Long Distance Calling Tiny Fingers & Petter Carlsen

Long Distance Calling, Tiny Fingers & Petter Carlsen

Long Distance CallingTiny Fingers
Leipzig, UT Connewitz
02.05.2016
Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur Tagesschau.
In der Nacht vom 2. zum 3. Mai 2016 rief nahe des Connewitzer Kreuzes in Leipzig eine anonyme Person die Polizei. In der Vergangenheit war es an dieser Stelle sehr häufig zu Krawallen rund um den 1. Mai gekommen. Und obwohl am diesjährigen Feiertag erneut ruhig zuging, steckt die Angst vor möglichen Ausschreitungen immer noch in den Köpfen der Anwohner. "Unnatürliche Fröhlichkeit", "groteskes Grinsen" sowie ein Plakat mit unverhüllten weiblichen Geschlechtsteilen und der Aufschrift "Trips" waren für den Anrufer Grund genug, die Ordnungshüter um Hilfe zu bitten: Er vermutete Drogenmissbrauch in größerem Ausmaß und wollte mögliche Folgestraftaten bereits im Vorfeld verhindern. Wir schalten nun zu unserem Außenreporter Karl Klammer, der uns hoffentlich weitere Angaben zur Lage vor Ort geben kann. Der Beitrag wurde vor der Sendung aufgezeichnet.

Ja, ich befinde mich hier direkt vor dem "UT Connewitz", einem der ältesten Lichtspielhäuser Deutschlands. Noch immer können Sie hinter mir die zufriedenen Gesichtsausdrücke einiger Anwesenden erkennen, welche ausschlaggebend für den Verdacht auf exzessiven Drogenmissbrauch waren. Die Beamten vor Ort konnten jedoch schnell Entwarnung geben und das offensichtliche Missverständnis aufklären. Für die ungewöhnliche nächtliche Zufriedenheit zeichnete sich lediglich ein Konzert der Münsteraner Band LONG DISTANCE CALLING verantwortlich. Diese hatte am vergangenen Freitag ein neues Album namens "Trips" veröffentlicht. Ein Missbrauch von verbotenen Substanzen konnte durch die Beamten nicht festgestellt werden, wenngleich der legale Konsum alkoholhaltiger Getränke in Kombination mit dem akustischen Erlebnis durchaus einige Personen in einen rauschartigen Zustand versetzt hatte.

Eine Zeitzeugin berichtet: "Also das fing alles ganz harmlos an mit diesem PETTER CARLSEN. Ihr wisst schon, dass is dieser Norweger, der auch mit Sänger für LONG DISTANCE CALLING macht. Die warn ja eigentlich mal nur instrumental und so. Aber seit ner Weile machen die auch mit Gesang. Na jedenfalls ging der plötzlich mit seiner Klampfe auf die riesige Bühne und fing an zu singen. Und alle im Raum nur: 'Woah, wat ne Stimme'. Ich mein, der singt zwar recht hoch, so wie der … hier … dieser James Blunt. Aber voll klar und gut. Das war schon voll beeindruckend, obwohl der auch so eigenartige, langsame Lieder macht. So Intellektuellen-Mucke halt. Aber das is schon n Netter, sagt meine Freundin und geklatscht haben auch ganz viele."

Vielen Dank für diesen ersten Eindruck, lassen wir noch einen anderen Besucher zu Wort kommen: "Mann Alter, TINY FINGERS hießen die. Die kamen aus Israel, kannst du dir das vorstellen? Und gesprochen haben die kein einziges Wort. Nur am Ende, aber da ging das Mikro nicht. Na hätte ja eh keiner verstanden, wa? Machten auch einen auf instrumental, aber so mit Post-Rock und viel Elektro und so. Und Alter, das war ganz schön fett. Die warn zwar am Anfang immer so voll ruhig, so als würde man aufm Wasser schwimmen mit Luftmatratze und so. Aber dann plötzlich ging der Schwertwal ab. Das wurde immer intensiver, so als würde ein Sturm aufziehen. Und dann *BAMM* knallt dir Poseidon mitten eins ins die Fresse. Du bist voll drin im Chaos, weißt nicht mehr wo oben und unten ist. Und *ZACK* spült's dich an Land und du bist froh, dass du noch lebst, suchst aber schon wieder die Paddel, um wieder rauszuschwimmen. War jedenfalls n ganz schöner Trip, Alter, das sag ich dir."

Und letztlich haben wir auch noch die Meinung eines Besuchers zum Auftritt der Hauptband: "Die Stimmung war einfach großartig. Klar, LONG DISTANCE CALLING gibt’s ja schon ne ganze Weile und die haben auch ne Menge Fans. Aber es gibt halt nicht viel zum Mitgrölen, da muss man sich schon drauf einlassen können. Zum Glück wird's aber nie langweilig bei denen. Und da gingen die Leute halt auch entsprechend ab. Überhaupt waren alle gut drauf, auch die Jungs auf der Bühne. Dieser Norweger war ja auch da und konnte so auch seine Songs von der neuen Scheibe mitsingen. Der kam dann halt zwischendurch mit seiner Gitarre und machte einfach mit. Fast wär er sogar von der Bühne gesprungen, hat sich dann aber doch nicht getraut. Ein paar ältere Sachen gab's auch zu hören, obwohl natürlich viel von 'Trips' gespielt wurde. Auch dieses 80er Jahre Ding mit diesem coolen Video mit dem Ralf Richter. Konnte man richtig gut zu abgehen, auch wenn's ja eigentlich gar nich richtig Metal is. Aber auch der Rest war mit dem ganzen Licht und dem Nebel und dem Hintergrund schon alles ziemlich geil. Ja, fast schon magisch, irgendwie. Hab glatt vergessen, mein Bier nachzufüllen, war voll im Rausch. Und meinen Kumpels ging's auch so."

Sie sehen also, meine Damen und Herren, es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Es sei denn, Sie fürchten sich vor jungen Leuten, die Spaß haben. Und damit zurück ins Studio nach Hamburg.

Vielen Dank nach Leipzig. Und nun die Wettervorhersage für morgen…

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