Das neue NIGHTRAGE Album "A New Disease is Born" wirbelte viel Staub auf. Für moderne Melo Death Freund entpuppte sich das Teil als gefundenes Fressen, andere verurteilten die Kapelle bereits als Metalcore Abklatsch. Wie Fronter Marios zu der Geschichte steht, was er von dem Album, den Abgängen von Gus G. und Tomas Lindberg hält und wie es in Zukunft mit der Truppe weitergeht, könnt ihr in den folgenden Zeilen eindrucksvoll nachlesen!

Hallo Marios! Erstmal zu eurem neuen Album! Wie war die Arbeit daran und seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?

Hallo zusammen! Ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Album und ich denke, dass es eine gute Entwicklung für NIGHTRAGE ist. Jacob Hansen und ich haben 22 Tage lang hart zusammen gearbeitet um das Teil zu verwirklichen. Wir haben wie die Hölle geschuftet, Tag und Nacht! Ich habe meinen besten Gitarrensound überhaupt aufgenommen und insgesamt ist die Produktion und der Sound einfach klasse. Ich denke der NIGHTRAGE Sound ist immer noch da und wir haben noch einiges an neuem Material hinzugefügt, was unsere Musik noch mehr bereichert. Ich wollte die Intensität unseres Sounds beibehalten, was eine Stärke von uns ist: die Kombination von Melodien und Aggression. Aktuell haben wir ein paar cleane Vocals und ein paar Keys hinzugefügt, die unser Material auffrischen ohne es zu schwächen.

Wie ist die Arbeit mit dem neuen Line-Up? Ist es anstrengender Aufmerksamkeit zu erlangen, jetzt wo Gus G. und Tomas Lindberg nicht mehr dabei sind?

Ich vermisse Tomas und Gus wirklich und es war eine Freude sie bei NIGHTRAGE zu haben, aber ihre Zeit ist jetzt vorbei und es ist besser für mich, mit der Band weiterzumachen und aus ihr eine Tourband zu machen, was Tomas und Gus einfach nicht mitmachen konnten, aufgrund ihrer eigenen Bands und Termine. Ich bin die treibende Kraft in dieser Band und ohne mich würde es NIGHTRAGE nicht geben. Ich habe sehr intensiv in den letzten Jahren gearbeitet, um unseren Namen in der Szene zu etablieren und ich werde weitermachen und neue Album aufnehmen. Ich denke wir zeigen, dass NIGHTRAGE ohne große Namen noch besser ist und dass wir Killeralben und Liveshows machen, egal was passiert, weil ich derjenige bin, der die ganze harte Arbeit in dieser Band macht!

Wo liegt eigentlich der Grund für die häufigen Line-Up Wechsel und hast du keine Angst, irgendwann als “Projekt” abgestempelt zu werden?

Der Grund ist, dass NIGHTRAGE mein Baby ist und ich nicht zulasse, dass irgendwer die Band in irgendeiner Form verletzt. Wenn ich das sage, bedeutet das auch, dass wir schon bei unserer Gründung keine wirklichen Mitglieder in der Band hatten. Es war nur meine Wenigkeit, die versucht hat, die Band entstehen zu lassen. Ich war zur gleichen Zeit irgendwie unglücklich aber auch glücklich, wenn wir Alben veröffentlicht haben, denn die anderen Mitglieder waren oft nicht so interessiert wie ich, also mussten sie gehen. Ich denke aber auch, dass trotz allem NIGHTRAGE eine richtige Band ist und für mich ist es kein Problem, wenn Leute kommen und gehen, weil ich der Bandleader und die Seele des Ganzen bin. Und wenn die Leute gehen wollen, aus welchem Grund auch immer, dann sind sie sowieso nicht interessiert genug. Wir zeigen da draußen, dass wir eine feste Band sind, bei den Shows und den Touren. Wir liefern immer eine professionelle Show. Also passt besser auf, denn „NIGHTRAGE is coming for you!!!”

Einige User unserer Seite haben kritisiert, dass NIGHTRAGE ihren traditionellen Charme verloren haben und dass ihr mehr wie eine x-beliebige Metalcore Band klingt. Was sagst du dazu?

Ich hasse verdammt noch mal diesen Metalcore oder wie immer du es nennen willst! Wir spielen immer noch traditionellen Metal, gemischt mit modernen Ideen, die einige der anderen Mitglieder in die Band gebracht haben. Ich denke, wenn du in das Album hörst, verstehst du immer noch sofort, dass es ein NIGHTRAGE Album ist und dass dies ein natürlicher Schritt für uns war. Man weiß nie, ob wir vielleicht irgendwann wieder zurück zu unserem brutaleren Sound kehren. Dieses Album hier war schon ein Kompromiss für mich, weil ich den anderen Mitgliedern auch einen Raum für Ideen in der Band geben wollte. Natürlich nicht im gesamten Material, Titel wie „Death-like Silence“, „Encircle“ oder „Surge of Pity“ haben immer noch diesen magischen NIGHTRAGE Sound.

Auf eurem Albumcover steht in großen Lettern “Death Metal” geschrieben. Ist das eine Art Rechtfertigung oder wollt ihr irgendwie beweisen, dass ihre immer noch eine „Death Metal“ Band seid und kein Metalcore oder was auch immer?

Zur Hölle mit dem Metalcore! Dieses Statement zeigt den Leuten da draußen, dass wir immer noch eine Death Metal Band sind und dass wir es mögen hart und rau zu spielen! Ich höre nie irgendwelche Metalcorebands und ich denke, dass das was sie machen wollen, von AT THE GATES Millionen mal besser umgesetzt wurde. Wir hatten den Mann selbst in der Band: Tomas Lindberg, den Typ, der das alles gestartet hat und ich bin wirklich stolz so zu spielen, dass wir nicht auf irgendeinen Trend aufspringen. NIGHTRAGE wird immer die Band sein, von der ich geträumt habe. Die Musik kommt von Herzen und denkt nicht darüber nach, was gerade abgeht oder angesagt ist. Also zur Hölle mit dem Metalcore, das ist nichts für mich, Mann!

Alles klar! Dann lass uns lieber mal über das neue Album reden. Was wollt ihr mit den Texten sagen und welche Intention verfolgt ihr?

Meine Lyrics auf dem Album beschäftigen sich mit der dunkleren Seite der menschlichen Seele und sind davon beeinflusst, wie ich die Welt sehe. Manchmal schreibe ich auch über persönliche Erfahrungen meines Lebens. Ich versuche immer auf eine ehrliche Art und Weise zu schreiben und will nicht über irgendwas beten, um etwas zu sagen, dass ich auf andere Art nicht ausdrücken kann. Ich schreibe in poetischer Art, stark beeinflusst von Edgar Allan Poe. Seine Werke sind einfach großartig und schon das Lesen seiner Geschichten hat mich dazu inspiriert, etwas zu schreiben. Er hat mich zu einem Schreiber gemacht, denn vor dem „Sweet Vengeance“ Album habe ich nie daran gedacht zu schreiben.

Ich mag “A New Disease is Born” wirklich sehr. Es klingt frisch, aggressiv aber dennoch sehr melodisch. Was sind die Stärken eures Albums?

Danke für die netten Worte! Ich denke die Stärken des Albums sind die Gitarren und der Gesamtsound, auch die Melodien, Riffs und Leads, die ich spiele. Sie sind noch besser als auf den bisherigen Alben. Ich habe so viel Zeit damit verbracht, daran zu arbeiten und ich bin wirklich glücklich mit dem Ergebnis. Ich wollte dieses Hard Rock Feeling vermitteln, das Bands aus den 70ern und 80ern verwendet haben und es in unseren Sound integrieren. Auf dem nächsten Album wirst du sicher noch mehr überrascht sein. Wir haben einen neuen Gitarristen namens Constantine. Er hat ist sehr talentiert, also stellt euch auf noch mehr Leads und verrückte Gitarrenarbeit ein!

Wenn du das neue Album mit dem Vorgänger vergleichen würdest, wo siehst du die größten Unterschiede?

Der größte Unterschied ist sicherlich das neue Studio bei Jacob Hansen in Dänemark. Auf die Art ist unser Sound ganz anders und viel klarer geworden. Allgemein ist die Tatsache, dass wir mit einem neuen Produzenten gearbeitet haben, eine große Umstellung gewesen, die sich auch auf unser Material ausgewirkt hat. Er hat verdammt hart gearbeitet, um das Album so perfekt wie möglich klingen zu lassen. Ich denke, dass wir unseren Weg fortsetzen und unseren Sound nicht groß geändert haben. Du kannst immer noch harte Riffs und süße Melodien hören. Also dreht die Anlage auf und genießt es!

In unserem letzten Interview – es war während der Tour mit BOLT THROWER im letzten Jahr – hast du gesagt, dass ihr euren eigenen Sound mit „Descent into Chaos“ gefunden habt und dass ihr keine Mainstream Musik spielen werdet. Jetzt, nur ein Jahr später, klingt ihr wieder anders und es ist tatsächlich etwas „mainstreamiger“ als zuvor (sicherlich ist es kein Mainstream, aber es gibt immerhin cleane Vocals und einfühlsamere Melodien!). Was sagst du zu diesen Fakten?

Ich glaube immer noch an das, was ich damals gesagt habe. Einige cleane Vocals hier und da macht für mich keinen so großen Unterschied. Wir sind keine beschissene Metalcore Band, wir sind einfach NIGHTRAGE. Das neue Material der anderen Mitglieder war nur ein Kompromiss für mich, um ihnen mehr Platz in der Band zu geben, weil ich wollte, dass wir eine Band sind. Ich bereue es nicht und bin zufrieden damit, wie wir es umgesetzt haben ohne eine trendige Band zu werden. Ich spiele die Gitarren noch immer so hart und melodisch wie es geht. Von meiner Seite hat sich also nichts geändert. Hört einfach das Album und ihr werdet verstehen, was ich meine. Es klingt vielleicht lustig, aber ich habe echt noch nie eine Metalcore Band gehört, die Songs wie „Death-like Silence“, „Surge of Pity“ oder „Encircle“ spielt.

Wo wir schon dabei sind, hast du eigentlich einen Lieblingssong auf dem Album?

Ich habe einfach alle Songs gleich gern! Weißt du, jeder Song ist mein Baby, also kann ich da keinen rausnehmen. Ich mag wirklich das gesamte Album, auch wenn manche Songs auf den ersten Blick herausstechen, wie „Scars“, „Death-like Silence“ und „Surge of Pity“.

Habt ihr eine Tour und Festivals geplant?

Ja, wir haben bereits das „Metal Healing Festival“ in Griechenland und das „Summer Breeze“ in Deutschland bestätigt. Wir arbeiten jetzt an weiteren Shows und Festivals und auch an einer Europatour, die wir bald bestätigen werden. Stay tuned!

Noch eine Frage eines Users unserer Seite: “Wie sehr seid ihr vom Problem des Raubkopierens im Internet betroffen?“

Du wirst nie all die Leute loswerden können, die Sachen frei herunterladen wollen und auf Dauer mag das sogar positiv für die Band sein, wenn es jemand ist, der sich für die Band interessiert und auf die Art zu unseren Konzerten kommt. Vielleicht ist es jemand, der uns nur mal antesten will und sich davon überzeugen lässt. Solche Seiten wie Myspace sind möglicherweise die Zukunft der Musik und ich denke, dass die großen Labels bereits ihre Chance in so was wittern. Für uns ist es einfach gut, wenn die Leute unsere Musik hören und so bekommen wir eine Fanbase, ohne es zu wissen! ;-)

Mit Lifeforce habt ihr ein neues Label. Seid ihr zufrieden und warum seid ihr nicht bei eurem alten Partner geblieben?

Ich bin sehr zufrieden mit Lifeforce. Sie unterstützen uns und bringen verdammt viel Kohle auf, um unseren Namen da draußen bekannt zu machen. Vom ersten Moment an haben sie Interesse an der Band gezeigt und sie wollten unbedingt mit uns unterzeichnen. Ich schaue unserer gemeinsamen Zukunft echt positiv entgegen. Century Media hatte aufgehört, an die Band zu glauben, weil wir die großen Namen verloren hatten und sie glaubten, dass wir nicht nochmals solche Verkaufszahlen, wie bei den letzten beiden Alben erreichen könnten. Es ist eine Schande, denn wir sind mit einem Killeralbum zurück und nichts hat sich geändert. Wir haben noch immer die selbe Qualität in unserer Musik, also war es ein Problem ihrer Politik und ihrer Art, wie sie mit manchen Bands umgehen.

Alles klar, letzte Frage! Was habt ihr für Pläne für die Zukunft und glaubst du, dass ihr jetzt für längere Zeit in diesem Line-Up zusammen bleibt?

Wir wollen weiterhin Alben und Touren machen. Ich will unbedingt aus NIGHTRAGE eine Touring-Band machen und das bedeutet, dass ich Leute um mich rum haben will, die zu 100% in der Band sind. Gut, es ist schwer solche Jungs zu finden, aber ich glaube, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ich sie gefunden habe. NIGHTRAGE ist ein Monster, das niemals stirbt, egal wie viele Hindernisse ihm in den Weg gestellt werden. Ich glaube nur an NIGHTRAGE und ich glaube auch, dass ich es schaffe!

Danke für das Interview! Die letzten Worte gehören dir für die Fans da draußen:

Danke dir für das Interview und das Interesse an dieser Band. Ich wünsche mir, dass all unsere deutschen Fans unser neues Album mögen werden und dass wir uns bald auf der Europa Tour sehen werden!

Metal on!
Marios Iliopoulos