Dragonforce Turisas
Dragonforce, Turisas
Hamburg, Grünspan
21.02.2009
21.02.2009
Für ihre Welttournee haben sich die Briten von DRAGONFORCE Verstärkung an Land gezogen: die finnische Folk/Pagan Metal-Truppe TURISAS soll den Konzertbesuchern kräftig einheizen. Doch wie kommt diese – auf den ersten Blick gewagte – Kombination beim Publikum an?
Um halb acht abends dann die Antwort: es harmoniert! TURISAS stürmen die Bühne und kündigen den ersten Kracher des Abends an, der bei ihnen zugleich Programm ist: „Battle Metal“ rockt aus den Boxen. Und das Publikum – die Halle ist gut besucht – zieht vom ersten Ton an mit. Es wird kräftig mitgesungen, von Bewegungsscheu keine Spur. Auch die sich daran anschließenden Songs „A Portage To The Unknown“, „One More“ und „The Messenger“ verschonen keinen Nacken. Ebenso lässt die Coverversion des BONEY M.-Klassikers „Rasputin“ kein Auge trocken, das Publikum läuft zur Höchstform auf, und wer erst beim letzten Track „To Holmgard And Beyond“ dem Moshpit beigetreten ist, der muss die anderen Tracks verschlafen haben. Die Performance der Finnen ist konstant: vierzig Minuten Party, angezettelt von den fünf Bandmitgliedern plus Live-Support Netta Skog am Akkordeon, die sich sofort auf das Publikum übertragen hat. Man merkt der Truppe an, dass sie sich auf der Bühne wohl fühlt und Spaß hat. Ganz großes Kino!
In der Umbaupause dann ein Toilettenbesuch und eine Spritztour zum Merchandisestand. Ich bin nicht die einzige, die große Augen macht: 30 Mäuse für ein T-Shirt ist dann doch zuviel des Guten. (Ich hab schon MAIDEN-Shirts für weniger Geld gesehen. Man darf sich wirklich fragen, ob man gerade bei KISS ist, oder doch bei einer „Underground“-Show; Anm. d. Red.)
Zurück in die Halle, die sich mittlerweile fast bis zum Rand gefüllt hat. Nach der Umbaupause und einem futuristischen Intro stürmen DRAGONFORCE die Bühne und zocken mit dem Opener des aktuellen Albums, „Heroes Of Our Time“, sofort los. Nach kurzen Augenblicken des Staunens – nein, bei den Studioaufnahmen wurde nicht geschummelt, die Jungs können tatsächlich so schnell spielen – bricht dann das Eis und DRAGONFORCE werden mächtig gefeiert. Der Sound ist nicht wirklich gut abgemischt, der Gesang zu leise. Fronter ZP Theart bemerkt diesen Misstand und bittet darum, den Gesang lauter zu drehen – wenngleich seine stimmliche Leistung an diesem Abend nicht bei 100 Prozent liegt, aber er versteckt sich nicht dahinter.
Spätestens als „Operation Ground And Pound“ aus den Boxen schallt, gefolgt von „Reasons To Live“, ist die Frage, ob die Briten der Show ihres Support Acts noch eins draufsetzen können, mit einem klaren Ja zu beantworten. Gitarrero Herman Li wirkt sehr konzentriert, macht aber bei den Späßen seiner Kollegen mit. Basser Frédéric Leclercq übt sich emsig im Grimassenschneiden, während Sam Totman es nicht schafft, für fünf Minuten still zu stehen. Die ganze Zeit wuselt er auf der Bühne umher, macht Luftsprünge, scherzt und treibt Schabernack mit seiner Gitarre, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Auch Tastenmann Vadim beteiligt sich an der Party und wartet mit einem tragbaren Keyboard auf, das er unter anderem mit der Zunge spielt – was ihm übrigens Herman Li an der Gitarre auch gleich nachmacht.
An „Fury Of The Storm“ und „The Warrior Inside“ schließt sich dann eine Pause an: einzig Keyboarder Vadim bleibt auf der Bühne zurück und spielt ein Duett mit der TURISAS-Instrumentalistin Netta Skog – eine gelungene Zugabe! Anschließend kehren DRAGONFORCE für drei weitere Tracks auf die Bühne zurück: „Revolution Deathsquad“, „Soldiers Of The Wasteland“ und das ruhigere „Last Journey Home“ von der aktuellen Scheibe. Die Band lässt auch hier keine Möglichkeit zur Bewegung aus, es kommt nie zu einem Stillstand auf der Bühne. Auffällig ist, dass Sam scheinbar sehr betrunken ist, aber dennoch spielt er seine Parts (zumindest auf den ersten Blick) perfekt. Sänger ZP Theart witzelt in den Gitarrensolo-Parts mit dem Publikum, wirft Wasserflaschen in die Menge und fordert die wenigen noch still dastehenden Gäste zum Mitfeiern auf. Dann erklingen die letzten Takte der „Ballade“ – und die Band verlässt die Bühne.
Nach drängenden „Dragonforce!“-Rufen kehrt die Band auf die Bühne zurück. Das sollte sie auch, wartet man doch auf den Guitar Hero-Song „Through The Fire And The Flames“! Zunächst warten die Briten mit einem älteren Stück auf, dem Titeltrack des ersten Albums, „Valley Of The Damned“, bevor mit dem Konsolenkracher die Wahnsinnsparty ein Ende findet. Doch nicht nur die Zuschauer, auch die Band geht noch einmal aus sich heraus und gibt alles. Vadim wirft beinah sein stehendes Instrument um, Sam dreht völlig durch und ZP schafft es, das Publikum eine riesige Wall Of Death bilden zu lassen.
Insgesamt ein mehr als gelungenes Konzert. Wie verriet mir doch Gitarrenmeister Herman Li im Interview: „Eine Tour mit zwei Bands, die sich gleich anhören und die ganze Zeit dieselbe Musik machen, das geht bei mir gar nicht.“ Diese Show hat gezeigt, dass zumindest DRAGONFORCE und TURISAS live sehr gut harmonieren: beide Bands haben auf der Bühne für permanent gute Laune gesorgt, es gab nie einen Stillstand, sie hatten Spaß am Spielen (bzw. Singen) und suchten die Nähe zum Publikum. Die Frage wie es dazu kommt, dass die Shows der Briten oftmals ausverkauft sind, scheint somit auch beantwortet. Wer DRAGONFORCE nicht wenigstens ein Mal live erlebt (nicht gesehen – erlebt!) hat, weiß noch nicht, was er verpasst. (Alexandra Tausch)
Um halb acht abends dann die Antwort: es harmoniert! TURISAS stürmen die Bühne und kündigen den ersten Kracher des Abends an, der bei ihnen zugleich Programm ist: „Battle Metal“ rockt aus den Boxen. Und das Publikum – die Halle ist gut besucht – zieht vom ersten Ton an mit. Es wird kräftig mitgesungen, von Bewegungsscheu keine Spur. Auch die sich daran anschließenden Songs „A Portage To The Unknown“, „One More“ und „The Messenger“ verschonen keinen Nacken. Ebenso lässt die Coverversion des BONEY M.-Klassikers „Rasputin“ kein Auge trocken, das Publikum läuft zur Höchstform auf, und wer erst beim letzten Track „To Holmgard And Beyond“ dem Moshpit beigetreten ist, der muss die anderen Tracks verschlafen haben. Die Performance der Finnen ist konstant: vierzig Minuten Party, angezettelt von den fünf Bandmitgliedern plus Live-Support Netta Skog am Akkordeon, die sich sofort auf das Publikum übertragen hat. Man merkt der Truppe an, dass sie sich auf der Bühne wohl fühlt und Spaß hat. Ganz großes Kino!
In der Umbaupause dann ein Toilettenbesuch und eine Spritztour zum Merchandisestand. Ich bin nicht die einzige, die große Augen macht: 30 Mäuse für ein T-Shirt ist dann doch zuviel des Guten. (Ich hab schon MAIDEN-Shirts für weniger Geld gesehen. Man darf sich wirklich fragen, ob man gerade bei KISS ist, oder doch bei einer „Underground“-Show; Anm. d. Red.)
Zurück in die Halle, die sich mittlerweile fast bis zum Rand gefüllt hat. Nach der Umbaupause und einem futuristischen Intro stürmen DRAGONFORCE die Bühne und zocken mit dem Opener des aktuellen Albums, „Heroes Of Our Time“, sofort los. Nach kurzen Augenblicken des Staunens – nein, bei den Studioaufnahmen wurde nicht geschummelt, die Jungs können tatsächlich so schnell spielen – bricht dann das Eis und DRAGONFORCE werden mächtig gefeiert. Der Sound ist nicht wirklich gut abgemischt, der Gesang zu leise. Fronter ZP Theart bemerkt diesen Misstand und bittet darum, den Gesang lauter zu drehen – wenngleich seine stimmliche Leistung an diesem Abend nicht bei 100 Prozent liegt, aber er versteckt sich nicht dahinter.
Spätestens als „Operation Ground And Pound“ aus den Boxen schallt, gefolgt von „Reasons To Live“, ist die Frage, ob die Briten der Show ihres Support Acts noch eins draufsetzen können, mit einem klaren Ja zu beantworten. Gitarrero Herman Li wirkt sehr konzentriert, macht aber bei den Späßen seiner Kollegen mit. Basser Frédéric Leclercq übt sich emsig im Grimassenschneiden, während Sam Totman es nicht schafft, für fünf Minuten still zu stehen. Die ganze Zeit wuselt er auf der Bühne umher, macht Luftsprünge, scherzt und treibt Schabernack mit seiner Gitarre, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Auch Tastenmann Vadim beteiligt sich an der Party und wartet mit einem tragbaren Keyboard auf, das er unter anderem mit der Zunge spielt – was ihm übrigens Herman Li an der Gitarre auch gleich nachmacht.
An „Fury Of The Storm“ und „The Warrior Inside“ schließt sich dann eine Pause an: einzig Keyboarder Vadim bleibt auf der Bühne zurück und spielt ein Duett mit der TURISAS-Instrumentalistin Netta Skog – eine gelungene Zugabe! Anschließend kehren DRAGONFORCE für drei weitere Tracks auf die Bühne zurück: „Revolution Deathsquad“, „Soldiers Of The Wasteland“ und das ruhigere „Last Journey Home“ von der aktuellen Scheibe. Die Band lässt auch hier keine Möglichkeit zur Bewegung aus, es kommt nie zu einem Stillstand auf der Bühne. Auffällig ist, dass Sam scheinbar sehr betrunken ist, aber dennoch spielt er seine Parts (zumindest auf den ersten Blick) perfekt. Sänger ZP Theart witzelt in den Gitarrensolo-Parts mit dem Publikum, wirft Wasserflaschen in die Menge und fordert die wenigen noch still dastehenden Gäste zum Mitfeiern auf. Dann erklingen die letzten Takte der „Ballade“ – und die Band verlässt die Bühne.
Nach drängenden „Dragonforce!“-Rufen kehrt die Band auf die Bühne zurück. Das sollte sie auch, wartet man doch auf den Guitar Hero-Song „Through The Fire And The Flames“! Zunächst warten die Briten mit einem älteren Stück auf, dem Titeltrack des ersten Albums, „Valley Of The Damned“, bevor mit dem Konsolenkracher die Wahnsinnsparty ein Ende findet. Doch nicht nur die Zuschauer, auch die Band geht noch einmal aus sich heraus und gibt alles. Vadim wirft beinah sein stehendes Instrument um, Sam dreht völlig durch und ZP schafft es, das Publikum eine riesige Wall Of Death bilden zu lassen.
Insgesamt ein mehr als gelungenes Konzert. Wie verriet mir doch Gitarrenmeister Herman Li im Interview: „Eine Tour mit zwei Bands, die sich gleich anhören und die ganze Zeit dieselbe Musik machen, das geht bei mir gar nicht.“ Diese Show hat gezeigt, dass zumindest DRAGONFORCE und TURISAS live sehr gut harmonieren: beide Bands haben auf der Bühne für permanent gute Laune gesorgt, es gab nie einen Stillstand, sie hatten Spaß am Spielen (bzw. Singen) und suchten die Nähe zum Publikum. Die Frage wie es dazu kommt, dass die Shows der Briten oftmals ausverkauft sind, scheint somit auch beantwortet. Wer DRAGONFORCE nicht wenigstens ein Mal live erlebt (nicht gesehen – erlebt!) hat, weiß noch nicht, was er verpasst. (Alexandra Tausch)