Als ich neulich nichtsahnend vorm Fernseher hockte, wurde ich plötzlich aus meiner angenehmen Ruhe gerissen. "Die neuen METALLICA - BULLET FOR MY VALENTINE, die EP! Demnächst im Handel!". Wie bitte? Was hat mein Fernseher da grad gesagt? Die EP liegt doch grad da auf´m Tisch! Da stellte sich mir doch sofort die Frage: Welche Metallica-Epoche meinen die denn da? Die grandiosen Anfänge ("Ride the Lightning") den mittelmäßigen Zwischenteil ("Reload") oder das beschissene Ende ("St.Anger")? Doch schon nach wenigen Hördurchläufen wurde mir bewusst, dass es genauso wahrscheinlich ist, hier die neuen Metallica zu haben, wie dass mein Furz irgendwann mal nach Rosenblüte duftet. BULLET FOR MY VALENTINE spielen E M O C O R E mit einem deutlichen Screamo-Einfluss! Ja richtig, so abgedreht wie die "St.Anger" auch war -> Emo wars mit sicherheit nicht!

Nunja, nachdem diese etwas seltsamen Vorschusslorbeeren ziemlich flott den Bach runter gegangen waren, konnte ich mich endlich unvoreingenommen mit der EP beschäftigen und feststellen, ob dieser Hype denn auch begründet ist (Platz 65 in den deutschen Singlecharts ist für ein Metalprodukt schon mehr als ordentlich!!!). Den Anfang machen die vier Waliser mit der ausgekoppelten, wie angesprochen bereits sehr erfolgreichen Single "Hand of Blood" und ich muss sagen: gute Arbeit! Mit hartem Hardcore-Riffing bishin zu einem schmusigen Refrain bietet der Song wirklich eine hohe Qualität. Typischer Emocore/Screamo Sound wird hier präsentiert, wobei ich sagen muss, dass ich hier keine sonderlichen Innovationen erkenne, die BULLET FOR MY VALENTINE irgendwie "besser" machen als andere Bands dieses Genres. Okay, der Song ist klasse und als Besonderes Leckerli gibt´s das Video gleich mit dabei als EP-Inhalt. Aber können die Briten dieses Niveau auch über die gesamte EP halten?
Große Abwechslung wird meiner Meinung nach nämlich kaum geboten. Mit "Cries in Vain" folgt ein ebenfalls nicht schlechter Song, doch gelingt es hier nicht, eine ähnliche hohe Qualität wie beim Opener aufzubauen. Zudem muss ich Sänger Matt Tuck hier einige Probleme im höheren Gesangsbereich attestieren. Die Scream-Vocals scheinen ihm doch um einiges besser zu stehen, als das ruhigere Gesülze, das mich vor allem bei diesem Titel doch zu sehr an Bands á la 4LYN oder BLINK182 erinnert. "Curses" ist ein etwas ruhigeres Stück, das mit Sicherheit auch mal die sanftere Seite der Band betonen soll, die mir ja eigentlich nicht so gefällt. Aber die Melodien sind ganz nett. Die abschließenden Titel "No Control" und "Just Another Star" knallen wieder ordentlicher durch die Boxen und sorgen mit heftigen Doublebass-Attacken sogar für eine gewisse Partystimmung. Vor allem der Refrain beim Schlusstitel sorgt für gute Laune, wobei das ganze hier schon ein wenig zu sehr in Richtung KILLSWITCH ENGAGE geht.

Der Hype um die Band, die dieses Jahr auch noch bei "Rock am Ring" spielen wird, ist meiner Meinung nach etwas übertrieben. Die Songs sind zwar allesamt nicht schlecht und mit der Single ist auch eine richtige Granate dabei, aber wenn schon auf einer EP keine besonderen Innovationen gesetzt werden, dann muss ich doch befürchten, dass das Album in tiefer Langeweile versinken könnte. Dass die Single einen so hohen Sprung in die Charts geschafft hat, wundert mich bei der Werbung überall, eigentlich kaum. Dennoch ist dies den Walisern sehr hoch anzurechnen. Ich freue mich schon auf die Full Length Platte und bin mal gespannt, was sie uns noch so zu bieten haben. Beim aktuellen Stand erkenne ich allerdings nicht, was diese Band so besonders gegenüber anderen Gruppen auszeichnet (Als Aushängeschild sind hier sicherlich HAND TO HAND zu nennen, die bereits gezeigt haben, dass es auch ein Full Length Album aus dem Genre mit nahezu perfekter Eigenständigkeit und Innovation geben kann).