Musik um glücklich zu sein
Interview mit In Flames
Metal aus Schweden - Göteborg
Metal aus Schweden - Göteborg
Interview mit Björn Gelotte (g.) von IN FLAMES am 02.06.2011 im Tourbus hinter dem Hellraiser in Leipzig für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz: www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.
Vor zwei Tagen seid ihr in Dänemark gestartet, gestern habt ihr in Berlin gespielt und heute ist das letzte Konzert vor den großen Festivals wie Rock am Ring / Rock im Park und den Sonisphere Festivals.
Björn: Genau. Auf dem Nova Rock Festival in Österreich und dem Hellfest in Frankreich spielen wir auch noch. Also so wie jeden Sommer. In Europa weiß halt jeder, wie man Festivals anständig organisiert: Es ist komfortabel für die Bands, viele Fans sind da und die haben vernünftige Toiletten und Bier. Ab Mitte Juli gehen wir dann aber in die USA für die Mayhem Festivals.
Rockstar Energy Drink Mayhem Festival.
Ja, das sind viele Worte und die Veranstalter wollten uns dazu bringen, das jedes mal komplett auszusprechen. Aber … das werde ich nicht.
Gibt es irgendwelche besonderen Festivals oder Auftritte, auf die du dich besonders freust? Ihr spielt ja zusammen mit JUDAS PRIEST und OZZY OSBOURNE auf dem Hellfest und bei Rock am Ring auf einem Festival mit mehr als 100.000 Besuchern.
Rock am Ring ist schon immer klasse, super organisiert und mit vielen Bands, die man selbst gerne sehen würde. Ich will z.B. unbedingt SEVENDUST sehen, die fehlen mir noch. Leider kann man nicht alle Bands sehen, da die Tage und Bands bei Rock am Ring und Rock im Park ja komplett rübergetauscht werden. Bei den Sonisphere Festivals spielen wir aber an einigen Orten mit IRON MAIDEN zusammen und der Sommer wird generell großartig. Wir spielen mit so vielen Bands, die ich gerne sehen will.
Also schaust du dir immer noch andere Bands an?
Natürlich, das ist doch das wichtigste daran, auf Festivals zu spielen. Das ist doch fantastisch immer so tolle Bands zu sehen.
Nicht viele Bands machen das noch, sie schlafen den ganzen Tag, gehen auf die Bühne und fahren danach wieder ab.
Hört sich langweilig an. Aber wenn man schon mal die Möglichkeit hat und vielleicht auch noch das Glück, denselben Backstage Bereich wie eine deiner Lieblingsbands zu haben, dann sollte man doch die Chance nutzen, mit denen ein Bier zu trinken, zu quatschen und sie sich dann auf der Bühne anzuschauen. Nur weil man selbst in einer Band ist, hört man doch nicht auf Musikfan zu sein. Das ist es nämlich, was wir alle sind. Es gibt so viele tolle Bands da draußen und mit so vielen Bands verbindet man was, sie haben dir in guten wie in schlechten Zeiten geholfen. Ich liebe es einfach.
Ihr habt dann nach den Festivals ca. einen Monat Pause und startet dann eure große Headlinertour in Europa von Spanien bis nach Russland. Für Deutschland ist allerdings noch nichts bestätigt.
Du weißt doch aber, dass sich das ändern wird. Wir lieben es einfach hier zu spielen. Momentan ist es noch eine Frage des Timings mit den Clubs, aber auslassen werden wir Deutschland sicher nicht. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass Deutschland eines unserer Hauptquartiere ist, aber es wird immer auf dem Tourplan sein. Es macht Spaß hier zu spielen, denn die Clubs sind immer gut organisiert und die Fans sind fantastisch.
Gibt es etwas, das du auf Tour vermisst, neben deiner Familie natürlich? Fünf Monate unterwegs zu sein klingt für mich nämlich sehr nach Stress.
Eigentlich nicht, denn wir machen das seit 15 Jahren und kennen jeden aus unserem Tourtross wie unsere Familien. Das hier ist so etwas wie eine zweite Familie. Man weiß mittlerweile wie man am besten den Tag verbringt und auch wenn wir gerade mitten im Nirgendwo sind, hatten wir einen wundervollen Tag. Wir saßen einfach in einem Biergarten in der Sonne und haben große Biere getrunken. Es muss auch nicht immer Bier sein, manchmal spielen wir Golf und gestern in Berlin waren wir im Aquarium. Aber natürlich vermisse ich auch jetzt schon was, wie meinen Grill, um ein schönes Barbecue zu machen. Aber da kann man einfach einen kleinen kaufen und ihn mit auf Tour nehmen.
Du hast es angesprochen, du bist jetzt 15 Jahre in der Band und schon eine lange Zeit mit denselben Leuten zusammen. Euch ist aber noch nicht langweilig, warum?
Weil wir uns kennen und weil wir alle das Touren mögen. Das ist auch der Hauptgrund, warum Jesper ausgestiegen ist. Er konnte in seinem Zustand einfach nicht mehr touren [Jesper ist Alkoholiker, bjg] und da das Touren unsere Hauptaktivität ist, konnte er auch nicht mehr in der Band sein.
Aber das Touren wird nicht langweilig, wir sind jetzt zum ersten Mal hier und auch wenn wir schon mal in Leipzig waren, waren wir noch nie in diesem Club und es ist eine neue Erfahrung. Draußen ist schönes Wetter, wir lernen neue Leute kennen, was soll daran langweilig sein?
Der Name Jesper ist schon gefallen und er wurde in der Vergangenheit ja auch schon durch Niclas ersetzt. Dieses ist jetzt aber die erste Tour, wo er offiziell nicht mehr dabei ist. Wie fühlt sich das für dich an?
Niclas ist ja jetzt schon seit zwei Jahren dabei und eigenartig fühlte es sich eigentlich nur an, als ich mit dem Schreiben der neuen Songs begonnen hab. Sonst haben wir das immer zu zweit gemacht: Er hatte ein Riff, ich hatte ein Riff und schon hatten wir einen Song zusammen. Nun musste ich halt die Entscheidung treffen, alles alleine zu schreiben und den Song dann mit den anderen zu arrangieren. Da habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht, dass es ein großer Unterschied ohne ihn ist.
Daran gedacht, ihn in der Band zu lassen und nur für die Touren jemanden zu engagieren, habt ihr nicht, oder?
Nein, denn wie ich schon erwähnt habe, ist das Touren zu 95% unsere Hauptbeschäftigung. Man schreibt heutzutage ja die Alben fast nur noch, um auf Tour gehen zu können.
Hast du denn noch Kontakt zu ihm?
Ja natürlich. Wir telefonieren, zwar nicht jeden Tag, aber doch regelmäßig, und er wird immer einer meiner besten Freunde sein und bleiben.
Niclas' Name ist auch schon gefallen. Was ist denn seine Rolle in der Band, ist er „der Neue“ oder mittlerweile ein festes Bandmitglied?
Er ist ein festes Bandmitglied und war nur nicht am Songwriting beteiligt, weil die Entscheidung schon vorher gefallen war, dass ich es dieses Mal alleine übernehme. Ich hatte ein Gespräch mit Jesper und daraufhin war es eigentlich klar wie es ablaufen würde. Es hat zwar lange gedauert, war aber auch durch die Hilfe der anderen in der Band eine gute Zeit, und die Songs sind gut geworden und es macht Spaß sie live zu spielen.
Niclas liebt es einfach Gitarre zu spielen und dadurch hat er mich dazu gebracht besser zu werden. Egal wann ich meine Gitarre zur Hand nehme, ist er schon da und wir können zusammen jammen. Bei Jesper war das anders, er war niemals der Gitarrenspieler, er ist ein Songwriter. Wenn ich also mal Gitarre spielen wollte, haben alle mich ermahnt ruhig zu sein, weil sie z.B. lesen wollten. Nun sind wir zu zweit und können den ganzen Tag spielen.
Kommen wir mal zum neuen Album „Sounds Of A Playground Fading“. Wieso habt ihr euch eigentlich dazu entschlossen, dass du die Musik alleine schreibst. Ich bin kein Musiker und deshalb habe ich wahrscheinlich immer das Ideal einer Band vor Augen, die zusammen probt und die Songs zusammen schreibt.
So waren wir aber nie, wir haben nie die Songs zusammen geschrieben. Zu den Zeiten als ich am Schlagzeug saß, haben wir die Riffs ausprobiert und die Songstücke zusammengesetzt und das hat sich über die Jahre nicht großartig geändert. Das war auch zu „The Jester Race“ und „Whoracle“ so und hat sich im Wesentlichen nicht geändert. Allerdings proben wir heutzutage nicht mehr so häufig. Wenn ich also das Hauptriff und die Melodien fertig habe, setzen wir uns zusammen, reden über das Arrangement des Songs und nehmen ihn als Demo auf. Da spielen wir ihn auch das erste Mal alle zusammen.
Wie fängst du an, die Songs zu schreiben. Schreibst du immer mal etwas, wenn es dir durch den Kopf geht, oder setzt du dich hin und sagst dir, dass du jetzt was schreiben musst?
Musik schwirrt mir immer durch den Kopf. Manchmal Melodien und manchmal Riffs und wenn diese nach einem Tag noch immer da sind, weiß ich, dass sie gut und wichtig sind und in einem Song festgehalten werden müssen. Meistens sitze ich nur mit meiner Gitarre da und probiere verschiedene Sachen aus und ab und zu entsteht daraus ein Song oder eine Idee für einen Song.
Was hat sich denn aus deiner Sicht von der letzten zur aktuellen CD geändert?
Das ist schwer zu beschreiben wenn man so mitten drin steckt, aber es gab ein paar Veränderungen. „A Sense Of Purpose“ haben wir nach den Aufnahmen noch in den USA mastern lassen und dieses Mal hat das der Typ übernommen, der auch alles aufgenommen hat. Er wusste genau, warum er was wie aufgenommen hat und dann konnte er es auch mastern. Beim Album davor hatten wir auch schon darüber geredet, dass Produzent Roberto Laghi es machen sollte. Er ist einfach unglaublich und weiß genau, wie was zu klingen hat. Wir hatten uns allerdings schon für den amerikanischen Produzenten entschieden. Dieses Mal haben wir ihn machen lassen und das hat den Sound etwas verändert. Vom Prinzip her hat sich aber nichts großartig geändert.
Ich hatte zwar noch nicht die Chance, mir die Texte durchzulesen, aber die beiden Songs „The Attic“ und „Jester's Door“ kreieren für mich auf dem Album eine etwas dunklere Atmosphäre.
Auf jeden Fall, und ich finde es interessant, dass du beide Songs erwähnst, denn sie stehen nicht ohne Grund auf dem Album. In unserer Musik findest du viel positive Energie, um sie jetzt nicht unbedingt als fröhlich zu beschreiben. Es muss aber auch eine gewisse Balance vorhanden sein, wir sind nämlich weder eine „Happy-Go-Lucky" noch eine düstere Band. Diese Balance ist für mich immer sehr wichtig, nicht nur auf einem Album, auch bei den Konzerten sollten die Songs nach Stimmung und Dynamik ausbalanciert sein. Aus genau diesem Grund stehen die beiden Songs auf dem Album.
„Jester's Door“ waren eigentlich nur ein paar Textzeilen, die Anders unbedingt auf dem Album haben wollte und die eigentlich als Bonus so 30 Minuten nach dem letzten Song geplant waren. Irgendwie hat sich daraus genau wie bei „The Attic“ ein richtiger Song entwickelt.
Möchtest du noch etwas zu den Songs sagen oder es einfach den Fans überlassen, sich eine eigene Meinung dazu zu bilden?
Klar, es kommt immer auf die Betrachtungsweise der Fans an. Ich werde bestimmt niemandem erzählen, dass er es gut finden soll, wir sind jedenfalls sehr zufrieden damit. Und das ist auch der Grund, warum ich Musik mache: Um glücklich zu sein. Wenn ich meine Musik aufnehmen kann, das auch noch mit so tollen Musikern und niemand redet mir rein, dann bin ich sehr glücklich.
Ihr habt mit dem neuen Album auch das Label gewechselt, nachdem ihr so lange bei Nuclear Blast wart.
Und das ist auch genau der Grund, warum wir gewechselt sind. Nuclear Blast haben uns immer sehr unterstützt und uns mit vollen Kräften begleitet. Die Zeiten haben sich aber geändert, kaum jemand kauft mehr CDs und man sollte sich darauf einstellen und in alle Richtungen denken. Unser Vertrag mit ihnen lief aus und wir haben uns einfach mal umgesehen. Century Media trat dann mit ein paar Ideen an uns heran und die hörten sich ganz vernünftig an. Labels sollten heutzutage einfach flexibel sein.
Wie sehen denn deine Erwartungen an das neue Label aus? Was wollt ihr vom Label?
Wir wollen, dass sie etwas abseits der eingetretenen Wege des CD-Verkaufens gehen. So funktioniert es nämlich nicht mehr und man muss sich was neues einfallen lassen. Century Media kamen mit ein paar Ideen an, die uns sehr gefallen haben. Das Label ist sehr flexibel. Flexibel ist das beste Worte um das zu beschreiben. Wir wollten, dass sich etwas ändert, und das passiert jetzt hoffentlich auch. Es ist schwierig momentan. Die Leute denken anders als noch vor zehn Jahren und man wettstreitet mit kostenlosen Medien. Es müssen also neue Wege gefunden werden, Leute für etwas zu interessieren.
Kommen wir mal zu ein paar Fragen der Hörer bzw. Leser: Es gibt heutzutage zwei Trends im Metal: 1. Der Retrotrend. Eine altes Album auf einem Konzert am Stück zu spielen wie es z.B. METALLICA gemacht haben und DESTRUCTION und EXODUS tun werden.
MAIDEN haben es auch gemacht.
Was ist mit euch?
Nein.
Nein?
Nein, wir verleugnen unsere Vergangenheit ja nicht und versuchen auch immer einige ältere Lieder im Programm zu haben, aber ein komplettes altes Album zu spielen ist nicht interessant. Das wäre kein Grund für uns zu touren. Wir entwickeln unsere Musik immer weiter und fügen ihr neue Elemente zu, um sie v.a. für uns selbst interessant zu halten. Ein Album wie „Whoracle“ komplett zu spielen wäre nicht interessant, es ist ein tolles, ja ein großartiges Album, aber wir haben noch andere Sachen. Das ist also nichts, was wir machen werden.
Trend Nummer 2 ist es die großen Bands zusammen spielen zu lasen. The Big Four mit METALLICA, MEGADETH, SLAYER und ANTHRAX oder auch Masters of Death mit UNLEASHED, ENTOMBED, DISMEMBER und GRAVE. Habt ihr mal an die Big 4 aus Göteborg gedacht? IN FLAMES, AT THE GATES, DARK TRANQUILLITY und SOILWORK.
Ja, auf jeden Fall, das wäre schon nett. Gesprochen haben wir darüber schon mal. Allerdings haben wir ein ziemlich ähnliches Publikum und wenn SOILWORK in Europa touren stehen da dieselben Leute wie bei AT THE GATES. Da ist es doch besser, denen das volle Programm DARK TRANQUILLITY oder IN FLAMES zu bieten, als wenn jede Band nur 40 Minuten spielt. Es wäre ein netter Abend, allerdings für dasselbe Publikum.
Das war bei der Masters Of Death Tour doch ähnlich, wenn man nun aber die Musiker befragt, sagen sie alle, dass es die beste Tour aller Zeiten war. Man ist mit Freunden unterwegs und jeder, der etwas mit der Musik anfangen konnte, kam zu den Konzerten.
Wir haben wirklich schon ein paar Mal darüber geredet und es würde uns auch viel Spaß bereiten, denn es sind auch alles Freunde von uns und wir haben mit allen schon getourt oder gespielt. Es wäre aber trotzdem nicht richtig, denn jede einzelne Band könnte eine gute Headliner Tour machen. Spaß machen würde es uns, aber es wäre nicht praktisch und gerecht dem Publikum gegenüber.
Am Ende des Interviews darfst du dir ein Lied von einer anderen Band für die Radiosendung aus dem Bereichen Metal, Hardcore und Punk wünschen.
Dann hätte ich gerne „Gates of Babylon“ von RAINBOW.
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.
Björn: Genau. Auf dem Nova Rock Festival in Österreich und dem Hellfest in Frankreich spielen wir auch noch. Also so wie jeden Sommer. In Europa weiß halt jeder, wie man Festivals anständig organisiert: Es ist komfortabel für die Bands, viele Fans sind da und die haben vernünftige Toiletten und Bier. Ab Mitte Juli gehen wir dann aber in die USA für die Mayhem Festivals.
Rockstar Energy Drink Mayhem Festival.
Ja, das sind viele Worte und die Veranstalter wollten uns dazu bringen, das jedes mal komplett auszusprechen. Aber … das werde ich nicht.
Gibt es irgendwelche besonderen Festivals oder Auftritte, auf die du dich besonders freust? Ihr spielt ja zusammen mit JUDAS PRIEST und OZZY OSBOURNE auf dem Hellfest und bei Rock am Ring auf einem Festival mit mehr als 100.000 Besuchern.
Rock am Ring ist schon immer klasse, super organisiert und mit vielen Bands, die man selbst gerne sehen würde. Ich will z.B. unbedingt SEVENDUST sehen, die fehlen mir noch. Leider kann man nicht alle Bands sehen, da die Tage und Bands bei Rock am Ring und Rock im Park ja komplett rübergetauscht werden. Bei den Sonisphere Festivals spielen wir aber an einigen Orten mit IRON MAIDEN zusammen und der Sommer wird generell großartig. Wir spielen mit so vielen Bands, die ich gerne sehen will.
Also schaust du dir immer noch andere Bands an?
Natürlich, das ist doch das wichtigste daran, auf Festivals zu spielen. Das ist doch fantastisch immer so tolle Bands zu sehen.
Nicht viele Bands machen das noch, sie schlafen den ganzen Tag, gehen auf die Bühne und fahren danach wieder ab.
Hört sich langweilig an. Aber wenn man schon mal die Möglichkeit hat und vielleicht auch noch das Glück, denselben Backstage Bereich wie eine deiner Lieblingsbands zu haben, dann sollte man doch die Chance nutzen, mit denen ein Bier zu trinken, zu quatschen und sie sich dann auf der Bühne anzuschauen. Nur weil man selbst in einer Band ist, hört man doch nicht auf Musikfan zu sein. Das ist es nämlich, was wir alle sind. Es gibt so viele tolle Bands da draußen und mit so vielen Bands verbindet man was, sie haben dir in guten wie in schlechten Zeiten geholfen. Ich liebe es einfach.
Du weißt doch aber, dass sich das ändern wird. Wir lieben es einfach hier zu spielen. Momentan ist es noch eine Frage des Timings mit den Clubs, aber auslassen werden wir Deutschland sicher nicht. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass Deutschland eines unserer Hauptquartiere ist, aber es wird immer auf dem Tourplan sein. Es macht Spaß hier zu spielen, denn die Clubs sind immer gut organisiert und die Fans sind fantastisch.
Gibt es etwas, das du auf Tour vermisst, neben deiner Familie natürlich? Fünf Monate unterwegs zu sein klingt für mich nämlich sehr nach Stress.
Eigentlich nicht, denn wir machen das seit 15 Jahren und kennen jeden aus unserem Tourtross wie unsere Familien. Das hier ist so etwas wie eine zweite Familie. Man weiß mittlerweile wie man am besten den Tag verbringt und auch wenn wir gerade mitten im Nirgendwo sind, hatten wir einen wundervollen Tag. Wir saßen einfach in einem Biergarten in der Sonne und haben große Biere getrunken. Es muss auch nicht immer Bier sein, manchmal spielen wir Golf und gestern in Berlin waren wir im Aquarium. Aber natürlich vermisse ich auch jetzt schon was, wie meinen Grill, um ein schönes Barbecue zu machen. Aber da kann man einfach einen kleinen kaufen und ihn mit auf Tour nehmen.
Du hast es angesprochen, du bist jetzt 15 Jahre in der Band und schon eine lange Zeit mit denselben Leuten zusammen. Euch ist aber noch nicht langweilig, warum?
Weil wir uns kennen und weil wir alle das Touren mögen. Das ist auch der Hauptgrund, warum Jesper ausgestiegen ist. Er konnte in seinem Zustand einfach nicht mehr touren [Jesper ist Alkoholiker, bjg] und da das Touren unsere Hauptaktivität ist, konnte er auch nicht mehr in der Band sein.
Aber das Touren wird nicht langweilig, wir sind jetzt zum ersten Mal hier und auch wenn wir schon mal in Leipzig waren, waren wir noch nie in diesem Club und es ist eine neue Erfahrung. Draußen ist schönes Wetter, wir lernen neue Leute kennen, was soll daran langweilig sein?
Der Name Jesper ist schon gefallen und er wurde in der Vergangenheit ja auch schon durch Niclas ersetzt. Dieses ist jetzt aber die erste Tour, wo er offiziell nicht mehr dabei ist. Wie fühlt sich das für dich an?
Niclas ist ja jetzt schon seit zwei Jahren dabei und eigenartig fühlte es sich eigentlich nur an, als ich mit dem Schreiben der neuen Songs begonnen hab. Sonst haben wir das immer zu zweit gemacht: Er hatte ein Riff, ich hatte ein Riff und schon hatten wir einen Song zusammen. Nun musste ich halt die Entscheidung treffen, alles alleine zu schreiben und den Song dann mit den anderen zu arrangieren. Da habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht, dass es ein großer Unterschied ohne ihn ist.
Daran gedacht, ihn in der Band zu lassen und nur für die Touren jemanden zu engagieren, habt ihr nicht, oder?
Nein, denn wie ich schon erwähnt habe, ist das Touren zu 95% unsere Hauptbeschäftigung. Man schreibt heutzutage ja die Alben fast nur noch, um auf Tour gehen zu können.
Hast du denn noch Kontakt zu ihm?
Ja natürlich. Wir telefonieren, zwar nicht jeden Tag, aber doch regelmäßig, und er wird immer einer meiner besten Freunde sein und bleiben.
Niclas' Name ist auch schon gefallen. Was ist denn seine Rolle in der Band, ist er „der Neue“ oder mittlerweile ein festes Bandmitglied?
Er ist ein festes Bandmitglied und war nur nicht am Songwriting beteiligt, weil die Entscheidung schon vorher gefallen war, dass ich es dieses Mal alleine übernehme. Ich hatte ein Gespräch mit Jesper und daraufhin war es eigentlich klar wie es ablaufen würde. Es hat zwar lange gedauert, war aber auch durch die Hilfe der anderen in der Band eine gute Zeit, und die Songs sind gut geworden und es macht Spaß sie live zu spielen.
Niclas liebt es einfach Gitarre zu spielen und dadurch hat er mich dazu gebracht besser zu werden. Egal wann ich meine Gitarre zur Hand nehme, ist er schon da und wir können zusammen jammen. Bei Jesper war das anders, er war niemals der Gitarrenspieler, er ist ein Songwriter. Wenn ich also mal Gitarre spielen wollte, haben alle mich ermahnt ruhig zu sein, weil sie z.B. lesen wollten. Nun sind wir zu zweit und können den ganzen Tag spielen.
Kommen wir mal zum neuen Album „Sounds Of A Playground Fading“. Wieso habt ihr euch eigentlich dazu entschlossen, dass du die Musik alleine schreibst. Ich bin kein Musiker und deshalb habe ich wahrscheinlich immer das Ideal einer Band vor Augen, die zusammen probt und die Songs zusammen schreibt.
So waren wir aber nie, wir haben nie die Songs zusammen geschrieben. Zu den Zeiten als ich am Schlagzeug saß, haben wir die Riffs ausprobiert und die Songstücke zusammengesetzt und das hat sich über die Jahre nicht großartig geändert. Das war auch zu „The Jester Race“ und „Whoracle“ so und hat sich im Wesentlichen nicht geändert. Allerdings proben wir heutzutage nicht mehr so häufig. Wenn ich also das Hauptriff und die Melodien fertig habe, setzen wir uns zusammen, reden über das Arrangement des Songs und nehmen ihn als Demo auf. Da spielen wir ihn auch das erste Mal alle zusammen.
Musik schwirrt mir immer durch den Kopf. Manchmal Melodien und manchmal Riffs und wenn diese nach einem Tag noch immer da sind, weiß ich, dass sie gut und wichtig sind und in einem Song festgehalten werden müssen. Meistens sitze ich nur mit meiner Gitarre da und probiere verschiedene Sachen aus und ab und zu entsteht daraus ein Song oder eine Idee für einen Song.
Was hat sich denn aus deiner Sicht von der letzten zur aktuellen CD geändert?
Das ist schwer zu beschreiben wenn man so mitten drin steckt, aber es gab ein paar Veränderungen. „A Sense Of Purpose“ haben wir nach den Aufnahmen noch in den USA mastern lassen und dieses Mal hat das der Typ übernommen, der auch alles aufgenommen hat. Er wusste genau, warum er was wie aufgenommen hat und dann konnte er es auch mastern. Beim Album davor hatten wir auch schon darüber geredet, dass Produzent Roberto Laghi es machen sollte. Er ist einfach unglaublich und weiß genau, wie was zu klingen hat. Wir hatten uns allerdings schon für den amerikanischen Produzenten entschieden. Dieses Mal haben wir ihn machen lassen und das hat den Sound etwas verändert. Vom Prinzip her hat sich aber nichts großartig geändert.
Ich hatte zwar noch nicht die Chance, mir die Texte durchzulesen, aber die beiden Songs „The Attic“ und „Jester's Door“ kreieren für mich auf dem Album eine etwas dunklere Atmosphäre.
Auf jeden Fall, und ich finde es interessant, dass du beide Songs erwähnst, denn sie stehen nicht ohne Grund auf dem Album. In unserer Musik findest du viel positive Energie, um sie jetzt nicht unbedingt als fröhlich zu beschreiben. Es muss aber auch eine gewisse Balance vorhanden sein, wir sind nämlich weder eine „Happy-Go-Lucky" noch eine düstere Band. Diese Balance ist für mich immer sehr wichtig, nicht nur auf einem Album, auch bei den Konzerten sollten die Songs nach Stimmung und Dynamik ausbalanciert sein. Aus genau diesem Grund stehen die beiden Songs auf dem Album.
„Jester's Door“ waren eigentlich nur ein paar Textzeilen, die Anders unbedingt auf dem Album haben wollte und die eigentlich als Bonus so 30 Minuten nach dem letzten Song geplant waren. Irgendwie hat sich daraus genau wie bei „The Attic“ ein richtiger Song entwickelt.
Möchtest du noch etwas zu den Songs sagen oder es einfach den Fans überlassen, sich eine eigene Meinung dazu zu bilden?
Klar, es kommt immer auf die Betrachtungsweise der Fans an. Ich werde bestimmt niemandem erzählen, dass er es gut finden soll, wir sind jedenfalls sehr zufrieden damit. Und das ist auch der Grund, warum ich Musik mache: Um glücklich zu sein. Wenn ich meine Musik aufnehmen kann, das auch noch mit so tollen Musikern und niemand redet mir rein, dann bin ich sehr glücklich.
Und das ist auch genau der Grund, warum wir gewechselt sind. Nuclear Blast haben uns immer sehr unterstützt und uns mit vollen Kräften begleitet. Die Zeiten haben sich aber geändert, kaum jemand kauft mehr CDs und man sollte sich darauf einstellen und in alle Richtungen denken. Unser Vertrag mit ihnen lief aus und wir haben uns einfach mal umgesehen. Century Media trat dann mit ein paar Ideen an uns heran und die hörten sich ganz vernünftig an. Labels sollten heutzutage einfach flexibel sein.
Wie sehen denn deine Erwartungen an das neue Label aus? Was wollt ihr vom Label?
Wir wollen, dass sie etwas abseits der eingetretenen Wege des CD-Verkaufens gehen. So funktioniert es nämlich nicht mehr und man muss sich was neues einfallen lassen. Century Media kamen mit ein paar Ideen an, die uns sehr gefallen haben. Das Label ist sehr flexibel. Flexibel ist das beste Worte um das zu beschreiben. Wir wollten, dass sich etwas ändert, und das passiert jetzt hoffentlich auch. Es ist schwierig momentan. Die Leute denken anders als noch vor zehn Jahren und man wettstreitet mit kostenlosen Medien. Es müssen also neue Wege gefunden werden, Leute für etwas zu interessieren.
Kommen wir mal zu ein paar Fragen der Hörer bzw. Leser: Es gibt heutzutage zwei Trends im Metal: 1. Der Retrotrend. Eine altes Album auf einem Konzert am Stück zu spielen wie es z.B. METALLICA gemacht haben und DESTRUCTION und EXODUS tun werden.
MAIDEN haben es auch gemacht.
Was ist mit euch?
Nein.
Nein?
Nein, wir verleugnen unsere Vergangenheit ja nicht und versuchen auch immer einige ältere Lieder im Programm zu haben, aber ein komplettes altes Album zu spielen ist nicht interessant. Das wäre kein Grund für uns zu touren. Wir entwickeln unsere Musik immer weiter und fügen ihr neue Elemente zu, um sie v.a. für uns selbst interessant zu halten. Ein Album wie „Whoracle“ komplett zu spielen wäre nicht interessant, es ist ein tolles, ja ein großartiges Album, aber wir haben noch andere Sachen. Das ist also nichts, was wir machen werden.
Trend Nummer 2 ist es die großen Bands zusammen spielen zu lasen. The Big Four mit METALLICA, MEGADETH, SLAYER und ANTHRAX oder auch Masters of Death mit UNLEASHED, ENTOMBED, DISMEMBER und GRAVE. Habt ihr mal an die Big 4 aus Göteborg gedacht? IN FLAMES, AT THE GATES, DARK TRANQUILLITY und SOILWORK.
Ja, auf jeden Fall, das wäre schon nett. Gesprochen haben wir darüber schon mal. Allerdings haben wir ein ziemlich ähnliches Publikum und wenn SOILWORK in Europa touren stehen da dieselben Leute wie bei AT THE GATES. Da ist es doch besser, denen das volle Programm DARK TRANQUILLITY oder IN FLAMES zu bieten, als wenn jede Band nur 40 Minuten spielt. Es wäre ein netter Abend, allerdings für dasselbe Publikum.
Das war bei der Masters Of Death Tour doch ähnlich, wenn man nun aber die Musiker befragt, sagen sie alle, dass es die beste Tour aller Zeiten war. Man ist mit Freunden unterwegs und jeder, der etwas mit der Musik anfangen konnte, kam zu den Konzerten.
Wir haben wirklich schon ein paar Mal darüber geredet und es würde uns auch viel Spaß bereiten, denn es sind auch alles Freunde von uns und wir haben mit allen schon getourt oder gespielt. Es wäre aber trotzdem nicht richtig, denn jede einzelne Band könnte eine gute Headliner Tour machen. Spaß machen würde es uns, aber es wäre nicht praktisch und gerecht dem Publikum gegenüber.
Am Ende des Interviews darfst du dir ein Lied von einer anderen Band für die Radiosendung aus dem Bereichen Metal, Hardcore und Punk wünschen.
Dann hätte ich gerne „Gates of Babylon“ von RAINBOW.