Pre-Listening zu Agrypnie - 16[485]

Pre-Listening zu Agrypnie - 16[485]

Agrypnie
Special
12.10.2009
Während mein werter Kollege Matthias (alias Obelix) einiges von AGRYPNIE hält, ging ich da schon etwas skeptischer zur unheiligen Zeit von 09:00 Uhr am Freitag des Summer Breeze zur Pre-Listening Session. Schon beim Brunchen hatte ich die Vorahnung, dass der Kaffee wohl das Beste sein wird, was hier geboten werden wird - kannte ich bis dato doch nur das Debütalbum. Ohne mich im Hinterkopf auf das anstehende Interview vorbereiten zu müssen, zückte ich Stift und Papier. Es konnte losgehen. Technische Schwierigkeiten nach dem ersten Song verursachten einen Umstieg von CD-Player zu Laptop. Außerdem waren der dritte und siebte Track aus Zeitgründen noch nicht hörbar, auch die letzten beiden Stücke waren außen vor, da der Gesang noch fehlte. Besagte fehlende Songs stehen in Klammern. [mbo]

Die Tracklist im Einzelnen:
1. Intro
2. Der Tote Trakt
(3. Kadavergehorsam)
4. Verfall
5. Schlaf
6. Zorn
(7. F15.2)
8. Morgen
(9. 16[485]/Brücke aus Glas)
(10. Figur 109)

1. Intro
Zum Intro brauche ich kaum viele Worte verlieren. Ein Intro, wie Intros heutzutage ausfallen, etwas Atmosphäre, düstere Geräusche, das wars. Dann mit dem Schlagzeug eine Überleitung zum ersten richtigen Song. [mbo]

Auch dieses Album kommt nicht ohne ein Intro aus. Schon nach den ersten paar Sekunden warte ich gespannt darauf welche Klangfarbe es annehmen wird, wird doch das restliche Album ähnlich klingen. Schon nach kurzer Zeit ist eine deutliche, pechschwarz gefärbte Grundstimmung erkennbar. Während anfänglich nur ein seidener Hauch von einzelnen Melodien vorhanden ist, baut sich das Intro immer weiter auf, bis es schließlich nahtlos zum nächsten Track weiterspringt..... [ms]

2. Der Tote Trakt
„Der tote Trakt“ startet drumlastig und das fällt mir schon jetzt positiv auf, benutzt man doch auf dem einzigen mir bekannten Album „F51.4“ noch einen Drumcomputer. Das macht den Song ziemlich groovig und auf sowas stehe ich. Aber beim Versuch vielschichtig zu klingen, kommt es mir einfach zu konstruiert vor. Die Jungs kommen in meinen Ohren einfach nicht auf den Punkt, suchen zu viele Kompromisse und verlieren den Song irgendwann aus den Augen. Genau das ist es, was mich an solch einer Musik meistens stört. Trotzdem bietet der Song stellenweise sogar für mich Emotionen, auch die Vocals sind durchaus passend, wobei die noch nicht mal hundertprozentig abgemischt sind. [mbo]

....in welchem sogleich ein schwergeladenes Schlagzeug mit leichtem Gitarrengefrickel im Hintergrund einsetzt. Neben dem sehr anspruchsvollen Schlagzeug fällt vor allem das hohe Tempo auf, welches im Mittelteil durch ein schleppendes Zwischenspiel abgelöst wird. Hier würde eher der Songtitel „Der tote Traktor“ passen *Schenkelklopf*. Nach einem leichten Crescendo von den Drums geht es wieder weiter wie im ersten Teil, wodurch der Song etwas langatmig wirkt. [ms]

4. Verfall
Weiter gehts also mit „Verfall“ und wieder freue ich mich über den Fortschritt im Drumming. Natürlich wird mir immer bewusster, dass ich eine Bildungslücke in Form von „Exit“ berücksichtigen muss, trotzdem: Der Schlagzeuger hats drauf. Der Song an sich klickt aber immer noch nicht bei mir. Wieder vermisse ich das gewisse Etwas, das mich tiefer in die pechschwarze Musik eintauchen lässt. [mbo]

Das Tempo ist nun etwas gemäßigter, für Black Metal Verhältnisse vielleicht sogar langsam. Allgemein ist der Charakter eher doomiger und wirkt sehr düster. Es wird aber durch unverzerrte Gitarren und einem harmonischen Keyboard ein sehr guter Kontrast geschaffen, was ein interessantes Klangkonzert abgibt. Der Song wendet sich im Laufe der Zeit immer mehr vom Black Metal ab und weißt zum Schluss hin immer mehr Power Metal Merkmale auf, welche ihren Höhepunkt im durch das Keyboard gestaltete Outro finden. [ms]

5. Schlaf
Das sollte sich mit „Schlaf“ grundlegend ändern. So mag ich ein Lied, das auf dem Fundament Black Metal aufbaut und komplex und intelligent zu Werke geht. Ich könnte in diesem Moment kotzen, wenn ich im Hintergrund höre, wie die nahen Dixis sauber gemacht werden und außerhalb vom Zelt andere Anwesende ständig quatschen. So einen Song muss man genießen. Endlich vergesse ich die Störgeräusche um mich herum und erlebe die puren Emotionen, die Torsten zu diesem Song getrieben haben. [mbo]

Das Thema Schlaf war auch schon das Motiv für das Album „F51.4“. (Nebenbei bemerkt: Bei F51.4 handelt es sich um die wissenschaftliche Bezeichnung für irgendeine Schlafstörung.) Dieser Song ist in meinen Augen der melodischste von allen. Dies liegt vor allem an den vielen Gitarren Soli die einfach nirgends anecken und reiben. In Verbindung mit den Blastbeats entsteht wieder ein guter Kontrast, welcher dann doch schon leicht abgekaut ist durch „Verfall“. Trotzdem ein sehr guter Song, da er runder komponiert wurde. [ms]

6. Zorn
Mit „Zorn“ bricht wieder Langeweile über mich herein. Ich vermisse die Authentizität und den Tiefgang. Nach einiger Zeit outet sich „Zorn“ aber als typischer Song, der sich erst mit einer angemessenen Dauer entfaltet. Beinahe hypnotisch an manchen Stellen und an anderen wieder mit mehr Augenmerk auf den Speed und BM-Wurzeln ohne in sinnloses Geschradder auszuufern. Dafür ist Mastermind Torsten nicht zu haben, wie er auch später im Interview verraten sollte. [mbo]

Leider ein lascher Song, der in keinster Weiße mit den anderen mithalten kann. Es geht zwar von Anfang an vollgas los, aber außer einem Chor im Hintergrund kann ich nichts neues feststellen. Wirkt einfach nur wie eine Mischung aus allen anderen Songs vorher. [ms]

8. Morgen
Mit „Morgen“ wird meine Euphorie wieder etwas gebremst. Die Riffs sind nicht mehr so boshaft, der Gesang weniger teuflisch und der Song im Gesamten vermisst einfach die Kälte, die davor ausgestrahlt wurde. So stecke ich den Song in eine Schublade mit „Der tote Trakt“ und „Verfall“, denn genau das hat mich von der Musik von AGRYPNIE zuvor auch abgeschreckt. Vielleicht mache ich mir ja zu viele Ausnahmen in diesem Sektor und höre mir zu viel DM-Geballer an. [mbo]

Nun sind wir schon beim letzten Song angekommen, welcher etwas eigensinnig, sehr ruhig, wenn nicht sogar melancholisch beginnt. Dies ist aber nur von kurzer Dauer, da die Geschwindigkeit schnell wieder in die Richtung von „Der Tote Trakt“ geht. Der Song bietet das ein oder andere gut verzierte Solo und dazu noch eine Menge an stimmungsfördernden Hintergrundeffekten. Der Song zeigt auch wieder eine neue Struktur auf, obwohl ich insgeheim schon dachte, dass nach „Zorn“ der Ofen aus sei. Aber denkste, mit diesem wirklich sehr komplexen und schwierigen Track wurde ich eines besseren belehrt. [ms]

Fazit:
Eigentlich ist es purer Unsinn, so ein anstrengendes Werk überhaupt in einer Pre-Listening Session der Presse vorzuführen. Wenn man nicht jedes kleine Detail mitkritzelt, würde man im Nachhinhein kein Wort darüber schreiben können. Das Album ist verdammt kompakt und im Normalfall hört man sich so eine Scheibe unverzüglich ein zweites und drittes Mal an. Das bis jetzt Hörbare bietet Abwechslung, Tiefgang und eben auch das in meiner Meinung überflüssige instrumentale Gewinsel, mit dem ich nie etwas anfangen kann. Obwohl ich eigentlich acht Hördurchgänge bräuchte, kann ich jetzt schon sagen, dass „16[485]“ keine Ausnahme in meiner Auffassung über die Band bringen wird. [mbo]

Wenn man sich nun das komplette Werk im Geiste vorbeiziehen lässt, stelle ich fest, dass es wirklich ein sehr komplexes und schweres Werk ist. Es ist auf keinen Fall etwas zum nebenbei anhören. Um richtig genießen zu können muss man sich „16[485]“ auf seiner heimischen Anlage, unter kompletter Abgeschottenheit anhören. Deswegen war es irgendwie auch ein totaler Fehlschlag, es im Interview Zelt auf dem Summer Breeze vorzuspielen. Aber eine andere Möglichkeit war eben nicht da. Gerne hätte ich das Album hier, denn momentan fühle ich mich einfach so, als könne ich nicht wirklich etwas aussagekräftiges schreiben. Es bedarf eben mehrerer Durchgänge um alles zu erfassen und zu registrieren. [ms]
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