Tankard & Scornage

Tankard & Scornage

ScornageTankard
Köln, Underground
04.09.2009
Was wäre die Bloodchamber, wenn der Bierthrash ruft und keiner von uns wäre anwesend?
Die davon verursachten Glaubwürdigkeitsprobleme hätten vermutlich jahrelange Bußgänge nach Biernossa zu Folge, also trete ich selbstlos vor, um das große Bier- & Plauzenfest zu begehen. Erfreulicherweise deuten schon die Aufläufe vor dem Underground darauf hin, dass heute Abend deutlich mehr Thrasher erscheinen werden als bei identischem Package noch vor einigen Jahren, was bei den Pfandpiraten auf der Straße für fast so glückliche Gesichter sorgt wie die kurze Stippvisite von Gerre bei der leicht fröstelnden Meute, die heute neben den Kutten die besonders verwaschenen ergo umso glaubwürdigeren Shirts ausgepackt hat.

Die Begrüßungsweisen werden von den Öcher Wutthrashern SCORNAGE im bereits überraschend gut gefüllten Saal angestimmt, was unabhängig von der Nähe ihrer Heimat zu Aachen auch mit der gewachsenen Qualität der Musik und der Auftritte zu tun hat. Denn nachdem SCORNAGE in der Vergangenheit, wenn ich zugegen war, doch manchmal leichtere Probleme hatten, das Publikum auch abseits ihres harten Fankerns zu begeistern, zieht die Menge heute vom ersten Moment an prächtig mit und belohnt Frontmonster Guido und seine Mitstreiter mit lautstarken Ovationen, flächendeckendem Mähneschütteln und der ersten Pitaction. Ein gelungener Auftritt, der für die Zukunft einiges verspricht.

Mit einer derart erhitzten Menge brauchen Frankfurts Finest TANKARD keine Vorwärmphase, sondern können gleich mit „The Morning After“ und dem großartigen „Zombie Attack“ in die Vollen gehen, auch wenn beide Lieder den Titeln nach eher zu den möglichen Katerzuständen des Folgetages passen. Juxkanone Gerre zeigt sich nicht nur in bewährter „Ich mach auf der Bühne mehr Trubel als 20 von euch im Pit“-Form, sondern scheint auch auf dem besten Weg, Iron-Calli in punkto Gewichtsverlust überbieten zu wollen. Ob es das der Grund ist, dass sein Gesang heute eine Spur melodischer klingt, ist allerdings pure Spekulation.
Etwas eingeschränkt in seiner Bewegungsfreiheit ist dagegen das zweite noch aktive Gründungsmitglied Frank Thorwarth, der sich Dank Gipsfuß heute mehr auf Gesten und Grimassen konzentrieren muss, was seiner guten Laune aber keinen Abbruch tut. Jedes noch so kleine Spielchen wird vom tobenden Publikum fast ebenso gierig aufgenommen wie das präsentierte Potpourri der guten Laune. Und im Gegenzug für einige Neckereien des ortsansässigen Fußballvereins samt seines Prinzen wird auf der Bühne immerhin lokales Bier statt Äppelwoi getrunken. Allerdings wäre der Hessen liebste Flüssigspeise sicher auch komplizierter in die Lieder einzubauen und „Die With An Äppelwoi In Your Hand“ könnte den ein oder anderen Rheinlandthrasher in Gewissenskonflikte stürzen.
Wie gut TANKARD immer noch die Leute hinter sich bringen können, wird dadurch bewiesen, dass zu den Highlights der Show neben „Zombie Attack“, dem frenetisch gefeierten „Maniac Forces“ und „Rectifier“ mit „Sexy Feet Under“ (gewidmet „Fußfetischist“ (O-Ton Gerre) Olaf am Schlagzeug) und dem Mitgrölschlachtruf „Stay Thirsty!“ auch zwei Lieder des aktuellen Albums gehören. Richtig bricht die Hölle aber vor allem beim klassischen Abschluss „(Empty) Tankard“ los, der fast das komplette Underground in Wallung und Bewegung bringt und Gerre zu einer kleinen aber feinen Stagediving Einlage verführt.
Ganz großer Sport, der die Widmung und Ansage zu „Die With A Beer In Your Hand“ zum Mantra des Abends werden lässt: „Der King of Pop ist tot, aber der Metal lebt für immer!“

Setlist TANKARD:
The Morning After
Zombie Attack
Slipping From Reality
Stay Thirsty!
The Beauty And The Beast
Beermuda
Need Money For Beer
Alcohol (GANG GREEN Cover)
Maniac Forces
Octane Warriors
Alien
Die With A Beer In Your Hand
Nation Over Nation
666 Packs
Sexy Feet Under
Rectifier
Chemical Invasion
We Still Drink The Old Ways
Freibier
(Empty) Tankard
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