Helrunar - Sól
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Gefrierpunkt
2. Kollapsar
3. Unter dem Gletscher
4. Nebelspinne
5. Praeludium Eclipsis
6. Tiefer als der Tag
7. Nur Fragmente...
8. Ende 1.3
9. Europa nach dem Eis
10. Aschevolk
11. Die Mühle
12. Moorgänger
13. Lichtmess
14. Rattenkönig
15. Sól
Die Bloodchamber meint:
Wenn eine zur Speerspitze des deutschen Pagan Black Metals gehörende Band wie HELRUNAR ein neues Album veröffentlicht, woran denkt man dann? Abgesehen von hohen Erwartungen schwirren einem höchstwahrscheinlich Texte durch den Kopf, wie sie trotz des hohen lyrischen Niveaus eher im Bereiche des Pagan Metal zu finden sind. Eventuell auch, wie im eingangs formulierten Satz, an weitläufige Pagan Black Metal-Strukturen. Doch was, wenn jene musikalische Elemente abgelegt würden und man sich ganz dem Schwarzmetall mit philosophischen Texten hingäbe?
Diesem Gedankengang scheint sich die Truppe hingegeben zu haben, ist „Sól“ doch im Vergleich zur bisherigen Diskografie nicht nur aufgrund seines außergewöhnlichen Umfangs (über 90 Minuten Spielzeit verteilt auf zwei CDs, die separat erhältlich sind, nachdem die unglaublich umfangreiche Sammler-Edition bereits im Vorfeld ausverkauft war) ein recht experimentelles Werk. Der Opener mag einen anfangs noch in der Sicherheit wiegen, HELRUNAR wären kaum ein Stück von ihrem typischen Sound abgewichen – pechschwarze Gitarrenriffs geben vorpreschenden Schlagzeug-Salven die Klinke in die Hand, dazu erklingen zusätzlich zum typischen Gekrächze bitterböse, markerschütternde Schreie, die technisch gesehen in der depressiven Black Metal-Ecke anzusiedeln sind. Für HELRUNAR-Verhältnisse ist die Musik tontechnisch obendrauf perfekt und stimmig produziert. Eigentlich also nichts Neues, sollte man meinen. Doch falsch gedacht, denn zu jenen typischen Schwarzmetall-Elementen gesellen sich eine ganze Schlagseite an düsteren Ambient-Einschüben und einem Haufen von Tempowechseln, die einen Hochgeschwindigkeits-Wutausbruch in Windeseile in beinahe doomige, zutiefst bedrohlich-düstere Gefilde befördern. Gut lässt sich diese Vielfalt an stilistischen Zutaten am Lied „Unter dem Gletscher“ beobachten. Weiterhin fällt beim Hören von „Sól“ die Menge an überdurchschnittlich langen Liedern auf, von denen glücklicherweise keines als schlecht oder auch nur als Mittelmaß zu bezeichnen ist. Auch, wenn sich vereinzelt Längen im Gedächtnis festsetzen, kann jedes Lied mehr oder weniger die Spannung über seine komplette Spielzeit hinweg aufrechterhalten. Einen Wiedererkennungswert besitzt jedenfalls jedes „vollwertige“ Lied durch markante Melodien und Strukturen, die zwar allesamt eine sehr beklemmende und düstere Atmosphäre aufkommen lassen, gleichzeitig aber etwas eigenes an sich haben. Einzelne Lieder werden durch Präludii getrennt, die teils einen eigenen Titel darstellen (z.B. „Nur Fragmente...“ oder „Europa nach dem Eis“), teils einen Übergang vom Ende eines Songs in den nächsten bilden. Diese Übergänge/Präludii werden interessanterweise von eingeschobenen Sprech-Samples begleitet, die über das Album hinweg eine düstere, leidvolle Geschichte erzählen, was auf „Sól“ als durchdachtes Konzeptalbum schließen lässt.
Sehr hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass die Münsteraner Truppe offensichtlich nichts von konventionellen Liedstrukturen hält. Etwas wie Strophen oder einen Refrain sucht man hier vergebens.
Das letzte Lied schließlich, das elfminütige Epos „Sól“, lässt als einziges Lied etwas Positives hindurch. Es fasziniert, wie emotional gerade jenes Titellied auf einen wirkt, wenn man ihm nur beide Ohren schenkt. Wandert man anfangs noch gemächlich durch eine karge, menschenleere Wüste aus Asche, scheint sich der Protagonist jenes Konzeptalbums in jenem postapokalyptischen Szenario, wie das Album es einem vermittelt, zu verlieren. Bis einen letztendlich ein verträumt psychedelischer, auf einer akustischen Gitarre vorgetragener Übergang zurück in jene eisige Landschaft stößt, aus der man her kam. Die letzten Minuten dann weint die Leadgitarre bittere Tränen. Die letzten Textzeilen dieses epochalen Albums könnte man beispielsweise so interpretieren, dass die Hauptfigur sich nach all ihrer Marter in völliger Entfremdung von der Welt und ihrer Einsamkeit, von dem, was sie festhält, zu lösen versucht. Doch sollte ich zur Erklärung kommen, wieso gerade so ein Lied positive Emotionen zurücklässt: Nach dem Ende der Geschichte, das eigentlich eine bittere Leere und ein Gefühl der Alleingelassenheit verursacht, setzt durch die geschickt eingesetzte Musik eine positive Empfindung in einem ein. Hoffnung? Erlösung? Der Gedanke, sich verstanden zu fühlen? Dies sollte jeder für sich selbst herausfinden.
Nach knapp über 90 Minuten ist die Geschichte nun vorbei. „Sól“ hat sein Ende gefunden. Ich weiß nicht, wie oft am Stück ich diese Scheibe nun gehört habe, doch ich weiß, dass ich es noch viele Male tun werde, HELRUNAR haben sich hier selbst übertroffen. Wer den Film „The Road“ kennt, dem lege ich eine Orientierung dieser Scheibe an selbigem sehr nahe. „Sól“ würde am Ende dieses Films beginnen – mit dem Unterschied, dass es hier nicht dieses Beinahe-Happyend gibt. Um in dieser in der Länge mit „Sól“ zu vergleichenden Rezension jedoch zu einem Ende und damit zu einem Fazit zu kommen, beschreibe ich das Album in einem Wort: Epochal.
Diesem Gedankengang scheint sich die Truppe hingegeben zu haben, ist „Sól“ doch im Vergleich zur bisherigen Diskografie nicht nur aufgrund seines außergewöhnlichen Umfangs (über 90 Minuten Spielzeit verteilt auf zwei CDs, die separat erhältlich sind, nachdem die unglaublich umfangreiche Sammler-Edition bereits im Vorfeld ausverkauft war) ein recht experimentelles Werk. Der Opener mag einen anfangs noch in der Sicherheit wiegen, HELRUNAR wären kaum ein Stück von ihrem typischen Sound abgewichen – pechschwarze Gitarrenriffs geben vorpreschenden Schlagzeug-Salven die Klinke in die Hand, dazu erklingen zusätzlich zum typischen Gekrächze bitterböse, markerschütternde Schreie, die technisch gesehen in der depressiven Black Metal-Ecke anzusiedeln sind. Für HELRUNAR-Verhältnisse ist die Musik tontechnisch obendrauf perfekt und stimmig produziert. Eigentlich also nichts Neues, sollte man meinen. Doch falsch gedacht, denn zu jenen typischen Schwarzmetall-Elementen gesellen sich eine ganze Schlagseite an düsteren Ambient-Einschüben und einem Haufen von Tempowechseln, die einen Hochgeschwindigkeits-Wutausbruch in Windeseile in beinahe doomige, zutiefst bedrohlich-düstere Gefilde befördern. Gut lässt sich diese Vielfalt an stilistischen Zutaten am Lied „Unter dem Gletscher“ beobachten. Weiterhin fällt beim Hören von „Sól“ die Menge an überdurchschnittlich langen Liedern auf, von denen glücklicherweise keines als schlecht oder auch nur als Mittelmaß zu bezeichnen ist. Auch, wenn sich vereinzelt Längen im Gedächtnis festsetzen, kann jedes Lied mehr oder weniger die Spannung über seine komplette Spielzeit hinweg aufrechterhalten. Einen Wiedererkennungswert besitzt jedenfalls jedes „vollwertige“ Lied durch markante Melodien und Strukturen, die zwar allesamt eine sehr beklemmende und düstere Atmosphäre aufkommen lassen, gleichzeitig aber etwas eigenes an sich haben. Einzelne Lieder werden durch Präludii getrennt, die teils einen eigenen Titel darstellen (z.B. „Nur Fragmente...“ oder „Europa nach dem Eis“), teils einen Übergang vom Ende eines Songs in den nächsten bilden. Diese Übergänge/Präludii werden interessanterweise von eingeschobenen Sprech-Samples begleitet, die über das Album hinweg eine düstere, leidvolle Geschichte erzählen, was auf „Sól“ als durchdachtes Konzeptalbum schließen lässt.
Sehr hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass die Münsteraner Truppe offensichtlich nichts von konventionellen Liedstrukturen hält. Etwas wie Strophen oder einen Refrain sucht man hier vergebens.
Das letzte Lied schließlich, das elfminütige Epos „Sól“, lässt als einziges Lied etwas Positives hindurch. Es fasziniert, wie emotional gerade jenes Titellied auf einen wirkt, wenn man ihm nur beide Ohren schenkt. Wandert man anfangs noch gemächlich durch eine karge, menschenleere Wüste aus Asche, scheint sich der Protagonist jenes Konzeptalbums in jenem postapokalyptischen Szenario, wie das Album es einem vermittelt, zu verlieren. Bis einen letztendlich ein verträumt psychedelischer, auf einer akustischen Gitarre vorgetragener Übergang zurück in jene eisige Landschaft stößt, aus der man her kam. Die letzten Minuten dann weint die Leadgitarre bittere Tränen. Die letzten Textzeilen dieses epochalen Albums könnte man beispielsweise so interpretieren, dass die Hauptfigur sich nach all ihrer Marter in völliger Entfremdung von der Welt und ihrer Einsamkeit, von dem, was sie festhält, zu lösen versucht. Doch sollte ich zur Erklärung kommen, wieso gerade so ein Lied positive Emotionen zurücklässt: Nach dem Ende der Geschichte, das eigentlich eine bittere Leere und ein Gefühl der Alleingelassenheit verursacht, setzt durch die geschickt eingesetzte Musik eine positive Empfindung in einem ein. Hoffnung? Erlösung? Der Gedanke, sich verstanden zu fühlen? Dies sollte jeder für sich selbst herausfinden.
Nach knapp über 90 Minuten ist die Geschichte nun vorbei. „Sól“ hat sein Ende gefunden. Ich weiß nicht, wie oft am Stück ich diese Scheibe nun gehört habe, doch ich weiß, dass ich es noch viele Male tun werde, HELRUNAR haben sich hier selbst übertroffen. Wer den Film „The Road“ kennt, dem lege ich eine Orientierung dieser Scheibe an selbigem sehr nahe. „Sól“ würde am Ende dieses Films beginnen – mit dem Unterschied, dass es hier nicht dieses Beinahe-Happyend gibt. Um in dieser in der Länge mit „Sól“ zu vergleichenden Rezension jedoch zu einem Ende und damit zu einem Fazit zu kommen, beschreibe ich das Album in einem Wort: Epochal.