Exodus - Shovel Headed Kill Machine

Exodus - Shovel Headed Kill Machine
Thrash Metal
erschienen am 30.09.2005 bei Nuclear Blast
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Raze
2. Deathamphetamine
3. Karma's Messenger
4. Shudder To Think
5. I Am Abomination
6. Altered Boy
7. Going Going Gone
8. Now Thy Death Day Come
9. 44 Magnum Opus
10. Shovel Headed Kill Machine

Die Bloodchamber meint:

Als sich vor einigen wenigen Jahren die Reunion einer der wichtigsten Bay Area-Thrash Acts mit Sänger Steve „Zetro“ Souza ankündigte, zündete die Thrash-Gemeinde ein Freudenfeuer und pilgerte nach Wacken und auf die folgenden Christmas-Festivals, um die Legende einmal mit eigenen Augen auf einer Bühne und dazu im „Mark II“-Original-Line Up zu bewundern. Gelungenen und weniger gelungenen Auftritten (die Wacken-Show beispielsweise war aufgrund tauber Ohren des Soundmixers eine Katastrophe) folgte 2004 dann endlich das wohl meisterwartete Album des vergangenen Jahres. Und man konnte tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass die Band nie im Koma lag. Das auf „Tempo Of The Damned“ enthaltene Massaker schlug erwartungsgemäß ein wie eine Bombe und ließ alle Fans verdammt zufrieden bis absolut euphorisch im Takt bangen. Doch dann begann das Drama…

Zuerst verließ Sänger Steve Souza das sich gerade in voller Fahrt befindliche Schiff. Und als wäre dies nicht schon schlimm genug, nahm auch die zweite Hälfte eines der genialsten Gitarren-Duos der Metalwelt – Rick Hunolt - seinen Hut, gefolgt von Drummer Tom Hunting. Das Kapitel Exodus schien also genauso schnell erneut geschlossen zu sein, wie es wieder aufgeschlagen wurde. Niemand hätte jemals einen Pfifferling darauf verwettet, dass die restliche Mannschaft weiterhin auf dem nun immer schneller sinkenden Schiff die Stellung halten würde. Aber erstens kommt es anders…

Guitar-Hero Gary Holt hat sich jedoch nicht von den Querelen zwingen lassen, sein Baby erneut zu Grabe zu tragen, sondern sich mit Ex-Heathen/Krupps-Klampfer Lee Altus, Drum-Animal Paul Bostaph (u.a. ex-Slayer) und Neu-Sänger Rob Dukes erstklassigen Ersatz geangelt und eine neue Platte eingeprügelt, auf die man mit Spannung, aber auch vermehrt mit Skepsis warten durfte. Kann ein unbekannter Sänger wirklich in die Fußstapfen von Paul Baloff oder Souza treten, und schafft es ein neuer – wenn auch großartiger – Gitarrist, das klaffende, von Hunolt hinterlassene Loch zu stopfen? Fragen über Fragen…

Das Warten hat ein Ende! „Shovel Headed Kill Machine“ liegt vor und beantwortet alle Fragen, die wir uns schon immer zu stellen getraut haben, jedoch nicht gedacht hätten, jemals Antworten zu bekommen. Frage Nr. 1 wäre die zum Thema „Neuer Sänger“. Rob Dukes schafft es tatsächlich, das Beste aus Souza und Baloff zu vereinen und veredelt die 10 Songs mit einem mörderischen Organ, das absolut keine Vergleiche zu scheuen braucht.

Genauso schnell ist die Frage beantwortet, ob das neue Gitarrendoppel hält, was die Namen versprechen. Und wie es das tut. Die Klampfen braten genauso straight geradeaus wie immer, sind allenfalls ab und an etwas technischer als früher. Und mit der Hilfe des Giganto-Drummings von Ex-Slayer-Recke Bostaph und seinem Partner-In-Crime Jack Gibson hat man 10 Songs eingespielt, die einmal mehr so ziemlich alles wegblasen. So, wie es der geneigte Fan halt von seinen Heroes gewöhnt ist…

Mit dem hasserfüllten „Raze“ hat man genau den richtigen Einstieg gefunden und zieht dem Hörer einen Prügel-Knüppel über den Kopf, der einem erst mal Hören und Sehen vergehen lässt. Mit einem solchen Opener in der Hinterhand kann einfach nichts mehr schief gehen, was auch das folgende mit einem an Machine Head erinnernden Anfangspart versehene „Deathamphetamine beweist. Wie ein Zug, der gerade den Bahnhof verlässt, beginnt der Song langsam, um dann an Fahrt zuzulegen und im Refrain langsam, aber mit einer alles dahinwalzenden Brachialität das Gas wegzunehmen und beim Mittelpart einen Zwischenbahnhof mit getretener Bremse zu durchfahren, nur um gleich darauf die Geschwindigkeit eines ICEs aufzunehmen. Aber wir sind hier ja nicht bei der Deutschen Bahn (auch wenn es auch bei uns durchaus mal zu Verspätungen kommen kann), also kommen wir wieder einmal zum Wesentlichen…

…nämlich dem folgenden „Karma´s Messenger“, das den Speed der Vorgänger zum ersten Mal herausnimmt, aber keineswegs „wimpiger“ klingt. Ganz im Gegenteil, lässt er doch in einem brachialen Midtempo die Schädeldecke platzen und begeistert überdies mit einem göttlichen Solo-Part.

„Shudder To Think“ lässt danach dann Vergleiche mit dem Überhit des letzten Albums „Shitlist“ zu, ohne jedoch ganz dessen Klasse zu erreichen. Stattdessen nimmt der Song meiner Meinung nach erstmal etwas den vorher aufgebauten Drive heraus und schafft es nicht ganz, mich zu überzeugen…

…ganz im Gegensatz zum biestigen „I Am Abomination“, einem bösartigen Klumpen aus Wut und Haß:

„I am Jehovah
I am the virgin whore
I am the battlefield
I´m pestilence and war
I am the monster
That lurks beneath your bed
I´m all perversions
Trapped inside your head”

Diesen Worten ist wohl nichts mehr hinzuzufügen!

Wütend geht es in „Altered Boy“ weiter, einem weiteren Midtempo-Song, der sich mit kindesmißbrauchenden Wichsern der Kirche beschäftigt. Leider vermisst der Song etwas die Bissigkeit des Textes und wirkt mit seinen siebeneinhalb Minuten etwas zu lang geraten. Komprimiert auf eine „radiotaugliche“ Spielzeit hätte man aus dem Song definitiv mehr machen können.

Aber wie aus Trotz wird bei der Speed-Granate „Going Going Gone“ das Ruder wieder rumgerissen. In „Toxic Waltz“-Manier wird einem die Rübe abgeschraubt und der Refrain hakt sich im Ohr fest. Ganz großes Kino und eindeutig der Höhepunkt des zweiten Drittels!

Nicht weniger gelungen ist das folgende Doppel „Now Thy Death Day Come“/“44 Magnum Opus“. Begeistert ersteres durch ein geiles Gitarrenriff und eine tolle Vocalline, schafft es der zweite, durch Speed, infernalisches Gebrülle und wiederrum tolle Gitarrenparts + Exodus-typisches Hammersolo zu überzeugen. Dazu eine Killerbridge, die in einen zugegebenermaßen etwas stumpfen Refrain mündet. Hat man sich damit jedoch arrangiert, entpuppt sich dieser Rohdiamant als echtes – auch wieder über 7 Minuten langes - Schmuckstück.

Mit dem offiziell abschließenden Titeltrack kehrt man dann wieder zum Anfang zurück, zumindest, was den Speed angeht. Genau so brachial, wie man begonnen hat, macht man auch wieder Feierabend und will eine weitere Killerscheibe beenden. Allerdings hat Cheffe Holt Überstunden angeordnet, um einen weiteren Thrasher auf dem Album unterzubringen. Da der Titel nicht als Titel vermerkt ist, bleibt er halt ohne Namen. Aber auch „nicht getauft“ kann man´s im Leben zu was bringen, und so befördert dieser untitled-track dann auch den Hörer mit einem kräftigen Arschtritt vom Sofa und zeigt gleichzeitig zum vorläufig letzten Mal die Trademarks auf, die die Band so begehrt gemacht hat: Speed, Gewalt, Brachialität und technisches Können.

Wer aufgrund der Länge bei der Einleitung aufgehört und erst wieder hier angefangen hat zu lesen, dem sei gesagt, dass „Shovel Headed Kill Machine“ wieder einmal genau das Album geworden ist, das man von Exodus erwarten konnte. Zwar wird die extreme Güteklasse des Vorgängers nicht ganz erreicht und großartige Veränderungen durfte man auch nicht erwarten, aber die Platte kickt mich dennoch immer wieder mit Stahlkappen vom Hocker. Wer mehr erwartet hat und dachte, Exodus hätten plötzlich den Progressiv-Sektor für sich entdeckt und wären neue Wege gegangen, darf gerne den ein oder anderen Punkt von meiner Wertung abziehen. Alle anderen sollten – sofern sie es nicht schon getan haben – schleunigst 2 Scheine gegen ein Album tauschen, das nur einen halben Punkt von meiner Wertung der Reunion-Scheibe entfernt ist. Mit anderen Worten: KAUFEN!!!
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