Dark Funeral - Where Shadows Forever Reign

Dark Funeral - Where Shadows Forever Reign
Black Metal
erschienen am 03.06.2016 bei Century Media
dauert 45:38 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Unchain My Soul
2. As One We Shall Conquer
3. Beast Above Man
4. As I Ascend
5. Temple Of Ahriman
6. The Eternal Eclipse
7. To Carve Another Wound
8. Nail Them To The Cross
9. Where Shadows Forever Reign

Die Bloodchamber meint:

Ich muss es direkt zugeben, aber ich bin nie ein großer Freund von DARK FUNERAL gewesen. Klar, ihr legendäres Debüt „The Secret of the Black Arts‟ verdient reichlich Wertschätzung, zumal es für seine Zeit und für die schwedische Szene wegweisend war. Aber im Laufe der Zeit, parallel zum Anstieg der Popularität von DARK FUNERAL, erscheint mir ihr Werk zunehmend belangloser. Vielleicht hängt dies auch damit zusammen, dass ihre Form der Selbstinszenierung stets an eine Karikatur der Szene grenzte. Angefangen bei Bühnenoutfits, die eine karnevaleske Atmosphäre verbreiten, bis hin zu Artworks, die so klischeebehaftet und billig wirkten, dass man ihnen fast eine humoristische Intention unterstellen könnte. Ganz sicher mache ich mir mit dieser Einschätzung nicht nur Freunde, doch DARK FUNERAL waren für den Schreiber dieser Zeilen ganz sicher nie ein Highlight des Black Metal.

Doch die Zeiten ändern sich. Seit 2014 hat die Band mit Heljarmadr einen neuen Vokalisten. Und direkt beim ersten Betrachten von „Where Shadows Forever Reign‟ fühlt man sich nicht zufällig an das starke Debütalbum erinnert. In dunklen Blautönen gehalten schlägt das Necrolord-Artwork einen direkten Bogen ins Jahr 1996. Und der Opener „Unchain My Soul‟ schafft es, den Hörer mit unheimlich schmissigem Riffing und tollen Melodielinien zu packen und Hoffnung für die folgenden 45 Minuten zu wecken.

DARK FUNERAL machen im Grunde das, was sie schon immer gemacht haben. Sie ballern zum Großteil im Tempo eines ICE irgendwo zwischen Köln und Frankfurt durch die Landschaft, machen dies aber nicht auf die krachige Art und Weise, sondern pflegen trotz unentwegten Geblastes das melodische Element. Das verleiht dem Material trotz der brachialen Geschwindigkeit immer etwas sehr Eingängiges. Großartig reinhören muss man sich hier nicht. Bei wenigen Songs wird eine kleine Atempause eingelegt, manchmal drosselt man auch nur für ein paar Takte das Tempo, um aber sogleich wieder loszuheizen. Der Sound ist dabei stets klar und sehr schick produziert. Freunde des ranzigen Undergroundlärms kommen hier nicht auf ihre Kosten. Das ist Black Metal für den vierteiligen XXL-Starschnitt auf Hochglanzpapier.

Der neue Frontmann macht dabei einen soliden Job. Nicht mehr und nicht weniger. Zumeist keift er recht herkömmlich und austauschbar in etwas höherer Tonlage, in wenigen Momenten variiert er auch. Besonders leidenschaftlich wirkt das an keiner Stelle. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte haben einige Frontmänner bewiesen, dass man von abgrundtiefer Bösartigkeit bis hin zu blanker Verzweiflung viele Facetten der Negativität stimmlich abbilden kann. Heljarmadr gehört nicht dazu. Hier gibt es genretypisches Kreischen, das technisch absolut solide ausfällt, aber keine besondere Leidenschaft oder Eigenständigkeit beweist.

Dieser zweitklassige Eindruck verstärkt sich auch beim Hören des gesamten Albums. Ist der Auftakt noch richtig gelungen, so fällt das Niveau im Laufe der Zeit ein wenig ab. Nachdem mit „As I Ascend‟ eine erste Verschnaufpause eingelegt wurde, dümpelt man mit „Temple of Ahriman‟ ein wenig vor sich hin und so richtig kommt das Album danach nicht mehr aus dem Quark. Die Anfangseuphorie flaut ein wenig ab, wenngleich eigentlich nicht viel anders gemacht wird als am Anfang. Es wird zwar häufig das Tempo variiert, doch die Melodien zünden nicht mehr auf die selbe Art und Weise und „Where Shadows Forever Reign‟ verkommt langsam zu einem angenehm beschaulichen Hintergrundrauschen. Das ist alles nicht grundsätzlich schlecht, aber auch nicht mitreißend. Und so bleibt das sechste Album in 23 Jahren Bandgeschichte von DARK FUNERAL ein gutes Album, aber beileibe kein hervorragendes. Man kann den 2016er Output allen empfehlen, die ihren Black Metal zugänglich und geglättet haben wollen und die eine schicke Produktion wichtiger finden als eine provokante Atmosphäre. Dann kann man mit „Where Shadows Forever Reign‟ durchaus glücklich werden. Wer auch 2016 noch darauf hofft, dass ein zeitgenössisches Black Metal Album in akustischer Hinsicht das alte Versprechen wahr machen soll, nämlich einen Abgrund zu öffnen, sei es zur Hölle oder in die Tiefen der eigenen Psyche, der sollte von DARK FUNERAL nicht zu viel erwarten.
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