Lake Of Tears - The Neonai

Lake Of Tears - The Neonai
Gothic Rock
erschienen in 2002 bei Black Mark
dauert 42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Return of ravens
2. The Shadowshires
3. Solitude
4. Can die no more
5. Leave a room
6. Sorcerers
7. Nathalie and the fireflies
8. Let us go as they do
9. Down the Nile
10. Outro/Medley

Die Bloodchamber meint:

''The Neonai'' erschien 2002 quasi aus dem Nichts, da sich LAKE OF TEARS offiziell nach den Aufnahmen zum Vorgänger ''Forever Autumn'' aufgelöst hatten. Somit kann das von Daniel Brennare fast im Alleingang eingespielte Album als eine Art Pflichtübung angesehen werden, deren Zweck zuallererst die Vertagserfüllung bei Black Mark gewesen sein dürfte und welche beim Gros der Presse ziemlich schlecht ankam.
Allerdings sollte man meiner Meinung nach nicht den Fehler machen, dieses quietschbunte Sammelsurium melancholisch-zuversichtlicher Rocksongs mit den früheren, eher homogenen Werken der Band zu vergleichen und umgehend zu verurteilen. Hinter den oft wavigen Synthie-Flächen, einem recht einfach programmierten Drumsklaven und diversen sonnigen Songs besitzt nämlich auch ''The Neonai'' eine ganze Menge düsteren Geistes – er ist nur etwas anders verpackt.

Der Opener ''Return of Ravens'' und das folgende ''Shadowshires'' sind perfekte Uptempo-Rocker, die den geneigten Fan aufgrund ihres synth-lastigen Sounds vielleicht anfangs verstören, dafür jedoch dank unmenschlicher Melodik umgehend in Ohr und Hüfte fahren, wo sie dann auch erst einmal verweilen. ''Solitude'' gibt sich anschliessend sehr relaxt, steigert sich im Refrain zu einer angenehm drückenden Walze und bietet neben erneut grossartigen Melodien ein paar interessante Walgesang-Keys. Nach einem erneuten Temposchub im erstaunlich positiven ''Leave a room'' ist es Zeit für den ersten schwächeren Song: ''Sorcerers'' kommt als überwiegend von Frauenstimme getragenes Duett daher, dessen arg balladeske Ausrichtung jedoch trotz eines schönen Solos in der Mitte nicht unbedingt zu fesseln weiss – ich find's nicht so prall.
Sehr prall dagegen ''Can die no more'': Mit dem fettesten Bass der Bandgeschichte, schönen Lyrics und effektiv eingesetzter Elektronik ist der Midtempo-Kracher ein Höhepunkt auf ''The Neonai''. Nach dieser düsteren Hommage an seine Eltern lässt Daniel mit ''Nathalie...'' die Sonne wieder scheinen. Der seiner Tochter gewidmete Song ist ebenfalls ein Duett, nur funktioniert das ganze jetzt um einiges besser als noch in ''Sorcerers'' und geht aufgrund der angenehm poppigen Stimmung wunderbar auf.
Nach dem melodisch und strukturell durchwachsenen ''Let us...'' klingt die Platte schliesslich mit ''Down the Nile'' intensiv und bedrohlich aus – das allerletzte Stück ist lediglich eine überflüssige Collage früherer Songs.
Insgesamt merkt man dem Material auf ''The Neonai'' an, dass es zumindest teilweise in einer Phase entstanden ist, die Daniel Brennare sehr geprägt hat – speziell die Geburt seiner Tochter und deren positives Echo in manchen Stücken verleihen der Musik einen äusserst angenehmen Unterton. Und so kommt es, dass sich die Scheibe trotz der ungewohnten – manche meinen: dürftigen – Produktion über die Jahre hinweg zu einer ganz speziellen LOT entwickelt hat, sozusagen die Guten-Morgen-Platte der Schweden.

Wenn ihr euch an gothischer Rockmusik mit elektronischen Elementen nicht stört und eine etwas andere Seite von LAKE OF TEARS kennenlernen wollt, lege ich euch dieses mehr als eingängige Kleinod jedenfalls schwerstens ans Herz...
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