Soulfly - Enslaved

Soulfly - Enslaved
Thrash Metal
erschienen am 09.03.2012 bei Roadrunner Records
dauert 53:35 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Resistance
2. World Scum
3. Intervention
4. Gladiator
5. Legions
6. American Steel
7. Redemption Of Man By God
8. Treachery
9. Plata O Plomo
10. Chains
11. Revengeance

Die Bloodchamber meint:

Der indirekte Vorlauf zu „Enslaved“ war so lange wie bisher wohl bei keinem anderen Album unter der Federführung von Max Cavalera, denn mit der Idee eines Themenalbums über Sklaverei trägt er sich bereits seit seinen letzten SEPULTURA Tagen mit „Roots“ und hatte es ursprünglich auch für seine ehemalige Band geplant. Da diese Zeiten lange vorbei sind (und wohl auch nicht wiederkehren werden), wird bei SOULFLY und für Max mit dem Konzept „übergeordnetes Konzept“ ein neues Kapitel aufgeschlagen, bei dem zusätzlich (wieder einmal) die Rhythmusgruppe ausgetauscht wurde: Tony Campos (u.a. Ex-STATIC-X, PRONG, MINISTRY) bedient jetzt die vier bis fünf dicken Saiten und David Kinkade (u.a. Ex-BORKNAGAR) befeuert die Schießbude. Aber so lange Marc Rizzo, immerhin seit „Prophecy“ an Bord, eine der Gitarren hat, kann eigentlich nicht viel schief gehen und geht auch auf „Enslaved“ nicht.

Die Weiterentwicklung der auf „Dark Ages“ begonnenen Rückbesinnung wird fortgesetzt, was bedeutet, dass Sucher nach Tribalelementen sich vorerst auf Ungarn konzentrieren müssen (EKTOMORF & CADAVERES), denn bei SOULFLY regiert die harte Hand. Allerdings tut sie das trotz Gastbeiträgen von CATTLE DECAPITATION Bölker Travis Ryan in der ersten Vorabsingle „World Scum“ und DEVILDRIVER Tattoomodel Dez Fafara in „Redemption Of Man By God“ weniger tempolastig und stadtzerschmetternd als man bei den Vorzeichen und einer prinzipiell so energiegeladenen Band erwarten könnte. Lieber wird eine beruhigende Melodie eingewoben wie im brachial startenden „Treachery“ und noch viel lieber wird der gute alte SOULFLY Groove-Drive angeworfen, der größtenteils mit der üblichen Dynamik unterhält, aber das Interesse nicht dauerhaft hochhalten kann. Trotz speziell des bestens unterhaltenden Drummings fehlt „Enslaved“, sowohl auf die gut 53 Minuten der regulären Version als auch auf multiple Durchläufe bezogen, die Anziehungskraft und die Begeisterungsfähigkeit, die frühere SOULFLY Werke oder (remember Rückbesinnung) meinetwegen auch „Arise“ und „Chaos A.D.“ hatten und immer noch haben.

Der Verzicht auf das ganze Tribalbrimborium hatte seine Zeit und seine Berechtigung, mittlerweile entwickelt er sich in meinen Augen aber zu einem langsamen kreativen Ausbluten der Band, was vom nachlassenden Händchen für zündende Refrains nicht verbessert wird. Ein bisschen Akustikgitarre in „Plata Y Plomo“ oder eine Bridge in „Legions" sind nur Pflaster, das Verschieben von „Soulfly VIII“ in die Bonustracks wirkt seltsam und der ganze Nachwuchs-Cavaleraclan in „Revengeance“-Aktion (Zyon am Schlagzeug, Igor an Gitarre und Gesang, Richie am Gesang) ist wenig mehr als ein Gimmick – und das war jetzt wirklich das Ende des Namedroppings in diesem Text.

Bei einer Band oder einem Musiker mit weniger Geschichte hätte das Album vermutlich mehr Aufsehen erregt, aber man kann sieben sehr gute bis großartige Werke allein von SOULFLY nicht über Bord werfen, und da gibt es Alben, auf denen maximal drei Lieder von „Enslaved“ problemlos bestehen würden, auch wenn Fans locker einen halben Punkt zur Wertung addieren dürfen.
So ist die spannendste Frage fast schon, ob die Truenesspolizei von Metal-Archives endlich über ihren Schatten springen wird und den SOULFLY-Tribe doch noch aufnimmt. Zeit ist es allemal.
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