Über das Schreiben guter Songs, Döner Kebap und die Liebe zur Musik
Interview mit In Flames
Metal aus Schweden - Göteborg
Metal aus Schweden - Göteborg
Tja, was soll ich sagen? Ein Interview mit IN FLAMES ist schon etwas Besonderes, kaum eine Band ist zur Zeit so angesagt wie die Schweden. Ich stehe also hier auf dem Parkplatz vor der Turbinenhalle in Oberhausen und friere mir den Arsch ab. Nach einer gefühlten Ewigkeit und ein paar abgestorbenen Zehen kann es endlich losgehen. Wenn ihr wissen wollt, was man im Smalltalk mit IN FLAMES Frontmann Anders Fridén über deutsche Fans und den Whiskey Shop um die Ecke erfährt, seid ihr hier genau richtig.
Stell dich doch bitte kurz vor
Ich bin Anders Fridén. Ich bin 35 Jahre alt und bin auf dieser Tour als Sänger von IN FLAMES tätig.
Wie geht’s dir so?
Mir geht’s ganz gut. Ich bin allerdings ein wenig krank, schlage mich schon seit einiger Zeit mit einer Erkältung herum. Das nagt ein wenig an meiner Stimme. Aber es geht schon wieder bergauf.
Gute Besserung.
Danke, kann ich gut gebrauchen.
Reden wir doch ein bisschen übers Touren und über das neueste Album deiner Band. Danach würde ich gerne noch über ein wenig persönlichen Kram mit dir quatschen. Geht das klar?
Aber sicher, auf geht’s!
Wie war das Konzert gestern in München?
Es war richtig gut, viele Leute sind aufgetaucht.
Hat euch die Menge ordentlich gefeiert?
Oh ja, aber wir sind hier in Deutschland nichts anderes gewöhnt. Die Fans gehen bei jedem Konzert ziemlich krass ab, obwohl das mit den ganzen Vorband schon ein sehr langer Abend ist.
Manche Leute aus anderen Bands, die ich interviewt habe, haben mir gesagt, dass Konzerte in der Woche manchmal nicht so krass ablaufen, weil viele der Fans am nächsten Tag arbeiten müssen. Kannst du das bestätigen?
Mh, ich kann mir schon vorstellen, dass die Leute sich am Wochenende ein bisschen mehr gehen lassen und sich ein paar Bier mehr gönnen. Allerdings waren gestern über 4.000 Leute da und die haben richtig gerockt, besser geht’s fast gar nicht mehr. Aber eigentlich mache ich mir da auch gar nicht so viele Gedanken drüber, ich analysiere die Fans gar nicht so genau. Ich gehe einfach auf die Bühne und versuche die Fans zu animieren, ganz gleich ob wochentags oder am Wochenende.
Du bist seit 1995 in der Band, richtig?
Korrekt.
Dementsprechend hast du schon einige Touren mitgemacht. Gibt es irgendwelche Tour-Anekdoten, die du mal loswerden willst?
Ja, ich habe sehr viele Touren bist jetzt mitgemacht und fast auf jeder ereignet sich etwas Lustiges. Aber konkret etwas zu nennen, fällt mir sehr schwer. Es gibt oft Momente, wo du Leute triffst, die dich tief in deinem Innern berühren. Zum Beispiel waren wir vor ein paar Wochen zum ersten mal in Weißrussland. Man konnte den Leuten am Gesicht ablesen, wie dankbar sie dafür waren, dass wir dort hingekommen sind. Einige von ihnen haben vielleicht 9 Alben lang gewartet. Und wenn es in deiner Macht steht, diese Leute nur mit deiner Anwesenheit glücklich zu machen, dann ist das schon ein unglaubliches Gefühl.
Aber es gibt auch viele verrückte Momente, die sich ereignen. Oftmals Backstage.
Wie ist dein Verhältnis zu den anderen Band, mit denen du tourst?
KILLSWITCH ENGAGE kenne ich jetzt schon 10 Jahre. Ich habe mit IN FLAMES zusammen auf ihrer ersten Tour überhaupt gespielt. Seitdem haben wir noch ein paar Touren mehr in Amerika unternommen; diese hier ist die erste auf europäischem Boden. Das Verhältnis ist dementsprechend natürlich sehr, sehr positiv.
EVERY TIME I DIE treffen wir ab und zu immer mal wieder. Letztes mal haben wir uns in Australien gesehen.
MAYLENE AND THE SONS OF DISASTER kenne ich nur von ihrem Album und habe ehrlich gesagt noch nicht so viel mit den Jungs gequatscht. Sie spielen ja auch nur die Deutschland-Shows mit uns zusammen. Ich respektiere sie für das, was sie machen, denn sie machen es gut. Ach ja, und ich glaube, ich habe sie schon mal live gesehen. In einem kleinem Pub war das.
Wie sieht so ein typischer Tag für dich auf Tour aus?
Ich stehe immer ziemlich spät auf, meistens sind wir dann schon an unserem Spielort angekommen. Dann checke ich zunächst meine Emails, anschließend ziehe ich mir ein paar Filme rein. Irgendwann habe ich dann darauf keine Lust mehr und sitze nur rum, esse etwas und trinke Kaffee. Und dann heißt es warten, warten, warten bis die Show beginnt. So glamourös ist es in Wirklichkeit.
Was würdest du sagen, warum IN FLAMES heute so angesagt sind. Was bietet ihr, was andere Bands nicht bieten?
Uh, schwierig zu sagen. Wenn das jeder wissen würde, würde es ja jeder machen. Aber ich versuche es mal: Wir schreiben gute Songs, was wohl auch daran liegt, dass wir eine sehr hart arbeitende Band sind. Ein bisschen Glück gehört auch immer dazu. Ja, ich würde sagen, so kann man es am Besten beschreiben: Harte Arbeit und ein wenig Glück.
Ich persönlich denke, dass es auch deshalb ist, weil ihr über sehr viele Alben beständig sehr gute Songs veröffentlicht habt, und diese Konstanz nimmt der Zuhörer wahr. Auf der anderen Seite seid ihr dennoch sehr flexibel gewesen; keiner eurer Songs hört sich genau so an wie ein anderer. „A Sense Of Purpose“ hat mich beim erstmaligen Hören sehr an eure alten Lieder erinnert. War das Absicht?
Ich weiß gar nicht, ob ich es überhaupt so sehen würde. Es war auf keinen Fall so, dass wir zurück schauen wollten. Wir sind ständig bestrebt, uns weiterzuentwickeln. Wir versuchen immer wieder aufs Neue, Aggression und Melodie unter ein Dach zu bekommen, und gute Songs daraus entstehen zu lassen. Ich absolut zufrieden mit „A Sense Of Purpose“, genauso wie ich mit den anderen Alben zufrieden bin, die wir rausgebracht haben. Für mich ist ein Album im Nachhinein betrachtet immer wie ein Bild deiner Selbst, wie du zu diesem Zeitpunkt in deinem Leben gewesen bist.
Das ist auch der Grund, warum ich „A Sense Of Purpose“ nicht als ein Zurückschauen betrachte. Es lehnt sich nicht mehr und auch nicht weniger an die alten Alben an als „Come Clarity“ oder „Reroute To Remain“ beispielsweise.
Bei einem neuen Album wollen wir immer unsere Geschichte, die Geschichte von IN FLAMES, unterbringen, aber gleichzeitig voranschreiten. Ich könnte nicht in einer Band sein, die sagt: „Oh, wir haben was verpasst, wir müssen wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren und etwas nachholen.“
Was wolltet ihr im Vergleich zu „Come Clarity“ ändern?
Nichts, wir wollten einfach ein neues Album machen. Wie ich schon sagte, „Come Clarity“ spiegelt das wider, wie wir zu diesem Zeitpunkt drauf waren. Das Album finde ich großartig.
Wir sind für die Aufnahmen von „A Sense Of Purpose“ mit dem Vorhaben ins Studio gegangen, ein zeitloses Metalalbum zu schaffen. Die Songstrukturen unterscheiden sich auch nicht großartig von denen auf „Come Clarity“, aber das war auch nicht nötig, denn heutzutage ist es im Studio so einfach, irgendwelche Töne zu manipulieren: Man benutzt Trigger oder anderes Zeugs. Wir haben hart an dem Sound gearbeitet und uns viel mit digitaler Technik auseinander gesetzt.
Aber wenn ihr doch nichts ändern wolltet, bestand dann nicht die Gefahr, dass ihr dasselbe Album quasi nochmal rausbringt?
Nein, nein, so meinte ich das nicht. Wir wollten nur an der Art und Weise nichts ändern, weil wir nicht das Gefühl hatten, mit „Come Clarity“ einen Fehler gemacht zu haben. Natürlich wollten wir nicht ein zweites „Come Clarity“ machen. Ich denke auch nicht, dass man überhaupt zwei Alben in unserer Diskographie „gleich“ nennen kann, es ist immer etwas anderes.
Das liegt daran, dass wir im Vorfeld nicht kalkulieren, sondern einfach Songs schreiben. Und wir verändern uns mit der Zeit, also tun das unsere Songs ebenfalls, Stück für Stück.
Nur bei „The Chosen Pessimist“ war das ein klein wenig anders. Wir hatten ca. 15 Songs für das Album und ich hörte es mir immer wieder an und kam zu dem Schluss, dass ein Song fehlte, der dem Zuhörer eine Verschnaufpause gönnt, ein Song, der sich gänzlich von dem Rest unterscheidet. Außerdem sollte er die anderen Songs mehr herausstechen lassen, das Album interessanter gestalten. Ein Album mit Songs, die durchgängig im Upspeed Bereich sind, ist doch öde.
Wie wurde euer Album denn aufgenommen von der Presse und den Fans?
Ich lese keine Magazine, um das zu erfahren. Ich habe deshalb ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich lese hier und da mal ein Review, das lässt sich ja nicht verhindern.
Ich denke aber, dass das Album gut aufgenommen wurde, was wir ja auch nicht zuletzt an den vollen Clubs sehen, in denen wir spielen. Von außen sagt sich das immer so leicht, aber wenn man selbst dabei ist, ein neues Album zu erschaffen, dann merkst du, dass du es niemals allen recht machen kannst. Jeder hat eine Meinung, und jede ist anders. Aber das ändert uns als Band nicht.
Man sagt, dass du am Anfang Schwierigkeiten mit der Sprache gehabt hast. Was hast du getan, um damit fertig zu werden?
Ich war mir eher unsicher, wie man Songtexte in einer ausländischen Sprache verfasst. Ich konnte Englisch sprechen, aber schreiben war schon schwieriger. Weil das, was du schreibst, für immer da ist, und das war mir schon wichtig. Es war also eher ein Problem, dass ich mich nicht ausdrücken konnte in einer anderen Sprache. In Schweden haben wir ja Filme mit Untertitel, also haben wir tagtäglich ziemlich viel mit Englisch am Hut.
Du bist jetzt auf unzähligen Touren gewesen, warst auch schon oft im Studio und schlägst dich seit 1997 mit denselben Leuten rum. Was macht dir nach all den Jahren und Erfahrungen immer noch Spaß?
Ich liebe es, Musik zu erschaffen. Ich mag den Moment, wenn man im Studio ist. Außerdem finde ich es genial, zu touren und auf der Bühne zu stehen, um Leute zu unterhalten. Wenngleich auch die Stunden abseits der Stage manchmal nicht so pralle sind.
Aber es ist unbeschreiblich, vor einem Haufen Leute zu stehen, denen du ansehen kannst, wie sehr sie das schätzen, was du geschaffen hast. Das ist es, warum ich den Scheiß heute immer noch mache und es mir immer noch verdammt viel Spaß bereitet. Achja, und meine Liebe zur Musik im Allgemeinen, das spielt da bestimmt auch noch mit rein.
Gibt es bestimmte Songs, die du live lieber spielst als andere?
Das hängt immer von dem Abend ab, man hat mal 'nen guten Tag und mal 'nen beschissenen. Bei ein und demselben Song denkt man heute noch „Yeah!“ und morgen „Oh God, it sucks!“ (lacht). Die Songs, die wir schon ganz lange in der Setlist haben und demnach schon gefühlte eine Million mal performt haben, sind natürlich auch nicht so klasse. Aber wenn du merkst, dass ein Song dem Publikum gefällt, gibst du dir natürlich noch mehr Mühe, egal ob es ein neuer oder alter Song ist.
Was magst du an Deutschland?
Was ich an Deutschland mag?
Ja genau, oder auch was du nicht magst.
Wir wurden immer sehr gut und fair von unseren Fans hier in Deutschland behandelt. Unsere erste wirkliche Tour war in Deutschland. Mh...Ich mag den Döner Kebap (lacht). Und es gibt hier in der Nähe einen Whiskey Shop, den ich sehr schätze.
Was für Vorbilder hast du, falls du überhaupt welche hast?
Nein, ich habe keine. Es gibt schon ein paar Leute, zu denen ich aufschaue, aber ich würde sie nicht als meine Vorbilder bezeichnen. Ich hatte als Kind keine Poster von Leuten in meinem Zimmer hängen oder dergleichen. Ich fand Ace Frehley von KISS sah mit dem Make-Up und dem Kostüm ziemlich cool aus, aber ich hatte nie ein Poster von ihm.
Martin Gore von DEPECHE MODE schätze ich auch sehr, weil ich ihn für einen sehr talentierten Songwriter halte.
Welche Bands beeinflussen die Lieder von IN FLAMES?
Alles und jeder. Wirklich. Am Anfang will man immer die besten Elemente der Lieblingsbands verbinden. Irgendwann entwickelt sich daraus dein eigener Stil, den wir mittlerweile gefunden haben dürften. Wir inspirieren uns eher selbst, sind zur selben Zeit aber offen für viele neue Einflüsse. Wir haben in der Band so ein weites Spektrum an Musik, die wir mögen, dass es schier unmöglich ist, alles mit einfließen zu lassen.
Also eine konkrete Band oder Musikrichtung kann ich hier nicht nennen.
Was hörst du in deiner Freizeit für Musik?
Recht viel außerhalb des Metalbereichs: MASSIVE ATTACK, NINE INCH NAILS, ACCEPT und son Zeug. Aber auch viel tanzbare Musik wie beispielsweise JUSTICE aus Frankreich.
Aber ich höre natürlich auch viel Metal. Ich bin da sehr offen.
Stell dir mal vor, du könntest dir eine Band zusammenbasteln, die aus 2 Gitarristen, einem Bassisten, einem Sänger und dem Drummer besteht. Wer dürfte da mitspielen?
Muss ich selbst in der Band sein?
Nein, nicht zwangsläufig.
John Bonham von LED ZEPPELIN auf jeden Fall an den Drums. Am Mikro wäre Lane Stanley von ALICE IN CHAINS. Der Rest ist deutlich schwieriger, weil ich zum Beispiel nie einen Gitarrengott hatte. Naja, wahrscheinlich würde Ace Frehley auf jeden Fall eine Gitarre bespielen, die andere dürfte Josh Homme von QUEENS OF THE STONE AGE in der Hand halten. Als Basser hätte ich gerne Victor Wooten.
Was war deine erste selbstgekaufte Metal-CD?
Haha, hey, wir reden hier nicht von CDs, wir reden hier von Vinyl, wenn du an mein Alter denkst. Aber um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht mehr, welche Schallplatte ich mir als erste zugelegt habe.
Wie bist du mit Metal in Kontakt gekommen?
Viele Freunde von mir hörten das Zeug, und irgendwann kam es dann auch über mich. Wir haben viel darüber gesprochen und uns gegenseitig inspiriert. Durch meine Freunde kannte ich auch schon früh viele Metalalben.
Ja, also von meiner Seite aus wär's das.
Cool.
Danke für das Interview.
Kein Problem.
Stell dich doch bitte kurz vor
Ich bin Anders Fridén. Ich bin 35 Jahre alt und bin auf dieser Tour als Sänger von IN FLAMES tätig.
Wie geht’s dir so?
Mir geht’s ganz gut. Ich bin allerdings ein wenig krank, schlage mich schon seit einiger Zeit mit einer Erkältung herum. Das nagt ein wenig an meiner Stimme. Aber es geht schon wieder bergauf.
Gute Besserung.
Danke, kann ich gut gebrauchen.
Reden wir doch ein bisschen übers Touren und über das neueste Album deiner Band. Danach würde ich gerne noch über ein wenig persönlichen Kram mit dir quatschen. Geht das klar?
Aber sicher, auf geht’s!
Wie war das Konzert gestern in München?
Es war richtig gut, viele Leute sind aufgetaucht.
Hat euch die Menge ordentlich gefeiert?
Oh ja, aber wir sind hier in Deutschland nichts anderes gewöhnt. Die Fans gehen bei jedem Konzert ziemlich krass ab, obwohl das mit den ganzen Vorband schon ein sehr langer Abend ist.
Manche Leute aus anderen Bands, die ich interviewt habe, haben mir gesagt, dass Konzerte in der Woche manchmal nicht so krass ablaufen, weil viele der Fans am nächsten Tag arbeiten müssen. Kannst du das bestätigen?
Mh, ich kann mir schon vorstellen, dass die Leute sich am Wochenende ein bisschen mehr gehen lassen und sich ein paar Bier mehr gönnen. Allerdings waren gestern über 4.000 Leute da und die haben richtig gerockt, besser geht’s fast gar nicht mehr. Aber eigentlich mache ich mir da auch gar nicht so viele Gedanken drüber, ich analysiere die Fans gar nicht so genau. Ich gehe einfach auf die Bühne und versuche die Fans zu animieren, ganz gleich ob wochentags oder am Wochenende.
Du bist seit 1995 in der Band, richtig?
Korrekt.
Dementsprechend hast du schon einige Touren mitgemacht. Gibt es irgendwelche Tour-Anekdoten, die du mal loswerden willst?
Ja, ich habe sehr viele Touren bist jetzt mitgemacht und fast auf jeder ereignet sich etwas Lustiges. Aber konkret etwas zu nennen, fällt mir sehr schwer. Es gibt oft Momente, wo du Leute triffst, die dich tief in deinem Innern berühren. Zum Beispiel waren wir vor ein paar Wochen zum ersten mal in Weißrussland. Man konnte den Leuten am Gesicht ablesen, wie dankbar sie dafür waren, dass wir dort hingekommen sind. Einige von ihnen haben vielleicht 9 Alben lang gewartet. Und wenn es in deiner Macht steht, diese Leute nur mit deiner Anwesenheit glücklich zu machen, dann ist das schon ein unglaubliches Gefühl.
Aber es gibt auch viele verrückte Momente, die sich ereignen. Oftmals Backstage.
Wie ist dein Verhältnis zu den anderen Band, mit denen du tourst?
KILLSWITCH ENGAGE kenne ich jetzt schon 10 Jahre. Ich habe mit IN FLAMES zusammen auf ihrer ersten Tour überhaupt gespielt. Seitdem haben wir noch ein paar Touren mehr in Amerika unternommen; diese hier ist die erste auf europäischem Boden. Das Verhältnis ist dementsprechend natürlich sehr, sehr positiv.
EVERY TIME I DIE treffen wir ab und zu immer mal wieder. Letztes mal haben wir uns in Australien gesehen.
MAYLENE AND THE SONS OF DISASTER kenne ich nur von ihrem Album und habe ehrlich gesagt noch nicht so viel mit den Jungs gequatscht. Sie spielen ja auch nur die Deutschland-Shows mit uns zusammen. Ich respektiere sie für das, was sie machen, denn sie machen es gut. Ach ja, und ich glaube, ich habe sie schon mal live gesehen. In einem kleinem Pub war das.
Wie sieht so ein typischer Tag für dich auf Tour aus?
Ich stehe immer ziemlich spät auf, meistens sind wir dann schon an unserem Spielort angekommen. Dann checke ich zunächst meine Emails, anschließend ziehe ich mir ein paar Filme rein. Irgendwann habe ich dann darauf keine Lust mehr und sitze nur rum, esse etwas und trinke Kaffee. Und dann heißt es warten, warten, warten bis die Show beginnt. So glamourös ist es in Wirklichkeit.
Was würdest du sagen, warum IN FLAMES heute so angesagt sind. Was bietet ihr, was andere Bands nicht bieten?
Uh, schwierig zu sagen. Wenn das jeder wissen würde, würde es ja jeder machen. Aber ich versuche es mal: Wir schreiben gute Songs, was wohl auch daran liegt, dass wir eine sehr hart arbeitende Band sind. Ein bisschen Glück gehört auch immer dazu. Ja, ich würde sagen, so kann man es am Besten beschreiben: Harte Arbeit und ein wenig Glück.
Ich persönlich denke, dass es auch deshalb ist, weil ihr über sehr viele Alben beständig sehr gute Songs veröffentlicht habt, und diese Konstanz nimmt der Zuhörer wahr. Auf der anderen Seite seid ihr dennoch sehr flexibel gewesen; keiner eurer Songs hört sich genau so an wie ein anderer. „A Sense Of Purpose“ hat mich beim erstmaligen Hören sehr an eure alten Lieder erinnert. War das Absicht?
Ich weiß gar nicht, ob ich es überhaupt so sehen würde. Es war auf keinen Fall so, dass wir zurück schauen wollten. Wir sind ständig bestrebt, uns weiterzuentwickeln. Wir versuchen immer wieder aufs Neue, Aggression und Melodie unter ein Dach zu bekommen, und gute Songs daraus entstehen zu lassen. Ich absolut zufrieden mit „A Sense Of Purpose“, genauso wie ich mit den anderen Alben zufrieden bin, die wir rausgebracht haben. Für mich ist ein Album im Nachhinein betrachtet immer wie ein Bild deiner Selbst, wie du zu diesem Zeitpunkt in deinem Leben gewesen bist.
Das ist auch der Grund, warum ich „A Sense Of Purpose“ nicht als ein Zurückschauen betrachte. Es lehnt sich nicht mehr und auch nicht weniger an die alten Alben an als „Come Clarity“ oder „Reroute To Remain“ beispielsweise.
Bei einem neuen Album wollen wir immer unsere Geschichte, die Geschichte von IN FLAMES, unterbringen, aber gleichzeitig voranschreiten. Ich könnte nicht in einer Band sein, die sagt: „Oh, wir haben was verpasst, wir müssen wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren und etwas nachholen.“
Was wolltet ihr im Vergleich zu „Come Clarity“ ändern?
Nichts, wir wollten einfach ein neues Album machen. Wie ich schon sagte, „Come Clarity“ spiegelt das wider, wie wir zu diesem Zeitpunkt drauf waren. Das Album finde ich großartig.
Wir sind für die Aufnahmen von „A Sense Of Purpose“ mit dem Vorhaben ins Studio gegangen, ein zeitloses Metalalbum zu schaffen. Die Songstrukturen unterscheiden sich auch nicht großartig von denen auf „Come Clarity“, aber das war auch nicht nötig, denn heutzutage ist es im Studio so einfach, irgendwelche Töne zu manipulieren: Man benutzt Trigger oder anderes Zeugs. Wir haben hart an dem Sound gearbeitet und uns viel mit digitaler Technik auseinander gesetzt.
Aber wenn ihr doch nichts ändern wolltet, bestand dann nicht die Gefahr, dass ihr dasselbe Album quasi nochmal rausbringt?
Nein, nein, so meinte ich das nicht. Wir wollten nur an der Art und Weise nichts ändern, weil wir nicht das Gefühl hatten, mit „Come Clarity“ einen Fehler gemacht zu haben. Natürlich wollten wir nicht ein zweites „Come Clarity“ machen. Ich denke auch nicht, dass man überhaupt zwei Alben in unserer Diskographie „gleich“ nennen kann, es ist immer etwas anderes.
Das liegt daran, dass wir im Vorfeld nicht kalkulieren, sondern einfach Songs schreiben. Und wir verändern uns mit der Zeit, also tun das unsere Songs ebenfalls, Stück für Stück.
Nur bei „The Chosen Pessimist“ war das ein klein wenig anders. Wir hatten ca. 15 Songs für das Album und ich hörte es mir immer wieder an und kam zu dem Schluss, dass ein Song fehlte, der dem Zuhörer eine Verschnaufpause gönnt, ein Song, der sich gänzlich von dem Rest unterscheidet. Außerdem sollte er die anderen Songs mehr herausstechen lassen, das Album interessanter gestalten. Ein Album mit Songs, die durchgängig im Upspeed Bereich sind, ist doch öde.
Wie wurde euer Album denn aufgenommen von der Presse und den Fans?
Ich lese keine Magazine, um das zu erfahren. Ich habe deshalb ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich lese hier und da mal ein Review, das lässt sich ja nicht verhindern.
Ich denke aber, dass das Album gut aufgenommen wurde, was wir ja auch nicht zuletzt an den vollen Clubs sehen, in denen wir spielen. Von außen sagt sich das immer so leicht, aber wenn man selbst dabei ist, ein neues Album zu erschaffen, dann merkst du, dass du es niemals allen recht machen kannst. Jeder hat eine Meinung, und jede ist anders. Aber das ändert uns als Band nicht.
Man sagt, dass du am Anfang Schwierigkeiten mit der Sprache gehabt hast. Was hast du getan, um damit fertig zu werden?
Ich war mir eher unsicher, wie man Songtexte in einer ausländischen Sprache verfasst. Ich konnte Englisch sprechen, aber schreiben war schon schwieriger. Weil das, was du schreibst, für immer da ist, und das war mir schon wichtig. Es war also eher ein Problem, dass ich mich nicht ausdrücken konnte in einer anderen Sprache. In Schweden haben wir ja Filme mit Untertitel, also haben wir tagtäglich ziemlich viel mit Englisch am Hut.
Du bist jetzt auf unzähligen Touren gewesen, warst auch schon oft im Studio und schlägst dich seit 1997 mit denselben Leuten rum. Was macht dir nach all den Jahren und Erfahrungen immer noch Spaß?
Ich liebe es, Musik zu erschaffen. Ich mag den Moment, wenn man im Studio ist. Außerdem finde ich es genial, zu touren und auf der Bühne zu stehen, um Leute zu unterhalten. Wenngleich auch die Stunden abseits der Stage manchmal nicht so pralle sind.
Aber es ist unbeschreiblich, vor einem Haufen Leute zu stehen, denen du ansehen kannst, wie sehr sie das schätzen, was du geschaffen hast. Das ist es, warum ich den Scheiß heute immer noch mache und es mir immer noch verdammt viel Spaß bereitet. Achja, und meine Liebe zur Musik im Allgemeinen, das spielt da bestimmt auch noch mit rein.
Gibt es bestimmte Songs, die du live lieber spielst als andere?
Das hängt immer von dem Abend ab, man hat mal 'nen guten Tag und mal 'nen beschissenen. Bei ein und demselben Song denkt man heute noch „Yeah!“ und morgen „Oh God, it sucks!“ (lacht). Die Songs, die wir schon ganz lange in der Setlist haben und demnach schon gefühlte eine Million mal performt haben, sind natürlich auch nicht so klasse. Aber wenn du merkst, dass ein Song dem Publikum gefällt, gibst du dir natürlich noch mehr Mühe, egal ob es ein neuer oder alter Song ist.
Was magst du an Deutschland?
Was ich an Deutschland mag?
Ja genau, oder auch was du nicht magst.
Wir wurden immer sehr gut und fair von unseren Fans hier in Deutschland behandelt. Unsere erste wirkliche Tour war in Deutschland. Mh...Ich mag den Döner Kebap (lacht). Und es gibt hier in der Nähe einen Whiskey Shop, den ich sehr schätze.
Was für Vorbilder hast du, falls du überhaupt welche hast?
Nein, ich habe keine. Es gibt schon ein paar Leute, zu denen ich aufschaue, aber ich würde sie nicht als meine Vorbilder bezeichnen. Ich hatte als Kind keine Poster von Leuten in meinem Zimmer hängen oder dergleichen. Ich fand Ace Frehley von KISS sah mit dem Make-Up und dem Kostüm ziemlich cool aus, aber ich hatte nie ein Poster von ihm.
Martin Gore von DEPECHE MODE schätze ich auch sehr, weil ich ihn für einen sehr talentierten Songwriter halte.
Welche Bands beeinflussen die Lieder von IN FLAMES?
Alles und jeder. Wirklich. Am Anfang will man immer die besten Elemente der Lieblingsbands verbinden. Irgendwann entwickelt sich daraus dein eigener Stil, den wir mittlerweile gefunden haben dürften. Wir inspirieren uns eher selbst, sind zur selben Zeit aber offen für viele neue Einflüsse. Wir haben in der Band so ein weites Spektrum an Musik, die wir mögen, dass es schier unmöglich ist, alles mit einfließen zu lassen.
Also eine konkrete Band oder Musikrichtung kann ich hier nicht nennen.
Was hörst du in deiner Freizeit für Musik?
Recht viel außerhalb des Metalbereichs: MASSIVE ATTACK, NINE INCH NAILS, ACCEPT und son Zeug. Aber auch viel tanzbare Musik wie beispielsweise JUSTICE aus Frankreich.
Aber ich höre natürlich auch viel Metal. Ich bin da sehr offen.
Stell dir mal vor, du könntest dir eine Band zusammenbasteln, die aus 2 Gitarristen, einem Bassisten, einem Sänger und dem Drummer besteht. Wer dürfte da mitspielen?
Muss ich selbst in der Band sein?
Nein, nicht zwangsläufig.
John Bonham von LED ZEPPELIN auf jeden Fall an den Drums. Am Mikro wäre Lane Stanley von ALICE IN CHAINS. Der Rest ist deutlich schwieriger, weil ich zum Beispiel nie einen Gitarrengott hatte. Naja, wahrscheinlich würde Ace Frehley auf jeden Fall eine Gitarre bespielen, die andere dürfte Josh Homme von QUEENS OF THE STONE AGE in der Hand halten. Als Basser hätte ich gerne Victor Wooten.
Was war deine erste selbstgekaufte Metal-CD?
Haha, hey, wir reden hier nicht von CDs, wir reden hier von Vinyl, wenn du an mein Alter denkst. Aber um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht mehr, welche Schallplatte ich mir als erste zugelegt habe.
Wie bist du mit Metal in Kontakt gekommen?
Viele Freunde von mir hörten das Zeug, und irgendwann kam es dann auch über mich. Wir haben viel darüber gesprochen und uns gegenseitig inspiriert. Durch meine Freunde kannte ich auch schon früh viele Metalalben.
Ja, also von meiner Seite aus wär's das.
Cool.
Danke für das Interview.
Kein Problem.