Touren bevorzuge ich aus verschiedenen Gründen einen Nightliner. Alles ist viel bequemer – die Vorbereitung, das Schlafen, der Komfort und so weiter. Aber auf kürzeren Trips, also ein Wochenende oder maximal eine Woche, ist mir sowas wie ein Sprinter und die Unterbringung in Hotels oder Herbergen lieber.

Bitte kommentiere mal folgende Zeilen aus einem Song (nicht von euch). Was steckt für Dich dahinter?
„Kickin' up dust with your hand on the bible
You would do anything for survival
It's your own fault why you're in this mess
Whatever you say we couldn't care less“


Ehrlich gesagt, I couldn't care less about these lines. Ich hab gegoogelt und rausgefunden, das es sich um „Down In Flames“ von einer Band names PSYCHOPUNCH handelt. Ich kenne weder das Lied noch die Band.

Glaubst du, dass die Finanzkrise Auswirkungen auf die Metal Szene hat oder noch haben wird? SPV hat ja vor einigen Tagen Insolvenz angemeldet.

Ich glaube, das hat sie schon. Die Leute achten darauf, wofür sie ihr Geld ausgeben, ob es sich nun für Eintrittskarten, T-Shirts oder CDs handelt. Die Plattenfirmen, das kannst du dir sicher vorstellen, sind heutzutage auch ein wenig vorsichtiger geworden. Die beste Lösung für die Krise wäre meiner Meinung nach, zu versuchen, alles so normal wie gewöhnlich weiter zu machen. Zumindest hier in Schweden hat die Krise die Leute nicht so hart getroffen wie in einigen anderen Ländern.

Mit welchem Künstler würdest du gerne mal ein Bier trinken gehen? Tot oder am Leben, völlig egal.

Dimebag Darell war wohl ein klasse Typ, und ich hätte gern mal ein Bier mit ihm getrunken. Wenn ich mir eine lebende Person aussuchen kann, dann wähle ich Dave Grohl, der wohl auch ein feiner Kerl ist.

Vergib bitte mal Schweden, Holland und Deutschland Punkte in Bezug auf die folgenden Schlagwörter:
Frauen:

Schweden: 9
Holland: 6
Deutschland: 4,5
Fußball:
Schweden: 2
Holland: 7
Deutschland: 8,5
Bier:
Schweden: 5
Holland: 7
Deutschland: 7
Metal Szene
Schweden: 5
Holland: 7,5
Deutschland: 8
Autos
Schweden: 6,66
Holland: ???
Deutschland: 9

Welche Frage hast du an GOD DETHRONED? Ich werde sie ihnen auch schicken, damit sie diese beantworten können. Umgekehrt bekommst du von mir noch die Frage von GOD DETHRONED an euch geschickt.

Ich würde sie (oder Henri) fragen, was ihn immer noch antreibt und ihn inspiriert, Jahr für Jahr weiter zu machen.
Henri: Der Grund für mich, weiter zu machen, ist die Liebe zu dieser Musik, das Leben, das damit einhergeht, das viele Reisen, coole Leute in der ganzen Welt zu treffen und Orte zu sehen, an denen man vorher noch nie war. Es ist wie eine Sucht, die dich nicht mehr loslässt. So lange ich in der Lage bin, Songs zu schreiben, die die Leute hören wollen, so lange mache ich weiter.

Vielen Dank für das Interview! Viel Glück für die Zukunft! Vielleicht sehen wir uns ja auf dem Summer Breeze und trinken ein paar deutsche Bier zusammen.

Ja, vielen Dank dafür. Lass uns ein paar Bier dort trinken. Wir lieben Bier. Jeder, der uns dort entdeckt ist eingeladen, uns ein Bier auszugeben.
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