Paradise Lost - Paradise Lost
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Don’t Belong
2. Close Your Eyes
3. Grey
4. Red Shift
5. Sun Fading
6. All This Was
7. For All You Leave Behind
8. Accept The Pain
9. Shine
10. Spirit
11. Forever After
12. Over The Madness
Die Bloodchamber meint:
Mit “Lost Paradise” fing es vor mehr als 15 Jahren an, folgt nun mit “Paradise Lost” das endgültige Aus? Für viele ehemalige Fans, die schon längst die Beerdigung von PARADISE LOST und die dazugehörige Trauerzeit hinter sich gebracht haben, eine unnötige Frage. Aber für die vielen gutgläubigen Sympathisanten, zu denen ich mich ebenfalls zähle, eine durchaus schwierige Frage. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass die Band mit ihrem aktuellen Output die Kraft der Gitarre wiederentdeckt hat.
Vorbei sind die ermüdenden und nervigen Elektro-Spielchen des enttäuschenden Vorgängers „Symbol of Life“. Lediglich einige wenige, aber geschickt im Background platzierte Überbleibsel sorgen zusammen mit fast schon zu gut versteckten Streicher und Gastvocals für die nötige Untermalung. Zum größten Teil werden die Songs aber wieder von starken Gitarren getragen, die zwar hauptsächlich melodisch, aber auch mit einem kleinen Hauch von Härte unser Ohr erreichen. Nette und unaufdringliche Riffs sorgen zusammen mit den vielen kleineren Spielchen der zweiten Gitarre für einen kurzen Erinnerungsblitz an „Draconian Times“-Zeiten, aber schon der im Durchschnitt höher angelegte Gesang holt uns dann schnell wieder ins Jahr 2005 zurück.
Mal abgesehen vom überflüssigen Background-Chor in „Close your Eyes“ und „Spirit“, einigen Längen in „All This Was“ und der ungeschickt gewählten Möchtegern-Popnummer „Forever After“ ist „Lost Paradise“ somit eine kleine Überraschung geworden, die ich den Briten aufgrund ihrer bisherigen Entwicklung nicht wirklich zugetraut hätte. Die aufgrund der dezenten Spielereien nicht zu überladen wirkende Scheibe geht ohne zu nerven von einem Ohr zum anderen, hat aber im Vergleich zur erwähnten Referenzscheibe von ’95 einen entscheidenden Nachteil: Echte Emotionen wollen sich einfach nicht entwickeln. Da kann Sänger Nick Holmes noch so intensiv ins Mikro seufzen, so richtig abnehmen kann ich ihm das nicht.
Bei „Grey“ und „Shine“ zeigt die Band ein geschicktes Händchen für gute Melodien, die man auch beim zweiten Mal schon wiedererkennt und „Over The Madness“ sorgt mit einem tollen Solo für einen guten Ausklang. Der Rest ist bis auf kurze Passagen musikalische Routine, gut rutschend, leichtverdaulich und mit einem sanften „Pfft“ wieder am Tageslicht.
Vorbei sind die ermüdenden und nervigen Elektro-Spielchen des enttäuschenden Vorgängers „Symbol of Life“. Lediglich einige wenige, aber geschickt im Background platzierte Überbleibsel sorgen zusammen mit fast schon zu gut versteckten Streicher und Gastvocals für die nötige Untermalung. Zum größten Teil werden die Songs aber wieder von starken Gitarren getragen, die zwar hauptsächlich melodisch, aber auch mit einem kleinen Hauch von Härte unser Ohr erreichen. Nette und unaufdringliche Riffs sorgen zusammen mit den vielen kleineren Spielchen der zweiten Gitarre für einen kurzen Erinnerungsblitz an „Draconian Times“-Zeiten, aber schon der im Durchschnitt höher angelegte Gesang holt uns dann schnell wieder ins Jahr 2005 zurück.
Mal abgesehen vom überflüssigen Background-Chor in „Close your Eyes“ und „Spirit“, einigen Längen in „All This Was“ und der ungeschickt gewählten Möchtegern-Popnummer „Forever After“ ist „Lost Paradise“ somit eine kleine Überraschung geworden, die ich den Briten aufgrund ihrer bisherigen Entwicklung nicht wirklich zugetraut hätte. Die aufgrund der dezenten Spielereien nicht zu überladen wirkende Scheibe geht ohne zu nerven von einem Ohr zum anderen, hat aber im Vergleich zur erwähnten Referenzscheibe von ’95 einen entscheidenden Nachteil: Echte Emotionen wollen sich einfach nicht entwickeln. Da kann Sänger Nick Holmes noch so intensiv ins Mikro seufzen, so richtig abnehmen kann ich ihm das nicht.
Bei „Grey“ und „Shine“ zeigt die Band ein geschicktes Händchen für gute Melodien, die man auch beim zweiten Mal schon wiedererkennt und „Over The Madness“ sorgt mit einem tollen Solo für einen guten Ausklang. Der Rest ist bis auf kurze Passagen musikalische Routine, gut rutschend, leichtverdaulich und mit einem sanften „Pfft“ wieder am Tageslicht.
Die Bloodchamber meint außerdem:
Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Paradise Lost in Metallerkreisen spätestens nach “Host” abgeschrieben waren. Eine der Gründungsformationen des wie auch immer gotischen Doom/Deaths hatte sich still und leise ihr eigenes Grab geschaufelt und da half es wenig, dass man die kreative Sackgasse durch immer elaboriertere Soundspielereien und (spätere) Rückbesinnung aufzuwerten versuchte – die Briten drohten nach jahrelangem Spagat zwischen zwei Welten zerrieben zu werden und durchlebten im wahrsten Sinne der Worte die auf ihrem Meilenstein “Icon” besungenen Shallow Seasons...
Glaubt man dem PR-Department, soll sich das mit dem selbstbetitelten Hoffnungsträger nun endlich ändern: Mehr Härte sei angesagt, mehr Atmosphäre (was auch immer das sein soll), schliesslich wurde gar “Draconian Times” als ungefähre Richtungsangabe in den seltsam erwartungsleeren Raum geschmissen. “Paradise Lost” - soviel sei vorweggenommen – ist erneut ein Spagat geworden und wird Puristen nicht einen Deut an die Band zurückführen, allerdings haben sich die Mannen um Nick Holmes endlich – endlich! - auf das besonnen, was genreübergreifend von Bedeutung ist: Auf das Schreiben schlüssiger, dichter und fesselnder Songs, die den Hörer für 45 Minuten zu tragen vermögen, wohin die Reise auch gehen mag.
Schon der Opener “Don't Belong” ist ein geradezu verführerisches Stück, das zunächst mit Streichern und Holmes' charismatischen Vocals lockt, den Hörer immer tiefer in seinen Garten führt, um ihm schliesslich im Refrain mit jener süssen Melancholie zu erdrücken, die in der Tat an “Draconian Times” erinnert. Dazu haben die endlich wieder durchweg präsenten Leads von Greg Mackintosh fast schon kathartischen Charakter, was meines Erachtens einen grossen Teil zur Qualität des Albums beiträgt.
“Close Your Eyes” fällt im Anschluss ein wenig ab, da vor allem die Strophe den Fluss nicht ganz aufrecht zu erhalten vermag, dafür sind Leads und der Refrain allererste Sahne – womit wir sogleich bei “Grey” sind: Eher treibend, stellt dieser Song mit präsenter Basslinie und teils recht hohem Gesang einen Höhepunkt der Scheibe dar. Das semi-chorale Break und der erneut grossartige Chorus unterstreichen nur die songschreiberische Klasse, die noch immer in den Briten zu schlummern scheint.
“Red Shift” lässt es etwas softer angehen, es gibt Piano, sphärische Streicher und elektronische Tupfer, die jedoch nie überhand nehmen, sondern effektiv zur Gestaltung beitragen. Nach diesem leichten Sommerspaziergang folgt mit “Sun Fading” die (im positiven Sinne) Ernüchterung: Vom Piano eingeleitet, wälzt sich dieser Track zu einmal mehr prägnanten Leads recht monolithisch durch die Boxen, bevor “All This Was” mit Akkustikklampfen und mehrstimmigem Refrain wieder etwas Hoffnung versprühen darf.
Seite B (Rezensionsexemplar ist ein Tape) beginnt mit dem recht modern anmutenden Stampfer "For All You Leave Behind", der aber dank durchweg gelungener Vokalarrangements einem Befreiungsschlag gleichkommt und durchaus als breitbeiniges Statement einer selbstbewussten Band gewertet werden kann.
“Accept The Pain” klingt instrumental zunächst etwas nach Placebo, macht allerdings mit Chorus und Leadgitarre klar, mit welcher Band man es zu tun hat – nicht der beste Song der Scheibe, aber auf “Symbol Of Life” wäre das der dritte Hit gewesen.
Nach dem lyrisch starken, musikalisch soliden “Shine” folgt mit “Spirit” einer der Songs, die auf “One Second” hätten stehen können: Riffbetont, mit etwas Chor und präsenten Keys unterlegt, zeigen sich die Briten hier wieder etwas moderner; die brachialen Gitarren und Holmes' voluminöse Stimme sorgen dennoch für einen durchweg positiven Gesamteindruck.
“Forever After”ist als klassische Single natürlich kantenfrei und wurde andernorts bereits besprochen – mit Sicherheit das klinischste Stück, das aber meiner bescheidenen Meinung nach zumindest im Chorus/Pre-Chorus-Bereich durchaus seine Stärken hat. Ähnlich konstruiert wirkt zunächst “Over The Madness”, wenn auch eher in einer anderen Richtung: Unheilvoll orchestriert und fast schwebend die Strophe, düster schleppend im Chorus zeigt sich hier nach ein paar Durchläufen der legitime Nachfolger zum erschlagenden “No Celebration” - ein würdiger Abschluss dieses nach all der Zeit immer noch fesselnden Albums.
Wie bereits gesagt: Paradise Lost denken mitnichten an Wurzelbehandlung, sondern haben stattdessen die Essenz der letzten Dekade endlich wieder zu einem Album geschmiedet, welches ihrer würdig ist und zwischen “Draconian Times” und “One Second” verdammt gut aufgehoben wäre. Daran haben neben den charakteristischen Leads und der kompositorischen Klasse auch die Lyrics einen nicht zu unterschätzenden Anteil – ich bin der festen Überzeugung, dass dies (zum ersten Mal seit “One Second”) wieder Texte sind, mit denen sich Nick Holmes identifizieren kann, und das hört man ihm einfach an.
Eine dicke Empfehlung von meiner Seite und endlich wieder das gute Gefühl, der nächsten PL entgegen zu fiebern...
Glaubt man dem PR-Department, soll sich das mit dem selbstbetitelten Hoffnungsträger nun endlich ändern: Mehr Härte sei angesagt, mehr Atmosphäre (was auch immer das sein soll), schliesslich wurde gar “Draconian Times” als ungefähre Richtungsangabe in den seltsam erwartungsleeren Raum geschmissen. “Paradise Lost” - soviel sei vorweggenommen – ist erneut ein Spagat geworden und wird Puristen nicht einen Deut an die Band zurückführen, allerdings haben sich die Mannen um Nick Holmes endlich – endlich! - auf das besonnen, was genreübergreifend von Bedeutung ist: Auf das Schreiben schlüssiger, dichter und fesselnder Songs, die den Hörer für 45 Minuten zu tragen vermögen, wohin die Reise auch gehen mag.
Schon der Opener “Don't Belong” ist ein geradezu verführerisches Stück, das zunächst mit Streichern und Holmes' charismatischen Vocals lockt, den Hörer immer tiefer in seinen Garten führt, um ihm schliesslich im Refrain mit jener süssen Melancholie zu erdrücken, die in der Tat an “Draconian Times” erinnert. Dazu haben die endlich wieder durchweg präsenten Leads von Greg Mackintosh fast schon kathartischen Charakter, was meines Erachtens einen grossen Teil zur Qualität des Albums beiträgt.
“Close Your Eyes” fällt im Anschluss ein wenig ab, da vor allem die Strophe den Fluss nicht ganz aufrecht zu erhalten vermag, dafür sind Leads und der Refrain allererste Sahne – womit wir sogleich bei “Grey” sind: Eher treibend, stellt dieser Song mit präsenter Basslinie und teils recht hohem Gesang einen Höhepunkt der Scheibe dar. Das semi-chorale Break und der erneut grossartige Chorus unterstreichen nur die songschreiberische Klasse, die noch immer in den Briten zu schlummern scheint.
“Red Shift” lässt es etwas softer angehen, es gibt Piano, sphärische Streicher und elektronische Tupfer, die jedoch nie überhand nehmen, sondern effektiv zur Gestaltung beitragen. Nach diesem leichten Sommerspaziergang folgt mit “Sun Fading” die (im positiven Sinne) Ernüchterung: Vom Piano eingeleitet, wälzt sich dieser Track zu einmal mehr prägnanten Leads recht monolithisch durch die Boxen, bevor “All This Was” mit Akkustikklampfen und mehrstimmigem Refrain wieder etwas Hoffnung versprühen darf.
Seite B (Rezensionsexemplar ist ein Tape) beginnt mit dem recht modern anmutenden Stampfer "For All You Leave Behind", der aber dank durchweg gelungener Vokalarrangements einem Befreiungsschlag gleichkommt und durchaus als breitbeiniges Statement einer selbstbewussten Band gewertet werden kann.
“Accept The Pain” klingt instrumental zunächst etwas nach Placebo, macht allerdings mit Chorus und Leadgitarre klar, mit welcher Band man es zu tun hat – nicht der beste Song der Scheibe, aber auf “Symbol Of Life” wäre das der dritte Hit gewesen.
Nach dem lyrisch starken, musikalisch soliden “Shine” folgt mit “Spirit” einer der Songs, die auf “One Second” hätten stehen können: Riffbetont, mit etwas Chor und präsenten Keys unterlegt, zeigen sich die Briten hier wieder etwas moderner; die brachialen Gitarren und Holmes' voluminöse Stimme sorgen dennoch für einen durchweg positiven Gesamteindruck.
“Forever After”ist als klassische Single natürlich kantenfrei und wurde andernorts bereits besprochen – mit Sicherheit das klinischste Stück, das aber meiner bescheidenen Meinung nach zumindest im Chorus/Pre-Chorus-Bereich durchaus seine Stärken hat. Ähnlich konstruiert wirkt zunächst “Over The Madness”, wenn auch eher in einer anderen Richtung: Unheilvoll orchestriert und fast schwebend die Strophe, düster schleppend im Chorus zeigt sich hier nach ein paar Durchläufen der legitime Nachfolger zum erschlagenden “No Celebration” - ein würdiger Abschluss dieses nach all der Zeit immer noch fesselnden Albums.
Wie bereits gesagt: Paradise Lost denken mitnichten an Wurzelbehandlung, sondern haben stattdessen die Essenz der letzten Dekade endlich wieder zu einem Album geschmiedet, welches ihrer würdig ist und zwischen “Draconian Times” und “One Second” verdammt gut aufgehoben wäre. Daran haben neben den charakteristischen Leads und der kompositorischen Klasse auch die Lyrics einen nicht zu unterschätzenden Anteil – ich bin der festen Überzeugung, dass dies (zum ersten Mal seit “One Second”) wieder Texte sind, mit denen sich Nick Holmes identifizieren kann, und das hört man ihm einfach an.
Eine dicke Empfehlung von meiner Seite und endlich wieder das gute Gefühl, der nächsten PL entgegen zu fiebern...