Motörhead - Stage Fright (DVD)

Motörhead - Stage Fright (DVD)
Rock'n'Roll
erschienen am 18.07.2005 bei SPV, Steamhammer
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Dr. Rock
2. Stay Clean
3. Shoot You In The Back
4. Love Me Like A Reptile
5. Killers
6. Metropolis
7. Over The Top
8. No Class
9. I Got Mine
10. In The Name Of Tragedy
11. Dancing On Your Grave
12. R.A.M.O.N.E.S.
13. Sacrifice
14. Just 'Cos You Got The Power
15. Going To Brazil
16. Killed By Death
17. Iron Fist
18. Whorehouse Blues
19. Ace Of Spades
20. Overkill

Die Bloodchamber meint:

Pünktlich zum 30jährigen Bandbestehen spendieren uns MOTÖRHEAD ne neue Doppel-DVD, die es wahrlich in sich hat. Enthalten ist ein kompletter Gig, der am 07. Dezember 2004 in der Düsseldorfer Philipshalle aufgenommen wurde. Zu Beginn ist alles wie immer : das Trio stapft auf die Bühne, Lemmy krächzt ne furztrockene Ansage in den Saal (diesmal : „Gutän Abänd ! We are Motörhead. We play Rock’n’Roll“) und dann geht die Post ab. Im Verhältnis zu früheren Tourneen ist die Setlist diesmal regelrecht spektakulär, denn die Band hat einiges umgeschmissen und präsentiert uns nicht nur drei Tracks des letzten Albums „Inferno“, sondern noch etliche andere, seit Ewigkeiten nicht mehr gespielte Perlen, darunter so Granaten wie „Love Me Like A Reptile“, „Shoot You In The Back“ oder das grandiose „Over The Top“, welches sich Lemmy übrigens ganz souverän selbst widmet. Dazu gibt es mit „I Got Mine“ und „Dancing On Your Grave“ vom verhaßten 83er Brian Robertson Album „Another Perfect Day“ sowie der „C-Side“ (O-Ton Lemmy) „Just ’Cos You Got The Power” noch drei absolute Exoten zu hören, die mutmaßlich bereits seit Jahrzehnten nicht mehr die Verstärker der Band verlassen durften. Für Fans ist diese Zusammenstellung demnach völlig unverzichtbar, wobei ich trotzdem vor Ärger in meine Schreibtischplatte beißen könnte, denn das Fehlen von „Orgasmatron“ und vor allem „Bomber“ ist wirklich mehr als böse – schließlich gehören beide Tracks meiner Meinung nach zu JEDER ernstzunehmenden MOTÖRHEAD Show. Egal, letztendlich muß man halt irgendwo Kompromisse machen, und alleine für den Mut, im gesetzten Alter noch mal solch radikale Änderungen vorzunehmen, gebührt den Kerlen Respekt gezollt.
Die Performance des dynamischen Trios ist dagegen frei von jedem Makel, die Band holzt sich absolut engagiert und supertight durch knappe 90 Minuten Rock’n’Roll der Extraklasse. Mikkey Dee ist ein erstklassiger Drummer, Phil Campbell klampft absolut souverän und Lemmy ist zweifellos Gott. Und ne coole Sau sowieso. Lediglich bei der ersten Zugabe „Whorehouse Blues“, bei welcher er keine Bass in den Händen hält sondern nur zur Akustikgitarre singt, wirkt er etwas verkrampft. Ein „richtiger“ Frontmann wird er dann eben doch nicht mehr. Aber das muß er ja auch gar nicht, zumal seine Reibeisenstimme immer noch genauso dreckig und versoffen klingt wie am ersten Tag.
Schön, daß die spielerische Leistung der älteren Herren durch die technische Umsetzung noch zusätzlich unterstrichen wird. Der Sound (Dolby 2.0 und 5.1) ist absolut klar und differenziert, die Lightshow verdient das Attribut „bombastisch“ und auch die Kameraarbeit ist absolut gelungen, es gibt sogar Spielereien wie den „Matrix-Effekt“, bei dem sich das Bild quasi um den Musiker herumdreht. Einziger Knackpunkt ist der Schnitt, denn dieser ist wirklich etwas hektisch geraten; nur selten bleibt das Bild mal über drei oder vier Sekunden auf einer bestimmten Stelle. Man kann darüber zwar durchaus hinwegsehen, aber sogar Lemmy nennt das Ganze im Audiokommentar „way too epileptic“. Wie man damit umgeht, hängt im wahrsten Sinne des Wortes vom Auge des Betrachters ab. Tatsache ist aber, daß die ganze Aufnahme professioneller kaum sein könnte.
Auf der zweiten Disc befindet sich dann noch über eine Stunde diverses Zusatzmaterial, das hauptsächlich aus verschiedenen „Behind The Scenes“ Dokumentationen (Crew, Fans, Making Of etc.) besteht und einen interessanten Einblick in das alltägliche Leben von MOTÖRHEAD bietet. Besonders gefallen hat mit der bandeigene Koch, der es tatsächlich schafft, in nahezu jedem zweiten Wort irgendwie die vier Buchstaben „c-u-n-t“ unterzubringen. Hut ab !
Insgesamt also eine absolut runde Sache mit Referenz Charakter, die man trotz minimaler Schwächen (die man übrigens durchaus als Luxus-Probleme bzw. Undankbarkeit des Rezensenten auslegen könnte) bedenkenlos empfehlen kann.
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