Manchmal entstehen im Suff doch gute Ideen


Interview mit Heidevolk
Folk Pagan Metal aus Holland - Arnheim
HEIDEVOLK haben vor kurzem ihr drittes Album veröffentlicht und sind auch mit diesem Werk keinen Grad vom Erfolgskurs abgewichen. Grund genug, Joris (Gesang) ein paar Fragen per E-Mail zu stellen.

Eure Texte behandeln hauptsächlich Mythen und Sagen aus eurem Heimatland. Wie kommt ihr an euer Hintergrundwissen? Gibt es eine spezielle Person, die sich mit Geschichtsforschung befasst?

Wir sind mit Sicherheit alle an diesem Thema interessiert, vor allem am Mittelalter und seinen Geschichten. Reamon, einer unserer Gitarristen, ist Geschichtsstudent und Lehrer. Und sowohl Sebas als auch ich haben eine ziemlich ausgeprägte Sammlung an Büchern, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Wenn man in unserer Gegend mit so vielen Geschichten lebt, ist es eigentlich schwer, sich nicht davon beeinflussen zu lassen. Ich denke auch, dass jeder hier wenigstens ein klein wenig von seiner Region weiß. Wir haben unser Interesse eben nur weiter ausgebaut und beschlossen, es zu vertonen.

Wie sieht es mit den Auftritten aus? Wann können wir euch in Deutschland sehen?

Momentan sieht es sehr gut aus. Wir hatten soeben unsere CD Release Party im ausverkauften Luxor in Arnhem, und das ist der Grundstein für unseren neuen Feldzug! Wir steuern auf jeden Fall bald Richtung Osten und haben in Deutschland Auftritte auf dem Metalfest und Heidenfest. Deutschland ist mit seinen aktiven und engagierten Fans ein super Land zum spielen. Ganz zu Schweigen von den alten Thüringischen Göttern, die für unseren Start sehr inspirierend waren.

Wenn ihr die Wahl hättet, eine Band für eure nächste Tournee auszusuchen, welche Band wäre das und wieso?

Wenn es nach mir ginge, würde ich mich mit am liebsten mit einigen älteren Bands wie SKYFORGER oder PRIMORDIAL auf den Weg machen. Ich hab die Nase voll von diesem ganzen Plastik-Hollywood-Viking-Karneval-Zeug das uns heutzutage nervt. Ich habe nichts gegen ein nettes Gespräch oder ein paar Drinks, aber diese geistig minderbemittelte Einstellung geht etwas zu weit. Trotzdem gibt es noch weitere sehr gute und ehrbare Band mit denen ich gerne touren würde, wie z.B. MENHIR, ODROERIR, GERNOTSHAGEN, KAMPFAR oder eine aufstrebende Band wie MONDVOLLAND. Übrigens: Falls irgendjemand von ALLEGIANCE dies zufällig liest: Bitte kommt wieder zusammen und tourt mit uns!

Wie ist das überhaupt möglich mit acht Mitgliedern beim Songwriting auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen? Wie läuft das bei euch ab?

Das ist ein Albtraum! Ich kenne Bands, wo einer den Diktator raushängen lässt und der Rest damit klarkommt. Naja, bei uns gibt es nur Diktatoren, und keiner will sich etwas sagen lassen. Deshalb dauert das Songwriting eine halbe Ewigkeit. Das Resultat ist dann kein Kompromiss sondern eher ein Song, den jeder auf höheres Niveau setzen konnte. Für „Uit Oude Grond“ haben wir erstmals einen anderen Ansatz genommen und haben uns ins Teams aufgeteilt. Somit schafften wir ein schnelleres Songwriting, viel individuellere Einflüsse und jeder konnte seine eigenen Noten in die Musik setzen.

Napalm Records ist ein sehr angesehenes Label. Kannst du kurz die Geschichte von eurer ersten Probe bis zum Unterschreiben des Vertrages im Schnelldurchlauf erzählen?

Zuerst haben wir uns nur in Bars oder Konzerten getroffen. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass wir alle darüber nachdachten eine Band zu gründen, obwohl sich die meisten von uns noch gar nicht kannten. Natürlich gibt es solche Gespräche immer, wenn man ausgeht und ein paar Bierchen zwitschert....und nie passiert etwas. Aber diesmal war es anders. Bevor wir uns versahen, waren wir im Proberaum und schrieben an Songs. Sobald wir genug für einen Auftritt hatten, gingen wir auf die Bühne und realisierten, dass dort die Musik beinahe lebendig wurde. Wir waren wie gefesselt! Unser großer Durchbruch kam dann, als Ask und PJ von KAMPFAR uns live im Ermelo sahen und uns die Chance gaben, mit ihnen in 2006 durch Europa zu touren. Obwohl die Umstände schwierig waren, ging ein Traum in Erfüllung. Der nächste Traum wurde Wirklichkeit, als KAMPFARs Label Napalm Records damit einverstanden waren, „Wallhalla Wacht“ zu veröffentlichen.

Eure cleanen Gesänge sind durchaus charakteristisch für HEIDEVOLK. Könntet ihr euch vorstellen auch mal einen Song zu growlen? Gibt es bei HEIDEOLK überhaupt jemanden der so was gut kann?

Mark hat einen ziemlich geilen Growl, und auf der Bühne benutzt er das auch mal ab und zu. Ich denke kaum, dass wir jemals einen kompletten Song growlen, grunzen oder schreien werden. Der cleane Gesang ist einfach ein fest eingebauter Teil unseres Sounds. Außerdem gibt es genug von diesen Bands, hehehehe!

Wie sieht es mit englischsprachigen Texten aus?

Ich habe nichts gegen die englische Sprache, aber unsere eigene Sprache passt am besten zum Konzept. Genau wie der cleane Gesang ist die niederländische Sprache ein fester Bestandteil unserer Identität. Deswegen singen wir nicht auf englisch. Außerdem gibt es genug von diesen.....Verdammt, ich fange an, mich zu wiederholen! Zeit für etwas Vitamin B1!

Was ist für die Zukunft geplant, was sind die nächsten Schritte für HEIDEVOLK?

Wir nehmen uns immer nur ein Album auf einmal vor. Langzeitplanung scheint für uns unmöglich zu sein. Momentan bleiben wir einfach dabei, möglichst viele Auftritte hinzulegen und den Frühling und Sommer zu genießen. Aber sobald die Sonne wieder in Richtung Süden wandert, werden wir uns für ein neues Album ins Studio aufmachen.

Falls du noch irgendwas zu sagen hast: Die letzten Zeilen gehören dir!

Danke für das Interview Matthias! Und Respekt an die treuen Leser, die es bis hierher geschafft haben! Danke, dass ihr uns treu bleibt und ich hoffe, dass wir die Ehre haben, euch bald mal vor unserer Bühne zu sehen!
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