Manowar - Battle Hymns MMXI
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Death Tone (re-recorded 2010)
2. Metal Daze (re-recorded 2010)
3. Fast Taker (re-recorded 2010)
4. Shell Shock (re-recorded 2010)
5. Manowar (re-recorded 2010)
6. Dark Avenger feat. Sir Christopher Lee (re-recorded 2010)
7. William's Tale (re-recorded 2010)
8. Battle Hymn (re-recorded 2010)
9. Death tone (live - Bonustrack)
10. Fast taker (live - Bonustrack)
Die Bloodchamber meint:
Was macht man als altgediente Band, wenn man beim Kern der Anhängerschar durch peinliche Aktionen eine Menge Kredit verspielt hat, die groß angekündigte letzte Veröffentlichung ein ebenso schwaches wie lang gezogenes Echo alter Heldentaten war, und der Brunnen der Inspiration offenbar brachliegt? - Ziemlich einfach: Man spielt ein Frühwerk mit Klassikerstatus neu ein. Das garantiert aufgrund der etablierten Songs (wenn auch skeptisches) Wohlwollen bei jenen, die das Album schon bei Erstveröffentlichung lieb gewannen, führt eventuell jüngere Hörer an den Backkatalog heran, es lässt sich in Grenzen als Dienst am Fan verkaufen und setzt letztendlich relativ wenig kreativen Input voraus.
Neuester Zugang in dieser Sparte ist MANOWARs Debüt "Battle Hymns", im Original 1982 erschienen und als einer der Grundsteine des epischen Heavy Metals de facto "Kult". Zum 29-jährigen Jubiläum (warum?) gibt es die Scheibe nun als komplette Neueinspielung unter dem Namen "Battle Hymns MMXI", mit der exakt gleichen Tracklist, zwei bisher unveröffentlichten Liveaufnahmen, und - Trommelwirbel! - Originalschlagzeuger Donnie Hamzik an den Kesseln.
Dieser Ausgangslage entsprechend bietet der Silberteller dann auch das Erwartete: In Details veränderte Neuaufnahmen mit etwas wuchtigerem Sound und einer doch ganz gut gealterten Gesangsikone. Vorhandene Veränderungen betreffen vor allem die neu besetzten Postionen, wo sich Hamzik deutlich agiler als zuletzt Scott Columbus geben darf, während Carl Logan einmal mehr versucht, den für Fans natürlich unersetzlichen Ross the Boss zu ersetzen. Ob das bei letzterem vermutete "Feeling" nun wirklich Feeling war, oder einfach nur der schwachbrüstigen bis schwankenden Produktion des Originals zuzuschreiben ist, soll hier nicht erörtert werden - Logan spielt die Gitarre gut, wenn er Gitarre spielen darf, und kompositionsbedingt darf er das auf "Battle Hymns MMXI" öfter tun als auf den letzten drei MANOWAR-Veröffentlichungen zusammen. Einzige Bedingung: Nicht lauter als Joey DeMaio, dessen wandlungsfähiges Bassspiel - das muss man fairerweise anmerken - auf vorliegendem Album immer wieder Akzente setzt.
Letzter Neuzugang ist Christopher Lee, der die Sprechparts von Orson Welles übernimmt und einen gewohnt souveränen Job macht: Wem man hier den Vorzug gibt, ist eher ein Frage der Gewöhnung als eine Frage der Qualität, und für meinen Geschmack passt die weniger großvaterhafte Stimme Lees sogar besser zur vermuteten Intention des Albums.
Womit wir schließlich bei Eric Adams sind, denn auch dieser hat sich stimmlich natürlich verändert. Gesanglich verbreitet die Neueinspielung auf der einen Seite weniger jugendliche Frische und wirkt gerade in den Höhen bisweilen etwas zurückgenommen, auf der anderen Seite kommt durch das wärmere Timbre ein anderes Flair in die Songs - der jugendliche Großstadtkrieger hat sich zu einem Menschen entwickelt, dem das Ungestüme etwas abgeht und der in manchen Momenten sogar eine gewisse Besonnenheit zeigen kann. Dieser weniger forsche (manche meinen: kommerzielle) Ansatz, der sich im Übrigen hörbar durch alle Aspekte der Neueinspielung zieht, mag der größte Kritikpunkte für Freunde des Originals sein - er ist in jedem Fall aber auch die ehrlichste Facette von "Battle Hymns MMXI".
Abschließend noch ein paar Worte zum Material selbst: Aus heutiger Sicht gehen die Begriffe "epischer Heavy Metal" und "Battle Hymns" deutlich aneinander vorbei, denn gerade in Sachen Epik hat sich in den vergangenen drei Dekaden doch Einiges getan. Und so rechtmäßig man die Kompositionen als eine Keimzelle jener stilistischen Nische betrachten kann, so rechtmäßig darf man sagen, dass die originalen "Battle Hymns" für heutige Ohren eher protometallischer Hardrock sind, eher BLACK SABBATH und ROLLING STONES, und sehr viel weniger DOOMSWORD oder ATLANTEAN KODEX (um nur zwei genreaffine Vertreter zu nennen). Womit wir allerdings bei der zweiten positiven Eigenschaft der Neueinspielung wären: Sie unterstreicht durch ihren volleren Klang endlich die punktuell verborgene Epik des Albums, während sie den schnelleren Stücken ein wenig von ihrer zuweilen befremdlich wirkenden Zappeligkeit nimmt.
Ob eine Neuaufnahme von "Battle Hymns" nötig war, darüber lässt sich trotz der positiven Anklänge im Text sicher trefflich streiten: Die strukturellen Veränderungen sind letztendlich marginal, das Songmaterial wirkt jenseits des nostalgischen Schleiers durchwachsen und klingt selbst im aufgepimpten Gewand vor allem überholt. Da es bis auf zwei launige Liveversionen keinerlei Bonus gibt, ist eine ernst gemeinte Empfehlung einfach nicht drin - die alten Fans werden das Original immer vorziehen, für jüngere Anhänger epischer Melodien bieten die Kompositionen im aktuellen Umfeld einfach zu wenig Anreiz, zumal ihnen in der Neueinspielung auch noch den Nimbus des historischen Dokuments abhanden kommt.
Zur kreativen Situation im Hause MANOWAR lässt sich aus dieser Veröffentlichung gleich gar nichts ableiten, eher vielleicht zur umtriebigen Geschäftspolitik der Band, zu welcher sich mittlerweile jeder eine Meinung gebildet haben sollte. Komplettisten und Neugierige können das Abenteuer daher wagen, aber essentiell ist "Battle Hymns MMXI" mit Sicherheit nicht.
Neuester Zugang in dieser Sparte ist MANOWARs Debüt "Battle Hymns", im Original 1982 erschienen und als einer der Grundsteine des epischen Heavy Metals de facto "Kult". Zum 29-jährigen Jubiläum (warum?) gibt es die Scheibe nun als komplette Neueinspielung unter dem Namen "Battle Hymns MMXI", mit der exakt gleichen Tracklist, zwei bisher unveröffentlichten Liveaufnahmen, und - Trommelwirbel! - Originalschlagzeuger Donnie Hamzik an den Kesseln.
Dieser Ausgangslage entsprechend bietet der Silberteller dann auch das Erwartete: In Details veränderte Neuaufnahmen mit etwas wuchtigerem Sound und einer doch ganz gut gealterten Gesangsikone. Vorhandene Veränderungen betreffen vor allem die neu besetzten Postionen, wo sich Hamzik deutlich agiler als zuletzt Scott Columbus geben darf, während Carl Logan einmal mehr versucht, den für Fans natürlich unersetzlichen Ross the Boss zu ersetzen. Ob das bei letzterem vermutete "Feeling" nun wirklich Feeling war, oder einfach nur der schwachbrüstigen bis schwankenden Produktion des Originals zuzuschreiben ist, soll hier nicht erörtert werden - Logan spielt die Gitarre gut, wenn er Gitarre spielen darf, und kompositionsbedingt darf er das auf "Battle Hymns MMXI" öfter tun als auf den letzten drei MANOWAR-Veröffentlichungen zusammen. Einzige Bedingung: Nicht lauter als Joey DeMaio, dessen wandlungsfähiges Bassspiel - das muss man fairerweise anmerken - auf vorliegendem Album immer wieder Akzente setzt.
Letzter Neuzugang ist Christopher Lee, der die Sprechparts von Orson Welles übernimmt und einen gewohnt souveränen Job macht: Wem man hier den Vorzug gibt, ist eher ein Frage der Gewöhnung als eine Frage der Qualität, und für meinen Geschmack passt die weniger großvaterhafte Stimme Lees sogar besser zur vermuteten Intention des Albums.
Womit wir schließlich bei Eric Adams sind, denn auch dieser hat sich stimmlich natürlich verändert. Gesanglich verbreitet die Neueinspielung auf der einen Seite weniger jugendliche Frische und wirkt gerade in den Höhen bisweilen etwas zurückgenommen, auf der anderen Seite kommt durch das wärmere Timbre ein anderes Flair in die Songs - der jugendliche Großstadtkrieger hat sich zu einem Menschen entwickelt, dem das Ungestüme etwas abgeht und der in manchen Momenten sogar eine gewisse Besonnenheit zeigen kann. Dieser weniger forsche (manche meinen: kommerzielle) Ansatz, der sich im Übrigen hörbar durch alle Aspekte der Neueinspielung zieht, mag der größte Kritikpunkte für Freunde des Originals sein - er ist in jedem Fall aber auch die ehrlichste Facette von "Battle Hymns MMXI".
Abschließend noch ein paar Worte zum Material selbst: Aus heutiger Sicht gehen die Begriffe "epischer Heavy Metal" und "Battle Hymns" deutlich aneinander vorbei, denn gerade in Sachen Epik hat sich in den vergangenen drei Dekaden doch Einiges getan. Und so rechtmäßig man die Kompositionen als eine Keimzelle jener stilistischen Nische betrachten kann, so rechtmäßig darf man sagen, dass die originalen "Battle Hymns" für heutige Ohren eher protometallischer Hardrock sind, eher BLACK SABBATH und ROLLING STONES, und sehr viel weniger DOOMSWORD oder ATLANTEAN KODEX (um nur zwei genreaffine Vertreter zu nennen). Womit wir allerdings bei der zweiten positiven Eigenschaft der Neueinspielung wären: Sie unterstreicht durch ihren volleren Klang endlich die punktuell verborgene Epik des Albums, während sie den schnelleren Stücken ein wenig von ihrer zuweilen befremdlich wirkenden Zappeligkeit nimmt.
Ob eine Neuaufnahme von "Battle Hymns" nötig war, darüber lässt sich trotz der positiven Anklänge im Text sicher trefflich streiten: Die strukturellen Veränderungen sind letztendlich marginal, das Songmaterial wirkt jenseits des nostalgischen Schleiers durchwachsen und klingt selbst im aufgepimpten Gewand vor allem überholt. Da es bis auf zwei launige Liveversionen keinerlei Bonus gibt, ist eine ernst gemeinte Empfehlung einfach nicht drin - die alten Fans werden das Original immer vorziehen, für jüngere Anhänger epischer Melodien bieten die Kompositionen im aktuellen Umfeld einfach zu wenig Anreiz, zumal ihnen in der Neueinspielung auch noch den Nimbus des historischen Dokuments abhanden kommt.
Zur kreativen Situation im Hause MANOWAR lässt sich aus dieser Veröffentlichung gleich gar nichts ableiten, eher vielleicht zur umtriebigen Geschäftspolitik der Band, zu welcher sich mittlerweile jeder eine Meinung gebildet haben sollte. Komplettisten und Neugierige können das Abenteuer daher wagen, aber essentiell ist "Battle Hymns MMXI" mit Sicherheit nicht.
Im Fadenkreuz
Michael Bach [mba]
Experte für pfeilschnelle Gitarren, heroische Showdowns & misanthropiefreien Krach
Björn Gieseler [bjg]
Experte für Radiointerviews und andere sinnlose Gespräche mit Bands
Matthias Bock [mbo]
Experte für monolithische Rythmusstampfer ohne Melodie
Christian Rosenau [cr]
Experte für Frauen, Gotik und melodischen Schwarztod
Martin Baltrusch [mb]
Experte für das Außergewöhnliche