Queensryche & Fatal Smile

Queensryche & Fatal Smile

Fatal SmileQueensryche
Saarbrücken, Garage
18.06.2009
Nach über 20 Jahren wird es endlich Wirklichkeit: QUEENSRYCHE beehren das Saarland innerhalb dieser Zeit das zweite Mal. Damals, 1988, hab ich als erstes Konzert lieber die HELLOWEEN-Show eine Woche vorher bevorzugt, was mich aufgrund des jungen Alters und strenger Erziehung daran hinderte, die Seattle-Metaller im Vorprogramm von METALLICA in der Saarbrücker Saarlandhalle zu bestaunen. „Keeper 2“-Tour oder „…And Justice For All“/“Operation Mindcrime“-Gastspiel…die Wahl fiel schwer. Wie schön, dass es nun aber doch geklappt hat! Bevor es aber soweit ist, gibt es noch eine Vorband aus Schweden, die ich aufgrund meiner Rauchsucht links liegen lasse und daher die Arbeit erst mal in weibliche Hände gebe…

Das Konzert wird von den Schweden FATAL SMILE eröffnet, die eine dreiviertel Stunde Zeit haben, das Publikum anzuheizen. An Schminke wurde nicht gespart, die Musik dagegen wirkt eher durchschnittlich. Die Animationsversuche des Bassers bleiben erfolglos – das Publikum hat einfach keine Lust. Erst zum fünften Track, „S.O.B.“, einem Track des aktuellen Albums „World Domination“ und meiner Meinung nach der beste Song des Abends, taut das Publikum etwa auf. Vielleicht liegt es daran, dass der Song sich an FAITH NO MOREs „Epic“ ein Stück anlehnt. Erst gegen Ende ihrer Show können FATAL SMILE das Publikum größtenteils überzeugen. (Alexandra Tausch)

Schon im Vorfeld war klar, daß QUEENSRYCHE sich auf dieser Tour auf die Alben „Rage For Order“/“American Soldier“/“Empire“ konzentrieren werden, was die Vorfreude natürlich angesichts der beiden Klassiker ins Unermessliche steigerte. Aber statt alles miteinander zu vermischen, wird das Set in 3 Akte aufgeteilt, was zuerst vielleicht etwas seltsam erscheinen mag, aber dennoch prächtig funktionieren sollte.

Als das Licht ausgeht und die Band unter den Klängen des Intros die Bühne besteigt, steigt die Spannung: Schaffen es die Meister aus Seattle noch, zu überzeugen? Als Beweis steigt man mit „Neue Regel“ in den Set ein und präsentiert einen sofort gut aufgelegten und stimmlich gottähnlichen Geoff Tate, der an diesem Abend den Weg eines „normalen“ Metal-Frontmanns verlässt und mit seinen Gesten, seiner Performance und der Kleidung (Armyhose, Sakko und Krawatte) an die metallische Variante eines Frank Sinatra erinnert. Wie ein Entertainer performt er unter lautem Jubel weitere Gottheiten wie „Dream In Infrared“, „Walk In The Shadows“ und „London“, lässt dabei aber seinen alten Kumpels an den Instrumenten genug Freiheit, damit auch diese sich voll und ganz entfalten können.

Nach soviel Nostalgie ist es nun an der Zeit, das neue Album „American Soldier“ in den Fokus zu stellen. Zwischen dem „Opener“ „Sliver“ und dem folgenden „Killer“ nimmt sich Geoff Zeit, über die Entstehungsgeschichte das Thema des Albums zu referieren. Unglaublich aber wahr: während „normale“ Frontmänner nach einem Satz nur noch langweilen, könnte man Herrn Tate stundenlang zuhören. Der Mann ist nicht nur mit einer unglaublichen Singstimme ausgestattet, nein, auch die normale Erzählstimme erinnert einen an solche Erzähler und Schauspieler wie Doug Bradley (remember: Pinhead aus den „Hellraiser“-Filmen), also an Leute, die sogar einem erwachsenen Mann gerne die eine oder andere Gute-Nacht-Geschichte erzählen dürften! So also hängt die Mehrheit des Publikums noch an des Sängers Lippen (natürlich nur sinnbildlich), als der dritte „American Soldier“-Song „30000 Feet“ schon durch die PA gepustet wird. Es macht sich bemerkbar, dass das neue Material zumindest live sehr gut mit den alten Klassikern harmonieren kann und begeistert ebenso wie das hervorragende Gesangsduett mit dem Keyboarder während „Dead Mens World“.

Es gibt wohl einige im Publikum, die mit dem neuen Material weniger anzufangen wissen als mit den Klassikern. Aber auch diese dürften nicht verleugnen, dass QUEENSRYCHE spiel- und showtechnisch während der neuen Songs alle Register ziehen: dies wären zum einen die Tatsache, dass Geoff Tate nicht nur als Sänger begeistert, sondern auch mit einer Klarinette eine gute Figur macht, die großartigen Erzählungen zu den einzelnen Songs und auch das technische Verständnis der Musiker, allen voran Drummer Scott Rockenfield, der immer wieder mit progressiver Schlagzeugarbeit beeindruckt.

Beim dritten Akt kommen nun aber auch die Verweigerer des „American Soldier“-Werks wieder auf ihre Kosten. Man darf annehmen, dass „Empire“ das wohl beliebteste Werk (nach „Operation Mindcrime“ natürlich) der Amerikaner darstellt, denn schon beim Intro bricht auf einmal ohrenbetäubender Jubel aus, der während des Killer-Openers „The Best I Can“ kaum abflacht. Ein wenig Nostalgie beschleicht mich dann, als Tate danach davon spricht, dass „Empire“ zur Zeit des Erscheinens ein absoluter Klassiker zum Autofahren war. Tatsächlich war es auch beim Verfasser dieser Zeilen so, dass er damals mit einigen Freunden nach der Schule öfter mal eine Autofahrt ins Blaue unternommen hatte. Und JEDESMAL lief dieses gottverdammte Album im Tapedeck des Radios.

Aber kehren wir von der Vergangenheit wieder in die Gegenwart zurück und erfreuen uns sogleich an „The Thin Line“, das mit gelungenen Saxofon-Parts von Geoff daherkommt, ebenso wie an dem folgenden „My One And Only“, bevor die Überraschung des Abends folgt. „Silent Lucidity“, auf Konserve mittlerweile extrem abgenudelt, verzückt mit wunderbarer Lichtkulisse und wird von der Band wahrhaft ergreifend dargeboten. Wer genau hinschaut, kann sogar ein paar Tränchen einige Wangen hinunterkullern sehen. Die dann aber auch gleich wieder von einer grandiosen Version des Hits „Jet City Woman“ getrocknet werden. Und weil es gerade so schön ist, haut man „Is There Anybody Listening“ und die fantastische Zugabe „Empire“ gleich noch hinterher und schickt ein begeistertes Publikum nach einer wirklich kurzweiligen Show zufrieden und den ein oder anderen sogar euphorisch nach Hause.

Ich muss gestehen, dass ich nach den letzten QUEENSRYCHE-Werken, die meiner Meinung nach nicht gerade Klassiker-Status besitzen, nicht allzu viel erwartet habe. Ich war mir auch nicht sicher, ob die Männer aus Seattle live noch überzeugen können. Glücklicherweise wurde ich eines anderen belehrt und muss nun zugeben, daß Geoff Tate nur körperlich, aber auf keinen Fall stimmlich einige Pfunde verloren hat und auf der Bühne wahre Showtalente zeigt. Ebenso wie die alte Mannschaft, der man die Spielfreude deutlich anmerken konnte. So kann mein Fazit des Abends nur lauten: TOLL!!! (Micha)

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