Metallica & Avenged Sevenfold

Metallica & Avenged Sevenfold

Metallica
Berlin, Waldbühne
06.06.2006
Der 6. 6. 06 – ein magisches Datum: „The Mighty Metallica“ haben sich entschlossen, diesen Tag nicht tatenlos verstreichen zu lassen und schauen, nach Rock am Ring und Rock im Park, mal eben an der Waldbühne in Berlin vorbei. Auch für die Rezensentin ist es ein ganz besonderer Tag: Soll sie doch heute das erste Mal in ihrem Leben in den Genuss kommen, die Helden ihrer frühen Metal-Jugend livehaftig zu erleben. Dass diese ihren Heldenstatus mittlerweile eingebüßt haben, spielt dabei keine Rolle, da ja bekannt ist, dass die Band den neueren Werken ihre Laufbahn live keine allzu große Aufmerksamkeit schenkt.
Die drei Sechsen im Datum machen sich jedoch schon beim Start im heimischen sächsischen Dorf bemerkbar: Ein heftiges Unwetter samt smartie-großer Hagelkörner bricht über Leipzig herein und macht die Fahrt nicht gerade angenehm. Auf der Autobahn dann dasselbe Bild: Eine dicke schwarze Wolke scheint über dem Gefährt zu schweben, als wolle sie die heile Ankunft in Berlin verhindern. Zum Glück geht alles gut. Bevor es richtig losgeht, wird man noch ordentlich nass, aber was ein richtiger Metaller ist...

Die Berliner Waldbühne ist ein Amphitheater riesigen Ausmaßes, das, idyllisch im Wald gelegen und voll besetzt mit fast 20.000 Menschen, eine wahrlich beeindruckende Kulisse für ein Konzert ist. Während sich die meisten zahlenden Gäste noch die Platzwahl schwer machen, besteigen AVENGED SEVENFOLD aus Orange County, Kalifornien, bereits die Bühne, um die Bretter für „mighty Metallica“ schon mal ordentlich anzuheizen. Dass nur geschätzte ein Prozent des anwesenden Publikums mit ihrem Songmaterial vertraut sind, stört die junge Band wenig. Mit viel Enthusiasmus und Spielfreude präsentiert sie ihren ungewöhnlichen Mix aus Heavy Metal, modernem Rock und Core und darf dafür auch schon mal ausschweifenden Jubel kassieren. Eine echte Überraschung ist dabei auch Sänger M. Shadows, der seine Fähigkeiten im Vergleich zur Konserve nicht nur zu halten, sondern sie, durch Einbringung rauerer Facetten, sogar zu übertreffen weiß. Neben den Gassenhauern „Unholy Confessions“, „Burn It Down“ und „Bat Country“ sorgt vor allem das Pantera-Cover „Walk“ für ausgelassene Stimmung.

METALLICA sind „mighty“, und deshalb geben sie sich eben nicht mit einer normalen Bühne zufrieden. Nein, da muss schon ein Kunstwerk mit erhöhtem Podest her, das auch gewaltig Feuer spucken kann. Dass es zu dessen Aufbau mindestens 30 Leute und auch ein wenig Zeit braucht, verwundert wenig. Eine knappe Stunde vergeht, ehe die Vier leibhaftig und in Farbe auf der Bühne zu bewundern sind. Die beeindruckende Kulisse weiß mittlerweile auch beeindruckenden Jubel zu erzeugen und beantwortet den oldschooligen Einstand „Motorbreath“ mit ohrenbetäubender Begeisterung. Völlig egal, ob die Songs nun älter oder neuer sind, der Beifall bleibt stets der gleiche – die Fans sind einfach glücklich, ihre Helden (oder früheren Helden) auf der Bühne zu sehen. „Fuel“, „Wherever I May Roam“ und „The Unforgiven“ gehen in feinstem Sound jedenfalls runter wie Öl.
Dann wird es ernst: Die Band präsentiert einen neuen Song, noch recht einfallslos mit „New Song“ betitelt. Alle, die sich good ol’ METALLICA zurückwünschen, seien hiermit von ihren Wahnvorstellungen befreit. Der Neue klingt verdammt modern, hat einen ohrwurmeligen Refrain und bewegt sich in etwa in der Schnittmenge „Black Album“, „Reload“ und „St.Anger“. Nicht schlecht, wenn auch nicht annähernd den hohen Erwartungen entsprechend.

Genau wie bei den beiden großen Festivals feiern METALLICA auch in Berlin das Jubiläum ihres Meilensteins „Master Of Puppets“, indem sie das komplette Album von vorn bis hinten spielen. Ganze 20 Jahre hat das Teil nun schon auf dem Buckel, die Stücke klingen live jedoch immer noch frisch und unverbraucht. Bei „Battery“ und „Master Of Puppets“ die Stimmung laufen Band und Publikum zur absoluten Hochform auf; und auch der Rest des Albums weiß, auch dank der überragenden stimmlichen Leistung James Hetfields, vollends zu begeistern.
Nach diesem 45minütigen Konzert-Höhepunkt folgt der Schlussakt in Form des Zugabenblocks. Die unvermeidlichen „Enter Sandman“ und „Nothing Else Matters“ gehören ebenso dazu wie das von akustischem Bombenhagel und Feuerwerk begleitete „One“ oder ein Ramones-Cover, bei dem die Jungs von AVENGED SEVENFOLD gesangstechnische Unterstützung leisten. Krönender Anschluss ist das von Tausenden Fans lautstark mitgesungene „Seek And Destroy“. Danach verabschiedet sich die Band unter tosendem Applaus von der Bühne.

Fazit dieses feucht-kalten Abends: Das komplette „Master“-Album, zwei „Kill ’em All“-Stücke, viel vom „Schwarzen“, nur ein Song aus der „Reload“-Phase, nix von „Load“, nix von „St. Anger“ – eine höchst befriedigende Songauswahl. Noch wichtiger als die Auswahl der Lieder waren eine gut gelaunte Band und der tolle Gesang Hetfields. Als prägendste Erinnerungen des Abends bleiben jedoch die beeindruckende Kulisse mit Tausenden jubelnden Fans, massenhaft wohlige Gänsehäute und die schönsten Versionen von „Master Of Puppets“ und „One“ ever.
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