Kvelertak - Meir

Kvelertak - Meir
Black Metal / Rock'n'Roll / Punk
erschienen am 22.03.2013 bei Roadrunner Records
dauert 49:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Åpenbaring
2. Spring Fra Livet
3. Trepan
4. Bruane Brenn
5. Evig Vandrar
6. Snilepisk
7. Månelyst
8. Nekrokosmos
9. Undertro
10. Tordenbrak
11. Kvelertak

Die Bloodchamber meint:

Wenn KVELERTAK davon sprechen, dass der Albumtitel „Meir“ („Mehr“) programmatisch für eine Vergrößerung oder Verstärkung aller Aspekte ihrer Musik bei den entsprechenden Gelegenheiten steht, sollte man auf die dreigitarrige Eule hören. Andererseits haben die Norweger wohl auch wenige andere Optionen, in der Wort- wie Musikwahl, nachdem „Kvelertak“ zu seinem sich schnell wie von selbst befeuernden Raketenstart wurde, der nicht nur (Black) Metal, Rock’n’Roll und Punk vermengte, sondern dessen Saat auch in jedem der nicht unbedingt deckungsgleichen Fanfelder Früchte trug. Die Erwartungen sind also buchstäblich, in puren Menschenzahlen, mehr geworden, doch zumindest am Drumherum hat sich nicht viel geändert: Die Goldpfoten von BARONESS‘ John Baizley haben das Cover gestaltet und CONVERGEs Kurt Ballou hat im Studio die Zügel in der Hand gehabt, nur labeltechnisch wurde international zu Roadrunner aufgerüstet.

Aber zurück zu(m) „Meir“, das im ersten, dritten und achten Eindruck nicht nur die Richtungsfähnchen der Lieder betrifft – so ein süßlicher Refrain wie in „Bruane Brenn“ wäre trotz seiner Eingängigkeit auf dem Debüt nahezu undenkbar gewesen – sondern die Lieder auch weiter auseinander dividiert als es noch bei „Kvelertak“ der Fall war. Beim Ausloten von Randbezirken eigentlich eine logische Folge, dennoch hat es nicht unbedingt erwartete Auswirkungen auf den Energiekern der Band, der in der dreiklötzigen Eposschwemme „Nekrokosmos“, „Undertro“ und „Tordenbrak“ zeitweise so ins Schlingern gerät, dass man ein Bohrteam rufen möchte, um ihn wieder in Schwung zu bringen. Dabei ist der Versuch der Riffhypnose durch endlose Wiederholung in „Undertro“ nicht ohne Humor und „Tordenbrak“ mit seinen Wucherungen vielleicht das interessanteste Lied des Albums.

Ob es an der Entwicklung der Band oder dem selbstverständlich geringeren Überraschungsfaktor liegt, vermag ich nicht zu sagen, doch man vermisst auf „Meir“ ein wenig die Zündfackeln nach Art von „Ulvetid“ oder „Fossegrim“, die den Hörer beim Vorgänger sofort Feuer und Flamme für diese so aufregende wie undogmatische Band werden ließen. „Evig Vandrar“ ist mit bissigen gesprochenen Worten ebenso nah dran wie „Snilepisk“ mit seiner Vehemenz und auch die flirrende Eröffnung von „Månelyst“ lässt Hoffnung keimen, doch das zarte Pflänzchen wächst selten zur vollsten Pracht heran, mal von irritierend lässigem Ausfaden, mal von einer akustischen Euphoriebremse gestoppt. Das Problem ist dabei weniger der Charakter der „neuen“ Elemente, als ihre Kombination, denn so entsteht (zumindest für mich) der Eindruck, dass die Norweger auf Teufel komm raus ein „künstlerisch wertvolleres“ Album aufnehmen wollten, in ihrer Ungestümheit dabei aber ein wenig das Augenmaß für die Ausmaße und Auswirkungen ihrer Ausflüge und Ideen verloren haben, so dass der vermeintliche Gewinn durch Facettenreichtum der Begeisterung engere Grenzen als bei „Kvelertak“ verleiht.

Am weiteren Aufstieg von KVELERTAK gibt es trotz, wegen, dank oder mit „Meir“ keine Zweifel, auch weil die sechs Burschen live so explosiv ausrasten. Ein kleiner Fingerzeig, dass nicht alle gut gedüngten musikalischen Bäume automatisch in den Himmel wachsen, ist es dennoch. Findet die Band auf Album Drei eine Kombination aus der Zielstrebigkeit von „Kvelertak“ und der Verspieltheit von „Meir“, raste ich auch wieder genauso mit aus. Versprochen.
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