Vorab-Listening vom neuen Disillusion-Album „GLORIA“

Vorab-Listening vom neuen Disillusion-Album „GLORIA“

Disillusion
Special
18.08.2006
Am 12.08.2006 wurde von Disillusion zum Vorab-Listening Ihres neuen Albums „GLORIA“ geladen und glücklicherweise durfte ich für Bloodchamber.de dabei sein und in das neue Material reinhören. Gegen 15 Uhr fanden sich ca. 20 Gäste im ältesten noch erhaltenen Lichtspieltheater Leipzigs UT Connewitz ein, um sich bei Buffet und Getränken einen ersten Eindruck zu verschaffen. Hilfreicherweise bekamen alle Anwesenden eine Tracklist inklusive Texte:

THE BLACK SEA
DREAD IT
DON´T GO ANY FURTHER
AVALANCHE
GLORIA
AEROPHOBIC
THE HOLE WE ARE IN
SAVE THE PAST
LAVA
TOO MANY BROKEN CEASE FIRES
UNTIEFEN

Der erste Song „THE BLACK SEA“ beginnt mit einem bedrohlich wirkenden elektronischen Intro, was sich in einem furiosen Riff-Tornado entlädt, gefolgt von verzerrtem Grammophon-Sprechgesang. Den Gegensatz bildet der melodische Refrain, der sich mit vocoder-ähnlichem Frauengesang in die Gehörgänge gräbt. Die anschließend abwechselnden Riffattacken animieren auf das Heftigste zum Headbanging. Schon beim Opener zeigt sich, dass Disillusion Anno 2006 deutlich ungeschliffener, rauer und elektronischer agieren als bei Ihren vorherigen Platten.

Darauf folgt mit „DREAD IT“ ein unruhig verspieltes Gitarrenriffing, das sich als ständiger Begleiter im ganzen Track herausstellt. Der Chorus schlägt wie entrückt in den Song und erhebt sich mit seinen klaren Vocals majestätisch über alle Elemente. Insgesamt ein sehr grooviges Stück, das mit Drum’n’Bass endet.

„DON´T GO ANY FURTHER“ wird durch verzerrte Spoken-Words eingeleitet und wuchtet sich mit einem brachialen Riff auf die Ohren, welches auch sofort hängen bleibt. Songtitel ist gleichzeitig Forderung und wird entsprechend oft wiederholt, was dem treibenden Riff den Kick gibt, bevor der Song mit einer riesigen Explosion in sich zusammenfällt. Der bis jetzt definitiv eingängigste Song mit Hitpotenzial!

Ein Black Metal-ähnliches Riff eröffnet den nächsten Song „AVALANCHE“ und geht über in eine filigrane sowie getragene Hookline. Verzerrter Sprechgesang wird zum Stilmittel in den Strophen, hingegen der eingängige Refrain wieder cleane Vocals beinhaltet. Zudem verändert sich der Track zunehmend dem Ende in Richtung elektronisch angehauchten Postrock.

Der Titeltrack „GLORIA“ beginnt mit einem bombastischen Frauenchorgesang und wird mit einem fetten metallischem Riff untermalt, bevor die Szene mit einem grandiosen Doublebassgewitter wieder zerrissen wird.
Die eingängigen Strophen werden durch treibenden Sprechgesang geprägt. Im Halftime-Refrain dominiert Andy’s cleaner Gesang, dennoch allgegenwärtig ist der Frauenchor vom Anfang des Stücks.
In der zweiten Hälfte des Songs wird es ruhiger mit cleanen Gitarren und bläserartigen Melodiebögen, die sich allmählich zur Höchstspannung steigern und schließlich das Stück beenden.

In „AEROPHOBIC“ verbreiten Elektrobeats und ein extrem zügig sowie -eingängiges Riff unheilvolle Stimmung, die nur noch durch das abschließende Crashchaos getoppt wird - ein gelungenes Instrumental mit Soundtrackcharakter.

Track 7 nennt sich „THE HOLE WE ARE IN“ und startet mit einem schleppenden Stakkato-Riff, gefolgt von einer hammerharten Temposteigerung. Das anschließende Black Metal-Riff und die Schreie kreieren eine bedrückende Atmosphäre, die erst nach ungefähr 2:30 Minuten in die sehr eingängige und tanzbare Strophe überleiten. In den Zwischenteilen sorgen eine simple aber ebenso rockende Hookline sowie verschiedenste Elektroelemente für Aufregung.

Klare tiefe Vocals gepaart mit knalligen Riffattacken bestimmen „SAVE THE PAST“ und der großartig-eingängige Refrain wird passend mit dem Schlagzeug hervorgehoben. Diese Einprägsamkeit lässt den Song zu einem der Favoriten des Albums werden und sicher auch fester Bestandteil im Liveset der Band.

„LAVA“ ist das zweite Instrumental des Albums - extrem verzerrte, zähe Bassläufe wechseln sich mit gegensätzlich träumerischen und wunderschönen Synth-Melodien ab, die sich zu einer ausgewogenen Soundlandschaft vereinen.

Mit „TOO MANY BROKEN CEASE FIRES“ wütet der wohl eingängigste Song des Albums – ein Track mit fetten Gitarren, einfacher Strophe und Ohrwurm-Refrain zum Mitsingen. Die darauf folgende Dramatisierung des Themas wirkt durch die gekonnte Streicheruntermalung besonders intensiv und hebt das Stück auf eine neue Ebene bis hin zum nächsten Ohrwurm. Trotz des bitteren Endes, bei dem Atmenzüge und ein Schuss zu hören sind, eindeutig hitverdächtig! Dieser Song erinnert noch am ehesten an das Vorgängermeisterwerk „Back To Times Of Splendor“.

Den Abschluss des Albums markiert die außergewöhnliche Ballade „UNTIEFEN“ mit einem sehr einprägsamen englischen Sprechgesang, der eingebettet in einer wunderschön-traurigen Melodie im Wasser dahin treibt. Es stellt sich ein Gefühl der Zeitlosigkeit ein, was diesen Song zu etwas Besonderem macht und zu einem weiteren Highlight auf „GLORIA“.

Fazit:

In dem ungefähr 52-minütigen Werk begeistern die Ausnahmemetaller von Disillusion mit einer Überraschung nach der anderen und zeigen wie Weiterentwicklung aussehen sollte – keine Kompromisse, keine stilistischen Grenzen und Zwänge. Einzig und allein das Ergebnis zählt…und dieses kann sich wahrlich hören lassen. Mit diesem Album werden die Leipziger sicher eine Menge neuer Fans gewinnen, die nicht nur aus dem Metal-Sektor kommen.
„GLORIA“ - ein zeitgemäßes und eigenständiges Album, was vor Abwechslungsreichtum, Eingängigkeit, Selbstbewusstsein und Coolness nur so strotzt.
Ab 20. Oktober steht die Scheibe beim Plattenhändler Eures Vertrauens zur Abholung bereit.
Unbedingt kaufen!

Sebastian Angermann
für www.bloodchamber.de
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