Marduk - Iron Dawn (EP)

Marduk - Iron Dawn (EP)
Black Metal
erschienen am 27.05.2011 bei Regain Records
dauert 13:30 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Warschau II - Headhunter Halfmoon
2. Wacht am Rhein - Drumbeats of Death
3. Prochorovka - Blood and Sunflowers

Die Bloodchamber meint:

MARDUK sind für mich eines der faszinierendsten Phänomene des gesamten Black Metal. Einerseits sind sie sich stets absolut treu geblieben und haben hierdurch so manche Kritik provoziert, künstlerisch zu stagnieren. Auf der anderen Seite haben sie bei genauerer Betrachtung doch verschiedene Phasen durchlaufen, die sich musikalisch und besonders inhaltlich-ästhetisch voneinander unterscheiden. Zwischen den regulären Alben, deren es mittlerweile elf an der Zahl sind, haben sie dazu noch ein paar EPs veröffentlicht, die sich recht harmonisch in die Diskographie einfügen. Nachdem mit dem letzten Album "Wormwood" die Entwicklung, die die Band seit dem Sängerwechsel von Legion zu Mortuus vollzogen hat, einen weiteren Schritt vorangetrieben wurde, überrascht "Iron Dawn" auf den ersten Blick. Die auf den letzten Alben dominanten Vanitas- und Totentanz-Motive weichen hier auf einmal wieder dem Krieg und die Idee mit einem Panzer auf dem Cover ist auch nicht ganz taufrisch. Allerdings sehen wir hier einen solchen erstmalig seit dem legendären Album "Panzer Division Marduk" von 1999.

Die Frage liegt nahe, ob es hier einen Rückschritt zum konsequenten High-Speed-Geprügel gibt, das die Ära dieser Jahre maßgeblich kennzeichnete. Zumal auch die Titel die Kriegsthematik ins Zentrum stellen: Mit "Warschau 2 – Headhunter Halfmoon" gibt es eine Fortsetzung des Titels vom Album "Plague Angel", "Wacht am Rhein – Drumbeats of Death" knüpft vom Namen her an die im 19. Jahrhundert umkämpfte Grenze zwischen Deutschland und Frankreich an und "Prochorovka – Blood and Sunflowers" thematisiert eine der größten Panzerschlachten an der Ostfront des Zweiten Weltkrieges, die im Jahr 1943 stattfand.

Rein musikalisch geht es mit dem Warschau-Sequel furios los. Hier wird geballert, was das Zeug hält, Sirenen tönen, Mortuus gurgelt aufs Ekelhafteste und der Chorus geht ins Ohr wie kochende Schwefelsäure. Leider kann das zweite Stück – ebenfalls schnell wie Sau – das Niveau nicht ganz halten, zeigt aber immer noch dem Großteil der gesichtsbepinselten Jungspunde im weiten Rund, wo die Axt hängt. Mit "Prochorovka" folgt, untermalt vom altbekannten Geschützlärm, der von einem "Lili Marleen"-ähnlichen Schlager unterlegt ist, eine typische MARDUK-Slo-Mo-Nummer. Das Begeisterungsniveau der ersten Minuten kann leider nicht ganz gehalten werden und schon ist das Scheibchen leider vorbei.

Was ziehen wir daraus? Jeder Fan kann bedenkenlos zugreifen, auch wenn man nicht grad viel fürs Geld bekommt. Leider trübt eine Eigenheit der Produktion den Hörgenuss noch ein wenig. Es wäre schöner gewesen, wenn Mortuus' großartiges Organ ein wenig besser rauszuhören gewesen wäre. So verschwindet er etwas zu sehr in der allgemeinen Raserei, eine soundtechnische Krankheit, die auf "Plague Angel" schon störend war. Aber ein Drama ist es auch nicht und so ist die Welt um etwas weniger als eine Viertelstunde MARDUK reicher geworden. Und das ist ja schon mal was!
-