Norther - Circle Regenerated

Norther - Circle Regenerated
Melodic Death Metal
erschienen am 15.04.2011 bei Century Media
dauert 54:17 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Through It All
2. The Hate I Bear
3. Truth
4. Some Day
5. Break Myself Away
6. Believe
7. Falling
8. We Do Not Care
9. The Last Time#
10. Closing In

Die Bloodchamber meint:

Zahlreiche Besetzungswechsel ziehen sich durch die bisherige Geschichte der finnischen Melodic Death Metal Band NORTHER. Nun hat es selbst das letzte verbliebene Gründungsmitglied Petri Lindroos erwischt, da sich dieser nun vollends ENSIFERUM widmen will. Nachgerückt ist dafür Aleksi Sihvonen. Es stellt sich nun die Frage, wie die Entwicklung dieser Band aussehen wird, so ganz ohne Verwurzelung in die ursprünglichen Pläne und Ideale. Diese Frage ist jedoch nach den ersten Takten von „Through It All“ bereits beantwortet. NORTHER ist und bleibt NORTHER.

Dieser erstklassiger Opener, richtungweisend für das komplette Album, versetzt sofort in erstaunen und macht den Hörer aufmerksam für die folgenden Songs. Treibende Gitarren und Schlagzeugrythmen, unterlegt von Keyboardklängen, bilden das perfekte Klanggerüst für den kurze Zeit später einsteigenden Gesang des neuen Frontmanns Aleksi Sihvonen. Dieser lässt erstmal durch erstklassige Shout- und Growlingpassagen alle Kritiker verstummen. Weiterhin lässt sich die Entwicklung des Sounds bereits ganz gut feststellen. Keyboard und Synthesizer Klängen halten sich noch weiter bedeckt als bei den zwei letzten Alben, führen weg vom Power Metal, wohingegen der cleane Backgroundgesang von Kristian Ranta in Verbindung mit einem leicht verdaulichen Gitarrensound stellenweise einen rockigen Charakter zum Vorschein bringen. Schwerpunkt ist weiterhin Death Metal Gerumpel, mit melodischen Keyboardsounds dezent unterlegt. So alltäglich wie sich dies auch hier anhören mag bringen es NORTHER aber bei weitem nicht rüber. Die sechs Finnen schaffen es durch banalste stilistische Mittel jeden Song über den gewöhnlichen Melodic Death Metal hinauszuheben und ihre unbändige Spielfreude auf den Zuhörer zu übertragen. Zwar sind die Kompositionen im großen und ganzen einfacher aufgebaut als bei den Vorgängern und insbesondere im Vergleich zu ihrem Debut „Dreams of Endless Wars“, dennoch ist jeder Song vielschichtig strukturiert und mit viel Tiefgang immer für eine Überraschung gut. Gerade genug um ständige Abwechslung zu bieten und nicht zu viel um die Hörerschaft nicht zu verwirren. Dazu schaffen es diese verrückten Finnen ihr Können auf jedem Instrument zum Vorschein zu bringen, besonders in manch aberwitzig virtuosen Solostellen.
Doch trotz dieser hohen Kompositionskunst hört man sich schnell an dem Album satt. Leider viel zu schnell. Grund dafür ist das Grundtempo im Mid-High Bereich. Dieses wird zwar auf jedem Song durch tausende von Einfällen verändert, zieht sich aber im Ganzen betrachtet durch das komplette Album. Ein Ausbruch aus ihrer Spielart wäre nötig gewesen, wenigstens in einem einzigen Song. Sei es durch ein Zurückgreifen auf ihre früheren Sound oder eine Variation ihres bestehenden. So aber kann man sich nach zwei Durchläufen einem Gefühl der Standardisierung leider nicht verwehren.

Dennoch ist NORTHER mit „Circle Regenerated“ ein großartiges Album gelungen. Eine kleine, aber wie ich finde notwendige Entwicklung ist vorhanden, und schafft es so, sich ein wenig vom Mainstream Melodic Death Metal zu entfernen. Ein Album für jeden Fan dieser Spielart und definitiv ein Album auf dem auch Technik verrückte Gefrickeljunkies auf ihre Kosten kommen werden.
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