Black Sabbath & Soulfly

Black Sabbath & Soulfly

Black SabbathSoulfly
Dortmund, Westfalenhalle
09.06.2005
Jawoll ! Endlich mal ein Konzert, bei dem ich den Altersschnitt krass nach unten reiße. BLACK SABBATH haben zu einem ihrer raren Europagigs geladen, und die komplette Ü40 Fraktion ist angetreten : Fleischmützen, Bierpocken und vom Alter gezeichnete Gesichter wohin man schaut. Klar, das Debüt der Engländer erschien 1970, da darf man sich natürlich nicht wundern. Circa acht- bis neuntausend Altfans haben sich zur Westfalenhalle in Dortmund aufgemacht, um ihren Helden zu huldigen – der befürchtete MTV-Kiddie-Auflauf im Zuge der unsäglichen „Osbournes“ Serie bleibt zum Glück aber aus.

Nachdem es sich der Großteil des Publikums bequem gemacht hat, betreten SOULFLY die Bühne und decken die Halle sofort mit ihrem derben Tribal Metal ein, was bei den meisten Anwesenden allerdings auf wenig Gegenliebe stößt. Dabei machen Max Cavalera und seine Sidekicks eigentlich richtig gut Theater und haben neben Krachern wie „Back To The Primitive“ auch den alten Sepultura Classic „Roots Bloody Roots“ im Gepäck. Die Meute im Innenraum und auf den Tribünen kommt mit dem gnadenlosen Geballer aber überhaupt nicht klar, so daß es nach dem Ende dem Gigs, der etwas mehr als ne halbe Stunde dauert, reichlich Pfiffe und Kommentare wie „der größte Scheiß den ich je gehört hab“ hagelt. Leute, geht meinetwegen in Rente oder zu André Rieu, aber nicht auf ein Metalkonzert. Denn ich kann nur sagen : obwohl ich SOULFLY eigentlich schon immer uninteressant fand, war’s ein guter Auftritt mit ordentlich Pfeffer im Arsch. Zeit für ne Sepultura Reunion.

Anschließend ist aller Zorn verraucht, denn BLACK SABBATH, die Erfinder des Metals (jaja, darüber kann man streiten …), entern nach einem kurzen Intro die Stage und legen direkt mit „NIB“ los. Heidewitzka, wer hätte gedacht daß alte Leute so gut abgehen können – das gilt übrigens sowohl für die Band als auch für das Publikum. Nach dem überraschenden „After Forever“ ist spätestens beim anschließendem „War Pigs“ zum ersten Mal kollektives Mitgrölen angesagt. Wahnsinn, wie sehr diese vier Typen die Meute im Griff haben.
Dabei ist die Performance der Band nicht über alle Zweifel erhaben : Bill Ward kann ehrlich gesagt nicht viel, Geezer Butler spielt reichlich unauffällig und Tony Iommi (wie immer supercool mit Ledermantel und Sonnenbrille) wird wohl nie mehr lernen, ein vernünftiges Solo zu zocken. Egal, dafür sind seine schleppenden Doom Riffs allesamt Weltklasse. Ozzy selbst ist heute erstaunlich gut bei Stimme und zieht sein komplettes Repertoire durch : am Mikroständer festhalten, Wasser ins Publikum kippen, Arsch zeigen, bangen und Grimassen schneiden. Naja, so will man’s ja auch sehen, wobei sein drolliges Gehopse doch eher lustig als evil wirkt.
Musikalisch gibt’s heute Abend die volle 70er Breitseite, kein Song hat hier weniger als 27 Jahre auf dem Buckel. BLACK SABBATH Vollnerds mögen darüber meckern, aber man kann halt nicht alles haben. Außerdem kann sich Ozzy bestimmt eh nix neues mehr merken.
Nach „Dirty Women“ und „Fairies Wear Boots“ folgt ein kleines Medley, bestehend aus dem Anfang von „Symptom Of The Universe“, dem ersten Teil von „Sweet Leaf“ sowie „Electric Funeral“. Sehr, sehr geil. Die Lightshow ist Bombe, der Sound auch. Mittlerweile kann man sogar der Meinung sein, daß diese Show wirklich die lächerlichen 50 Euro wert ist. Und ja, das ist sie, denn nun folgt das göttliche „Iron Man“. Hurra ! Die Halle steht komplett Kopf ! „Into The Void“ kracht gut rein, und beim epischen „Black Sabbath“ macht sich ne ganz dicke Gänsehaut breit. Der Song zündet auch nach 35 Jahren immer noch wie am ersten Tag.
Nach „The Wizard“ (Ozzy live an der Mundharmonika !) leitet das Basis-Riff von „Sabbath Bloody Sabbath“ das unsterbliche „Paranoid“ ein, bei dem wirklich auch der letzte Griesgram die Matte (wenn vorhanden) schüttelt.
Dann ist kurz Schluß, bevor eine killende Version von „Children Of The Grave“ einen würdigen Schlußpunkt unter 90 Minuten Metalgeschichte setzt. Endlich kann ich auch bei BLACK SABBATH einen Haken in meiner „must see“ Liste machen. War schon sehr geil, wenn auch der Eintrittspreis wie immer bei Konzerten dieser Größenordnung schwer im Magen liegt. Aber man hat ja nicht jeden Tag die Möglichkeit, lebende Legenden live zu sehen. Außerdem kann bei dieser Band jedes Konzert das letzte sein …

Setlist BLACK SABBATH :

NIB
After Forever
War Pigs
Dirty Women
Fairies Wear Boots
Medley : Symptom Of The Universe / Sweet Leaf / Electric Funeral
Iron Man
Into The Void
Black Sabbath
The Wizard
Paranoid
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Children Of The Grave
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