Selbst vor Legenden ist man nicht sicher...


Interview mit Napalm Death
Grindcore aus Großbritannien - Birmingham
Eine Metal Legende geht ein zweites Mal an die nicht ganz leichte Aufgabe heran, alter Klassiker aus dem Metal oder dem nahen Punk und Hard Core Genre nochmals auf Plastik zu bannen. Hat gut funktioniert, wie man auf „Leaders Not Followers: Part 2“ vernehmen kann. Warum das so ist und was sonst so auf der Insel läuft erklärt uns jetzt der Barney.

Cover-Alben sind ja schon immer was besonderes, denke ich mir, deswegen frage ich erstmal nach dem Grund, der die Band bewegt hat, nach dem ‘99er Release “Leaders Not Followers” ein weiteres Metal die Cover-Keule zu schwingen.


„Bei der Produktion des ersten Albums hatten wir eine Menge Spaß. Die Reaktionen der Fans auf „Leaders Not Followers“ waren auch gut, das Album kam an. Wir hatten eine riesige Auswahl an Songs, die wir auf das Album packen konnten, deswegen wäre es auch dumm gewesen, dieses nicht zu tun. Es kann regelrecht süchtig machen, wenn du Musik aufnimmst, die so wichtig für dich ist, wie die Songs auf diesem Album."

Vielseitigkeit ist für mich bestimmende Wort auf “Leaders Not Followers: Part 2”. Wie habt ihr es denn mit der Songauswahl hinbekommen ohne dass es hinterher Tote gab?

"Wir alle nahmen jeder rund 10-15 Songs und engten davon ausgehend die Auswahl ein. Ich glaube am Ende hatten wir 30 Stücke, die bereit waren, aufgenommen zu werden. Dann lief uns aber auch die Zeit aus und wir dachten: „shit, better get finished!“. Und Tote gab es auf keinen Fall, wir hatten einfach zu viel Spaß an der Sache um uns in die Wolle zu kriegen."


Mal so nebenbei gefragt, was ist dein Lieblingsstück auf eurem Album und warum? Hatte es eine persönliche Bedeutung für dich, diese alten Songs aufzunehmen?

"Mh, das ist ne schwere Frage. Wenn ich mir unbedingt einen aussuchen müsste wäre es „Conform“ von Siege. Diese Band habe ich stets beim komponieren von Napalm Songs im Hinterkopf. Das Original ist schon abgedreht genug, aber wenn unsere Version erst schnell wird ist es wie: „Oh, Jesus!“

Napalm Death gelten ja nun als die Miterfinder des Grindcores und sind immernoch ein enormer Einfluss für zahlreiche Bands. Ist es da nicht komisch, dass eine Band mit solch einem Status, wie ihr ihn habt, eine gänzlich unbekannte Band wie „Insanity“ covert? Was kann denn der Sinn einer Coverversion sein, wo wahrscheinlich 99% der Hörer das Original nicht kennt?

"Ja, das Original wird tatsächlich nur von den allerwenigsten gekannt werden, da bin ich mir auch sicher. Die Sache ist, dass es noch soviele Klassiker gibt, die die Leute noch gar nicht kennen, aber unserer Ansicht nach sollten. Der Song von Insanity ist ein hervorragendes Exemplar für früheren technischen Death Metal. Ich bin der Meinung, dass das Ding auch heute noch viele moderne technische Death Metal Bands von der Platte putzt!"

Was ich am meisten an der "Leaders Not Followers: Part 2" schätze ist die Tatsache, das die Songs selbst durch eure Bearbeitung noch sehr nahe am Original sind. War es denn schwierig für euch die Atmosphäre der einzelnen Songs einzufangen?

"Nein! Ich denke, wenn du einen Song so sehr liebst, hat er für immer einen Platz in deinem Kopf. Unbewusst nimmst du einige wichtige Charakteristiken des Songs auf und wenn du nun das Stück covern möchtest, kommen diese Dinge wieder zum Vorschein. Abgesehen davon sind da auch noch einige Techniken, die wir im Studio eingesetzt haben, aber ich werde es dir überlassen, den Kram rauszuhören."

Mir ist zu Ohren gekommen, dass euer früherer Bassist Jim Whitley einen Gastauftritt auf der Scheibe hat. Stimmt das?

"Jim ist seit rund 20 Jaren ein Freund von mir und Shane. Discharge und Anti-Cimex sind zwei seiner Lieblingsbands, weshalb es ihn auch begeisterte, die Songs einzuspielen. Er kam fröhlich zu uns und grindete den Bass ein. Jims Augen sahen dabei aus, als ob sie rausfielen – War schon verdammt lustig!"


Was steht demnächst im Hause Napalm Death an? Gibt es Tourpläne und wird man dort das neue Zeug hören können?

"Yeah, wir werden auf dem X-Mass Festivals sein, wo u.a. noch Marduk, Finntroll und Black Dahila Murder zocken werden. Ich hoffe, wir spielen 3, 4 Coversongs, aber wir haben noch nicht weiter darüber gesprochen. "

Gab es eigentlich Feedback von Seiten der Gruppen, die ihr gecovert habt?

"In der Tat! Alle scheinen mit dem Ergebnis ziemlich zufrieden zu sein, einige fühlen sich auch sehr geehrt. Aber ich denke, dass wir uns eher geehrt fühlen müssen. Einige dieser Leute haben wohl nicht verstanden, was sie für einen Einfluss mit ihrer Musik auf unsere Leben ausgeübt haben. "

Noch eine Frage zum Schluss: Napalm Death sind mit der Dienstälteste Extreme Metal Act überhaupt. Glaubst du persönlich, dass sich der Sound dieser Band noch entscheidend ändern könnte oder denkst du, dass ihr euren definitiven Stil schon längst erreicht habt?

"Wir versuchen immer die beste und intensivste Musik zu machen, zu der wir in der Lage sind. Ich denke nicht, dass wir nun auf jeden Fall unseren Sound so belassen werden, denn man hat doch immer wieder neue Ideen, vor denen man sich nicht verschließen sollte. Intensität und Glaubwürdigkeit sind aber das wichtigste für Napalm Death. "

Vielen Dank für das Interview und man sieht sich hoffentlich auf der nächsten Tour in Deutschland, am besten mit Hirax im Gepäck!

"Danke für eure Unterstützung, ihr werdet in der nächsten Zeit noch viel von uns hören! Ich werde mir wohl meinen Kopf abgeschreien!"
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