Running Wild - Rogues En Vogue-Tour

Running Wild - Rogues En Vogue-Tour

MessengerRunning Wild
Saarbrücken, Garage
27.09.2005
Das letzte Mal, als Rock´n Rolf und seine Piraten die Saarbrücker Garage heimsuchten, ist mittlerweile 16 Jahre her. Das Konzert im Rahmen der "Death or Glory"-Tour gehört noch immer zu meinen schönsten Erinnerungen, gab es doch damals all das, was Running Wild auszeichnete: einen ganzen Sack voller Klassiker + dazugehöriges Brimborium in Form von Pyros und Böllern und mit Rage eine ausgezeichnete Vorband. Die "Brotherhood"-Show, der ich vor einigen Jahren in Köln beiwohnen durfte, war dagegen eher enttäuschend, konzentrierte sich die "Band" doch eher auf neue Songs als auf ihre Evergreens. So war ich also gespannt, was mich auf Konzert Nr. 3 erwarten sollte. Würden die alten Zeiten wiederkehren, sollte ich ein zweites Mal enttäuscht werden oder sollte es eine Mischung aus beidem werden? Die Spannung stieg ins Unermeßliche...

Bevor es so weit war, gab es erst einmal eine Überraschung für alle heimischen Anwesenden. Statt den Hamburger Echt-Metaller Stormwarrior - die Running Wild auf ihrer Tour begleiten, für Saarbrücken aber scheinbar nicht gebucht wurden - durfte die Saarländische Hoffnung Messenger die Halle auf Betriebstemperatur bringen. Und die Jungs um Frontmann Siggi, dessen Stimme mehr als einmal an US-Ikonen wie James Rivera (ex-Helstar, ex-Destiny´s End, ex-Seven Witches, Distant Thunder) erinnerte, nutzten ihre Chance und meisterten die Rolle des Openers mit Bravour. Das erstaunliche ist, daß die Bande knapp 2 Stunden vor Beginn von ihrem Glück erfuhr und Leadgitarrist Frank Kettenhofen aufgrund dieser Kurzfristigkeit jobbedingt die kurze Reise nach Saarbrücken nicht antreten konnte. Da Messenger aber mit ihrem Frontmann einen Wunderknaben in ihren Reihen haben, der nicht nur die Stimmbänder meisterlich beherrscht, sondern auch zu den besten saarländischen Gitarristen zählt, stellte diese Schwierigkeit kein Problem dar. Immer wieder mal kurz die Gitarre umgeschnallt, sorgten die Soli des Knaben ein ums andere Mal für offene Münder. Eine Schande, daß bisher noch kein Plattenlabel ein Auge auf diese begnadete Band geworfen hat! Oldschool-Maniacs mit einem kleinen Faible für US-Metal sollten schnellstens einen Blick auf die Homepage www.messengerband.de werfen und sich mit der Band vertraut machen.

Nach der Umbaupause folgte dann die Stunde der Wahrheit. Rock´n Rolf und seine Crew, bestehend aus Gitarrist Peter Jordan, Bassist Peter Pichl und Drummer Matthias Liebetruth (allesamt Meister ihres Fachs) stiegen nach dem bekannten Intro mit dem Opener des meiner Meinung nach sehr guten neuen Albums "Rogues En Vogue", "Draw The Line" ein und eröffneten einen Set, der einen Großteil der Alben in der Historie des in Hannover lebenden Hanseaten berücksichtigte. Gut gelaunt und mit einer immensen Spielfreude feuerte man neben neuem Material wie "Skeleton Dance", "Welcome To Hell", dem exzellenten "Black Gold" und "Victory" Klassiker wie "Raise Your Fist", Riding The Storm oder "Soulless" in die Menge und ließ sich völlig zu Recht gebührend abfeiern. Die Menge fraß der Band aus der Hand und bangte sich bei alten wie neuen Songs (die übrigens im Live-Kontext sehr gut funktionieren und durchaus neben den Classics bestehen können) die Nacken wund. Es war aber auch nur zu geil, Granaten wie das von der Menge gegröhlte "Prisoners Of Our Time", "Bad To The Bone", die Hymne "Little Big Horn" oder den überirdischen "Port Royal"-Track "Conquistadores" live um die Ohren geballert zu bekommen. Auf Schnickschnack wie Kostüm-Paraden wurde dieses Mal komplett verzichtet, auf die allbekannten Pyros aufgrund strenger Sicherheitsvorkehrungen leider ebenso, stattdessen regelte während der recht kurzen und knappen Eineinhalbstunden der reine Heavy Metal.

Wo wir auch schon bei einem kleinen Manko wären. Die Zeit verging wie im Fluge und nach der obligatorischen "Under Jolly Roger"-Zugabe hatte man schon ein wenig das Gefühl, daß doch noch einige Klassiker fehlten. Andererseits würden jedoch nicht einmal 3 Stunden ausreichen, um es allen recht zu machen. Ob es dann aber Sinn macht, ein Baß- und ein Drumsolo einzubauen, sei dahingestellt, schließlich wäre somit noch Zeit für den ein oder anderen normalen Song gewesen. Ansonsten gab es aber nichts zu meckern, haben es Running Wild an diesem Abend doch geschafft, so ziemlich jeden Fan zufrieden zu stellen und gleichzeitig bewiesen, daß mit ihnen bzw. mit ihm (Rolf) auch in den nächsten Jahren noch zu rechnen sein sollte. Ich freu mich jedenfalls schon auf die nächste Tour. Sollte Herr Kasparek dann auch mal auf die Idee kommen, die Songs "The Phantom Of Black Hand Hill", "Mordor" und "Whirlwind" in die Setlist aufzunehmen, krieche ich auf Knien nach Hamburg bzw. Hannover und schwimme danach auch noch quer durch die Nordsee!

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