Exodus - Blood In Blood Out

Exodus - Blood In Blood Out
Thrash Metal
erschienen am 10.10.2014 bei Nuclear Blast
dauert 66:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Black 13
2. Blood In Blood Out
3. Collateral Damage
4. Salt The Wound
5. Body Harvest
6. BTK
7. Wrapped In The Arms Of Rage
8. My Last Nerve
9. Numb
10. Honor Killings
11. Food For The Worms
12. Angel Of Death (ANGEL WITCH Cover)

Die Bloodchamber meint:

In jüngerer Vergangenheit gab es wenige Albumtitel, die sich so leicht auf einen Personalwechsel beziehen ließen, dabei ist die Achse Hunting-Holt seit jeher die EXODUS-Konstante, während mit Baloff, Souza & Dukes schon drei sehr unterschiedlich klingende Sänger ihr Glück über mehrere Jahre und Alben versuchen durften. Nun ist also altbekanntes Blut wieder in, Steve „Zetro“ Souza, und das Blut der letzten Jahre out, Rob Dukes. Im Vorfeld musste man diese Entscheidung nicht unbedingt verstehen, zumal Zetro gerade mitten im Aufbau von HATRIOT steckt, aber sobald man „Blood In Blood Out“ anwirft, macht alles plötzlich Sinn.

Es wirkt zwar fast schon albern, dass nach der Ankündigung, die Epik der Exhibit-Alben gegen ein wenig Punkflair eingetauscht zu haben, mit „Black 13“ ein sechseinhalbminütiger Brocken das Album eröffnet, aber der Spirit unterscheidet sich unüberhörbar, oder um es in Bandnamen auszudrücken: Die TESTAMENTisierung von EXODUS ist vorbei, stattdessen regieren jetzt OVERKILL. Vordergründig liegt der Hauptanteil dafür am Wechsel vom mächtigen Brüllwürfel zur energischen Giftnatter, doch auch der wiederholte Einsatz von Gangshouts und ein gewisses Maß an Leichtigkeit durch kompositorische Geradlinigkeit zeugen von der Umsetzung des angekündigten Plans.

Das Ergebnis kann sich hören lassen, hat meiner Meinung nach aber zu viele Auf und Abs, um ein echtes Ausrufezeichen zu setzen. Stromlinienförmig arbeiten einige der kürzeren Lieder nur auf den Refrain hin und vergessen dabei, dass ein griffiger Chorus zwar wichtig ist, ein Lied jedoch keineswegs automatisch spannend wird, wenn alles klipp & klar König Refrain untergeordnet wird. Zetros Ego darf sich von so viel Zuwendung eventuell geschmeichelt fühlen, dass Gary Holt & Lee Altus an der Gitarre einige Lieder aber geradezu abschenken – „BTK“ klingt trotz Chuck Billys Unterstützung fünf Minuten lang wie eine ANNIHILATOR-Rhythmusschleife – ist ein wenig enttäuschend. In der ersten Halbzeit führt das immerhin zu 50% Trefferquote (Opener, Titeltrack & der absolute Volltreffer „Salt The Wound“ mit Gastbeitrag von Ur-EXODE Kirk Hammett), aber nachdem sich zum Auftakt der zweiten Hälfte Gesang & Gitarren bei „Wrapped In The Arms Of Rage“ zum zweiten Mal nachhaltig spannende Gefechte liefern, beginnt auch schon das kreative Auslaufen, das von einigen Energieausbrüchen nicht vollständig ausgeglichen werden kann, bevor „Food For The Worms“ zum Ende der regulären Tracklist nochmal die Faust auspackt.

Trotz der harten Worte haben EXODUS nicht verlernt, was ihnen im Blut liegt, doch haftet „Blood In Blood Out“ insgesamt an zu vielen Ecken und Enden der Charakter eines Übergangsalbums an, dessen entscheidende Momente im Kopf und nicht im Herz entstanden sind – anders kann ich mir zum Beispiel kaum erklären, warum Zetro selbst in den Spitzen völlig kontrolliert bleibt und das Überbordende & Herausfordernde vermissen lässt. Nach den turbulenten letzten Jahren, in denen außer Tom Hunting jedes Bandmitglied andere Eisen geschmiedet hat (und meist noch schmiedet), muss man davon nicht zwingend überrascht sein, ein wenig bedauern darf man es aber. Warten wir mal ab, wie sich die Sache entwickelt, vielleicht reicht ja schon eine ausgedehnte Tour, um EXODUS den heute noch hörbaren Ballast von den Schultern zu nehmen. Abschreiben sollte man Gary Holt & Co nämlich nie.
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