Ordentlich auf die Glocke gibt es auf “Pursuit Of Honor“, dem Labeldebüt der amerikanischen BATTLECROSS. Auskunft darüber, warum das so ist, gibt Schlagzeuger Michael Kreger, der sich kurz ordentlich in Rage zu schreiben scheint, um dann zu zeigen, dass knallharte Thrasher aus einer abgewirtschafteten Industriemetropole auch ein dankbares Herz haben. Da gewinnt der Vergleich mit Rocky gleich an Gewicht.


Hallo nach Detroit, der Heimat meiner Lieblingssitcom. Ich bin sicher, Tim Taylor würde die Power von BATTLECROSS zu schätzen wissen.

Wenn er BATTLECROSS als Energiequelle für sein Werkzeug hätte, wäre Detroit wahrscheinlich schon renoviert.

Zuerst würde ich gerne wissen, was es mit dem Bandnamen auf sich hat. Wofür steht das „Kampfkreuz“?

Es ist ein Platzhalter. Es ist, was auch immer du willst, dass es ist. Wir haben nicht wirklich eine Antwort darauf, was es ist, außer dass es ein Name ist, den niemand zuvor benutzt hat. Wir finden, er klingt cool, und es ist ein seltener und einzigartiger Name.

Ihr bezeichnet euren Stil als „Blue Collar Thrash Metal“ (etwa: Arbeiter Thrash). Wie viel Detroit steckt in diesem Ausdruck und wie viel von eurer Einstellung dazu, in einer Band zu spielen und harte Musik zu machen?

Detroit und Flint (eine Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern im Norden von Detroit und der Geburtsort von General Motors) sind enorm wichtig dafür, wie wir schreiben. Blue Collar Thrash ist einfach, es ist Detroit, eine Stadt, die wegen der Autoindustrie auf die Landkarte kam und wegen dem Kollaps der großen Drei (Ford, General Motors & Chrysler) jetzt in Trümmern liegt. Unsere Einstellung ist einfach: Sich durch alle Hindernisse durchboxen. EGAL, WAS ES IST! Wie hart es dich im Leben auch trifft, der einzige Weg zu überleben, ist wieder aufzustehen und weiterzumachen! Unser Motto gleicht dem von Rocky im Kampf gegen Drago. Er hat eine Menge Prügel eingesteckt, aber wenn du immer weiter kämpfst, erreichst du die Spitze!

Im Zeitalter der Globalisierung könnte man auf den Gedanken kommen, dass die Heimat nicht mehr so wichtig ist, wie sie einmal war, weil wir alle „Weltbürger“ sind. Wie wichtig ist eurer Meinung nach ganz allgemein die Heimatstadt für den Sound einer Band? Sind andere Bands aus der gleichen Region wichtiger als die Atmosphäre und die Lebensbedingungen in der Region?

Ich weiß ganz sicher, dass wir nicht annähernd die gleiche Band wären, wenn wir nicht in Detroit leben würden. Wir erleben Lebensveränderndes hier! Jeden Tag sind in den Nachrichten einige Todesfälle, korrupte Offizielle der Stadt bestehlen die Armen, Firmen, die größten Profit abgeworfen haben, haben geschlossen. Soll ich noch weitermachen?!? Es ist deprimierend und die Feindseligkeit, die sich in uns aufgestaut hat, weil wir nichts haben, dem wir entgegen sehen oder auf das wir uns freuen können, steckt in unserer Musik. Wir haben nichts als Blut, Schweiß und Tränen in dieses Album gesteckt. Ich danke Detroit, dass es uns diese Wut gegeben hat!

Soweit ich das gesehen habe, hat „Pursuit Of Honor“ fast die gleiche Tracklist wie „Push Pull Destroy“ – „Kaleb“ statt „Aiden“ und „Foreshadowing“ ist neu. Ich nehme an, das hat nicht hauptsächlich damit zu tun, dass ihr bei Metal Blade unterschrieben habt und PPD einem größeren Publikum verfügbar machen wolltet, sondern damit, dass Kyle auf PPD noch nicht gesungen hat. Was ist der Hauptunterschied mit Kyle und habt ihr noch andere Sachen an den Liedern geändert?

Die Lieder sind gleich. PPD war unsere Eigenveröffentlichung, bei der unser Leadsänger Marshall vielleicht eine oder zwei Wochen vor dem Pressen ausgestiegen ist. Es war niederschmetternd, diese ganzen Anstrengungen in das Album gesteckt zu haben, damit es nur im Regal rumsteht. Also haben wir Kyle gebeten, ein paar Tracks aufzunehmen, so dass wir sie bearbeiten konnten. Metal Blade fanden gut, was sie hörten, und dann haben wir uns rangehalten, das Album mit ein paar Einwürfen von Kyle fertigzustellen. „Kaleb“ ist das einzige Lied, dass Kyle umgeschrieben hat, „Foreshadowing“ war ein Hidden Track auf PPD.

Sitzt ihr schon an neuen Liedern oder wart ihr zu beschäftigt mit der Promotion des Albums, Touren etc.?

Die Tour ist immer noch in der Schwebe. :(
Aber natürlich haben wir uns durchgehend den Arsch abgearbeitet mit dem Promoten. Wir gehen zu vielen Shows und promoten wie die Kids. Promoten, promoten, promoten. Daneben haben wir auch etwas tolles Material geschrieben, es entwickelt sich sehr schön. Ich kann das zweite Album kaum erwarten, aber ehrlich gesagt sind wir unglaublich hungrig aufs Touren!!!

Der Stil des Covers scheint eine gewisse Ähnlichkeit zu einigen S.O.D. oder M.O.D. Covern zu haben. War das eine beabsichtige Referenz oder sehe ich Dinge, die gar nicht da sind?

Unser Produzent Josh Schroeder war ein wichtiger Teil des Albums und wir haben ihn gebeten, sich persönlich ein Coverartwork für uns auszudenken. Wir haben ihm gesagt, er soll zeichnen, was uns seiner Meinung nach am besten beschreibt. So ist „Pursuit Of Honor“ entstanden. Ich liebe es! OLD SCHOOL!

Findest du es schwierig, eine eigene Note in den Metal einzubringen, nachdem so viele Bands so viele Alben veröffentlicht haben in den letzten 30 Jahren?

AUF KEINEN FALL! Wir machen, was wir fühlen. Alles ist schon mal gemacht worden und wenn du darauf fixiert bist, der Alleroriginellste zu sein, wirst du scheitern, bevor du auch nur einen Akkord gespielt hast. Wir lieben, was wir tun! Metal auf unsere Weise zu schreiben. Das kann uns niemand nehmen und wir brauchen kein Etikett „Originellste Metalband“. Wir wollen unsere Variante des Metal vermitteln. Wie er uns beeinflusst hat, für uns gewachsen ist und wie leidenschaftlich wir dafür einstehen. BATTLECROSS ist, wie wir Metal interpretieren. Liebt oder hasst uns, wir sind auf einem der renommiertesten Metallabel, die es gibt. Unsere Mission war, dass die Welt uns hört. Wir haben einige Ohren geöffnet und Köpfe verdreht bei Metal Blade in einer sterbenden Wirtschaft und die Chance unseres Lebens ergriffen. Also wirst du in den nächsten Jahren eine Menge von uns hören! Das Leben von fünf Kerlen dreht sich um diese Band und dieses Genre! Sei dir sicher, wir werden nicht anhalten! PUSH PULL DESTROY!

Seid ihr in einem Interview schon mal nach einem seltsamen Beitrag bei Twitter oder Facebook gefragt worden? Ein aktuelles Beispiel wäre die Frage auf eurer Facebookseite, ob jemand Erfahrungen mit einem Medium hat. Ich rätsele noch, was der Grund für diese Frage war…

Ich weiß ehrlich nicht, wer das eingestellt hat, aber nein, bisher gab es keine verrückten Fragen. Doch ich freue mich darauf, welche gestellt zu bekommen!

Gibt es irgendwelche Musiker zu denen du aufschaust?

Naja, ich bin der Drummer, wenn du also all die anderen Drummer siehst, fragst du dich nicht „Was zur Hölle?!?“. Aber ja, viele. An erster Stelle Dimebag Darrell, der der Metalwelt gezeigt hat, dass man Einigkeit demonstrieren und freundlich sein kann, ohne dass es das „Metalimage“ ankratzt. Shannon Lucas (Ex-ALL THAT REMAINS, THE BLACK DAHLIA MURDER) für seinen unglaublichen Support und einige Kniffe. Igor Cavalera, Paul Bostaph (u.a. Ex-FORBIDDEN, Ex-SLAYER, TESTAMENT), Dave Lombardo, Lars Ulrich, Tomas Haake (MESHUGGAH), Dan Fayz, Zach Gibson (u.a. Ex-THE BLACK DAHLIA MURDER, ABIGAIL WILLIAMS). Alle Meister ihres Fachs!

Was sind deine drei Lieblingsbands aus Detroit, außer BATTLECROSS natürlich?

3 PARTS DEMON, BURY THE SILENCE, SHIT LIFE. Alles unglaublich talentierte Bands, die man sich anhören sollte.

Und zum Schluss: Wann werden wir denn BATTLECROSS in Deutschland sehen können?

Sobald du uns rüberfliegst! Wir spielen umsonst, bring uns nur dahin!!! ;-)

Die letzten Worte gehören dir:

Ich möchte dir danken und jedem, der an uns glaubt und von uns berührt wird. Wir haben so hart daran gearbeitet, rauszukommen und gehört zu werden, und jetzt wird alles wahr. Die Leute, die uns interviewen… Wir lieben euch! Danke für alles!
Und an die Fans von BATTLECROSS: Wir danken euch, Danke, Danke, Danke! Und seid auf der Hut, weil ich euch VERSICHERE, wir werden in eure Gegend kommen und wir werden eure Trommelfelle explodieren lassen!
(Das ursprüngliche „We will MELT YOUR FACES OFF!“ macht im Deutschen leider noch weniger Sinn als im Original, auch wenn es sich natürlich schmissig anhört, Gesichter zu schmelzen.)

(1. Bild von links nach rechts: Tony Asta (git), Michael Kreger (dr), Kyle Gunther (voc), Hiran Deraniyagala (git), Don Slater (bs))