Turisas - Stand Up And Fight

Turisas - Stand Up And Fight
Epic Folk Metal
erschienen am 25.02.2011 bei Century Media
dauert 46:14 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The March of the Varangian Guard
2. Take the Day!
3. Hunting Pirates
4. Venetoi! - Prasinoi!
5. Stand up and fight
6. The great Escape
7. Fear the Fear
8. End of an Empire
9. The Bosphorus freezes over

Die Bloodchamber meint:

Ich finde es immer wieder nett, wenn man sich von einem Lied an einen seiner Lieblingssoundtracks erinnert fühlt. Auch, wenn einem dabei Songs aus vergangenen Tagen in den Sinn kommen. Wenn einem eine ganze Scheibe über allerdings ständig Szenarien aus „Fluch der Karibik“, „Jurassic Park“ und beim Teutates auch „Star Wars“ im Kopf herumschwirren, kann doch irgendwas nicht mehr ganz in Ordnung sein. Oder erobert die dies betreffende Band nur neue musikalische Gebiete? Sicher eine interessante Frage in Anbetracht des neuen Albums der Eigentlich-Party-Truppe TURISAS und der Tatsache, dass man sich ein echtes Orchester für „Stand up and fight“ herangeholt hat.

Jene Mischung aus einem Orchester und einer melodiesicheren Band wie TURISAS klingt in der Praxis wirklich interessant. Eine Abkehr von reinem Metal ist hierbei allerdings die logische Konsequenz. Aus diesem Grunde versteht sich dieses Album vielmehr als Orchester mit metallener Untermalung, als „Metal-Oper“, statt als Metal mit orchestraler Begleitung. So liegt der Vergleich mit Film-Soundtracks viel näher, als man anfangs vielleicht glauben möchte. Legt man „Stand up and fight“ ein, so bekommt man augenblicklich eine volle Breitseite Jack Sparrow in die Seite geknallt, die Karibik lässt grüßen! Nach und nach steigert sich der spannende Opener dann zu einer absoluten Knallerhymne, wie sie zuhauf auf dem bislang dritten Album der Finnen vertreten sind. Zwei Tracks weiter hat man es dann erst mit den richtigen Piraten zu tun. „Hunting Pirates“ macht Laune nach ALESTORM-Art – mitschunkeln, mitgröhlen und mithüpfen auf ganz hohem Niveau. Doch damit nicht genug. Während des Refrains von „The great Escape“ beispielsweise geistern einem plötzlich Dinos aus dem „Jurassic Park“ durch den Kopf, um im nächsten Moment von groovigen Riffs abgelöst zu werden, die den ein oder anderen entfernt an TÝR erinnern könnten.
Bei all dem Gedüdel ist kaum zu glauben, dass man es hier nicht mit dem Soundtrack eines noch nicht entstandenen (und, würde er existieren, wohl ziemlich epischen) Filmes zu tun hat, sondern mit einem recht erfrischenden Konzept. Mordende und brandschatzende Horden wilder Barbaren zerlegen Konstantinopel, frei nach dem Motto „Slaying a man / taking what you can / sailing the seas, we do just what we please / emperors, pirates; all cancer“.
Schnell fallen einem nach dieser Erkenntnis die orientalischen Einflüsse auf der Neuen von TURISAS auf, die im Falle von „Venetoi! – Prasinoi!“ zum Beispiel aber auch schnell an „Star Wars“ denken lassen. Das mit genug schwarzem Humor an sowjetische Propaganda-Plakate erinnernde Albumcover holt einen jedoch ebenso fix wieder von diesem Trip herunter.
Trotz alledem ist „Stand up and fight“ jedoch keine komplett runde Scheibe. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die beiden letzten Titel das Ende der CD gehörig herunterziehen in ihrer Mittelmäßig- und Belanglosigkeit. Schade, wenn davor so viel Stimmung gemacht wurde.

Doch kann jener schlechte Eindruck des Endes keineswegs den Gesamteindruck dieses sehr stimmig produzierten und hochinteressanten Werkes des Epic Folk Metal besonders trüben. Wer sich an einem massiv im Vordergrund stehenden Orchester stört, der sollte einen riesigen Bogen um diese Scheibe machen, alle anderen mit Interesse an perfekter Musik zum Feiern oder zum 180 auf der Autobahn fahren sei diese CD ganz fest an’s Herz gelegt!
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