Disillusion - Gloria

Disillusion - Gloria
Progressive Metal
erschienen am 20.10.2006 bei Metal Blade Records
dauert 51:04 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The black sea
2. Dread it
3. Don't go any further
4. Avalanche
5. Gloria
6. Aerophobic
7. The hole we are in
8. Save the past
9. Lava
10. Too many broken cease fire
11. Untiefen

Die Bloodchamber meint:

Wer oder was ist eigentlich Gloria? Nun, zum einen ist „Gloria“ der Titel des neuen, lang erwarteten DISILLUSION-Albums. Zum anderen ist „Gloria“ ein Frauenname. Und Frauen sind in der Regel ganz schön kompliziert. Allein auf diese Eigenschaft bezogen hätten die drei Leipziger keinen passenderen Titel für ihr Zweitwerk finden können. Denn ähnlich undurchschaubar und vor allem unvorhersehbar wie das schönere Geschlecht kommen auch die elf neuen Stücke daher. Es braucht viel Zeit, bis man ungefähr eine Ahnung dessen besitzt, was dort eigentlich in digitaler Form eingefangen wurde. Und selbst dann wird man nie alle Facetten verstehen können. Löst euch von all euren durch „Back To Times Of Splendor“ aufgebauten Erwartungshaltungen genauso wie vom engen Korsett des mit dem Begriff „Metal“ einhergehenden musikalischen Spielraums. „Gloria“ ist eine Frau, die ihren Weg geht – ohne Rücksicht auf eure Gefühle und notfalls auch über Leichen.

Ganze 18 Monate hat die Band an den Stücken herumgebastelt, ganze 51 provokante, originelle, aber auch teils verstörende Minuten Musik sind das Resultat dieses Marathons. Aber selbst wenn einzeln herausgelöste Passagen nur mit einer minimalen Instrumentierung aufwarten, im Gesamtbild merkt man jeder Minute den dahinter stehenden Aufwand an. Mit entschlossenem Patriotismus kämpft die Band einen epischen Krieg gegen die drei Diktatoren namens Konvention, Wiederholung und Stillstand. Die größte hierfür verwendete Waffe ist dabei immer noch die scheinbar wahllose Kombination verschiedenster Rhythmen, die sich erst im Laufe der Zeit als stimmig herausstellen. Fast erscheint „Gloria“, als würde sie sich über all die andere geradlinigen Metal-Alben lustig machen, während sie grinsend von einer weit höher liegenden Ebene ihre Inspirationen bezieht.

Ist man aber erst einmal ihrer Faszination erlegen, welche sich ganz allein durch die Summe vieler interessanter Kleinigkeiten zusammensetzt, ergibt sich eine musikalische Reise durch ein prächtiges Fantasiegebilde, bei dem es wie anfangs angekündigt immer wieder neue Details zu entdecken gibt (Interessenten dazu rate ich zu unserem ausführlichen Vorab-Listening-Report). Vor manchen verweilt man dabei gern etwas länger als vor anderen - vor allem die vielen Instrumental-Parts nutzen sich mit der Zeit schneller ab - aber letztlich zwingt die Band den Hörer doch zu einem zügigen und flüssigen Durchmarsch. Das Ansteuern einzelner Zwischenstationen, was auf dem Vorgänger problemlos möglich war, gestaltet sich hier leider etwas mühseliger. Zusammen mit dem riesigen zu bewältigenden Berg, welcher vor dem Eingang zu „Gloria“ liegt, muss DISILLUSIONs Zweitling doch etwas hinter seinem älteren Bruder zurückstecken. Genial ist das Album ohne Zweifel, erreichen wird es aber wohl nur eine spezielle, aufgeschlossene Zielgruppe.
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