Metallica - Death Magnetic

Metallica - Death Magnetic
Thrash Metal
erschienen am 12.09.2008 bei Mercury
dauert 74:41 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. That Was Just Your Life
2. The End Of The Line
3. Broken, Beat & Scarred
4. The Day That Never Comes
5. All Nightmare Long
6. Cyanide
7. The Unforgiven III
8. The Judas Kiss
9. Suicide & Redemption (Instrumental)
10. My Apocalypse

Die Bloodchamber meint:

Es gibt ein grundlegendes Problem mit METALLICA und Diskussionen über die Band und ihre Alben. Praktisch kein Metalfan hat keine Beziehung der einen oder anderen Art zu der Band. Es gibt Menschen, für die die Band eine Herzensangelegenheit war, ist und immer bleiben wird, und wenn es nur ist, weil sie ihre Partnerin bei „Nothing Else Matters“ zum ersten Mal geküsst haben. Für andere sind sie geradezu der Inbegriff dessen, was sie im Metal nicht sehen wollen, noch vor MANOWAR: Kommerzialisierung, Medienstars ohne Verbindung zur Basis, Aufarbeitung persönlicher Probleme in epischen Filmen usw.
Dazwischen und darüber hinaus gibt es unendlich viele andere Einstellungen, aber alle haben sie eins gemein: wirklich JEDER hat eine Meinung zu METALLICA.

Dementsprechend bunt wird es immer, wenn es um METALLICA geht. So gab es zu „Death Magnetic“ schon lange vor der Veröffentlichung mehr als 100 Bewertungen auf Amazon, bei denen längst nicht jeder auch nur ein Lied komplett gehört haben konnte. Mittlerweile ist das gute Stück seit einer Woche auf dem Markt und jeder hatte die Chance, das Album auch ohne Kauf via Bandhomepage oder Last.fm zu hören, wenn er nicht erstickt ist in Meldungen über Lieferprobleme bei der Sargbox, die andere Abmischung bei Guitar Hero III (die ich nicht kenne) und zig andere Sachen, die alle nur deshalb interessant sind, weil es um METALLICA geht.

Aber was ist „Death Magnetic“ jetzt für ein Album geworden?

Es ist ein Album geworden, mit dem viele Leute, die sich noch heute in schöner Regelmäßigkeit das Maul zerreißen über die Band und ihre letzten drei Alben, hoffentlich endlich ihren Frieden mit der Band machen können. Es ist ein Album geworden, dass den letzten allseits respektierten Alben der Band Tribut zollt, ohne plump zu kopieren oder alte Ideen zu recyclen.

Es gibt so viele gute und harte Riffs wie eine Menge der aktuellen Retro-Jungspundbands in ihren ganzen Karrieren nicht zu Stande bringen werden. Leider wird ihnen selten der volle Raum zur Entfaltung gelassen, weil sie in den gewaltigen Liedmonolithen etwas untergehen, obwohl die Gitarre deutlich lauter aus den Boxen kommt als der Rest der Band. Am Schlagzeug gibt es dieses Mal keine Überraschungen und leider auch nicht wirklich am Bass, wo doch einiges von der erstmaligen, umfassenden Einbeziehung Rob Trujillos ins Songwriting zu lesen war und zumindest ich etwas Auffälligeres erwartet hätte.

Was dagegen auffällt ist der Mann, der trotz allen musikalischen Könnens von Kirk Hammett und allen Interviews von Lars Ulrich wie kein anderer für METALLICA steht. Ist er live noch immer in der Lage einen Orkan zu entfesseln, so wirkt der Gesang von Altmeister James Hetfield auf „Death Magnetic“ doch irgendwie lascher, als man ihn im Ohr hatte. Nahezu atemlos hechelt er sich durch den Opener „That Was Just Your Life“ oder die schnellen Passagen in einigen anderen Liedern. Auch wenn die viel diskutierte Abmischung da sicher nicht unschuldig dran ist, fehlen oft der Esprit und die unbändige Energie, die dem Hörer zuletzt bei „St. Anger“ geradezu ins Gesicht gesprungen ist. „Death Magnetic“ ist nicht total schlecht gesungen, aber es mangelt am letzten Kick, an der letzten Überzeugung.

Selbst wenn aufgrund der Überlänge einige Lieder ein wenig unfokussiert wirken, ist mit „The Unforgiven III“ doch nur ein amtlicher Langweiler herausgekommen. Und wenn in Zukunft „The End Of The Line“, „Broken, Beat & Scarred“, „The Judas Kiss“ oder „My Apocalypse" in den Live-Sets auftauchen, wird es selbst von den Fans keine Beschwerden geben, die eigentlich immer nur die gleichen mehr als 20 Jahre alten Lieder hören wollen…

Danke METALLICA für ein Album, das die Konzentration der Kontroversen endlich wieder von der Musik weg auf die Nebenschauplätze verlegen kann. Mir gefällt es gut.
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