Soulfly - Savages

Soulfly - Savages
Thrash Metal
erschienen am 04.10.2013 bei Nuclear Blast
dauert 58:11 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Bloodshed
2. Cannibal Holocaust
3. Fallen
4. Ayatollah Of Rock'n'Rolla
5. Master Of Savagery
6. Spiral
7. This Is Violence
8. K.C.S.
9. El Comegente
10. Soulfliktion

Die Bloodchamber meint:

Während die Kommunikationsexperten aus dem Hause Cavalera über die Zukunft der gemeinsamen CAVALERA CONSPIRACY igorseits von „den WHITE STRIPES des Metal“ und maxseits vom „Reign In Blood des 21. Jahrhunderts“ (Rock Hard #318) träumen, hat Max mit seiner Hauptband SOULFLY mal wieder ein neues Album eingeholzt. Mittelviel hat sich getan in 19 Monaten seit „Enslaved“: Nach nur einem Jahr hat Drummer David Kinkade 2012 den Stamm bereits wieder verlassen und wurde von Max & Glorias ältestem Sohn Zyon ersetzt, dessen pränataler Herzschlag einst „Chaos A.D.“ einleitete. Seinen Job verrichtet Zyon auf „Savages“ übrigens durchaus solide, mit der Explosivität des neuen SEPULTURA Drummers Eloy Casagrande kann er sich aber (noch) nicht messen. Außerdem hat der SOULFLY Tribe mit „Enslaved“ unglaublicherweise doch noch ausreichend Metal in seinem Sound etabliert, um nach jahrelangen Userdiskussionenen in die Metal-Archives aufgenommen zu werden – nur um gleich in den erwarteten kleinen Hagelsturm fast schon als persönlich beleidigt und beleidigend einzustufender Reviews zu geraten. Letzteres wird Max zwar herzlich egal sein, aber diese kleine Geschichte ist ein kleines Indiz dafür, wie merkwürdig das Verhältnis von Teilen der Szene zu Max, SOULFLY und auch den Cavalera-losen SEPULTURA ist. Aber so ist das eben, wenn Musiker sich nicht so benehmen, wie Musikhörer das besserwissen…

Kommen wir überraschenderweise doch noch zum Album, auf dem wie beim Vorgänger „Enslaved“ der obligatorische Bandname-Albumzahl-Song („Soulfly IX“) in die Bonustracks verschoben wurde. Anders als 2012 ist es aber kein Zeichen mehr für ein alles zerstörendes Album, denn „Savages“ gönnt sich wieder ein wenig mehr Freiheiten, was die Variation der Geschwindigkeit und Intensität angeht. Gefühlt bewegt sich „Master Of Savagery“ trotz etwas Text nah am Instrumental, die „Spiral“ dreht sich gen Ende entsprechend, der Wahnsinn von Gastsänger Mitch Harris (NAPALM DEATH) ist in „K.C.S.“ greifbar und das quietschende und knarrende „Ayatollah Of Rock’n’Rolla“ ist trotz grenzdebilem Namen eines der lebendigsten und auch dank der perfekt aus dem Düstersound strahlenden Gastvocals von Neil Fallon (CLUTCH) eines der besten SOULFLY Lieder der letzten zehn Jahre. Die Rückkehr dieses klanglichen Lebens in die zuletzt immer mehr zur brachialen Abrissmaschine verkommene Band tut dem Album spürbar gut, obwohl die ursprünglich stilbildenden Tribalelemente wieder keine sonderlich erwähnenswerte Rolle spielen und man sich von Rückkehrwünschen wohl (vorerst) verabschieden darf.

Zum großen Befreiungsschlag reicht es aber aus einem anderen Grund (noch) nicht: Der drückende Midtempo-Groove hat die knappe Stunde Spielzeit der regulären Edition so fest im Griff, dass die fast immer an den Liedenden stattfindenden Spielereien, wie auch die Flamenco-Gitarre in „El Comegente, und die ganze andere Abwechslung deutlich über ein gesundes Maß hinaus dominiert werden. Außerdem ist es nicht gerade hilfreich, dass der Liedaufbau und die Struktur des Groove in mehreren Fällen so nah miteinander verwandt scheinen, dass man über eine Liebesbeziehung zumindest die Nase rümpfen würde.

„Savages“ ist die Rückkehr zu einer gesünderen, weil originelleren Linie, neben dem irren „Cannibal Holocaust“ (übrigens ein Klassiker, um nach einem Filmdate nie mehr ein Wort von der vermeintlichen Partnerin in spe zu hören…) und „Ayatollah Of Rock’n’Rolla“ prognostiziere ich allen anderen Liedern aber spätestens mittelfristig einen schweren Stand im Liveset. Für eine bei Konzerten auf Bewegung setzende Band, die an Liveklassikern nicht arm ist, ist das eine in Ordnung gehende Ausbeute, mehr aber auch nicht.
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