Paragon - Screenslaves

Paragon - Screenslaves
Power Heavy Metal
erschienen am 14.11.2008 bei Massacre Records
dauert 49:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Hellgore
2. Disconnected
3. Entombed
4. Screenslaves
5. Bloodfeast
6. The Blade In The Dark
7. Death Next Door
8. The Killing Hand
9. Waxworks
10. Larger Than Life (Backstreet Boys Cover)
11. The Legacy (Italian Version)

Die Bloodchamber meint:

Ich habe mich schon des Öfteren gefragt, warum unter den Demos, die die Bloodchamber zugeschickt bekommt, so wenige junge Power Metal Acts aus Deutschland sind. Mittlerweile glaube ich zumindest einen der Gründe entdeckt zu haben (neben der Möglichkeit, dass man heutzutage vermutlich mehr Mädels abgreifen kann mit Thrash / Death Metal, wahlweise auch + –core… ;-) ): es gibt immer noch unzählige deutsche Power Metal Acts, die aus Sicht vieler Teenager Zeit ihres Lebens schon immer da waren. Neben den großen Namen gehört dazu eine ganze Latte an Bands, denen aus irgendwelchen Gründen der große Wurf nie geglückt ist, die aber dennoch seit vielen Jahren qualitativ ansprechende Musik für eine treue Fanschar fabrizieren.

Zu dieser Gruppe gehören auch die Hamburger PARAGON, die 2010 ihr 20-jähriges Jubiläum begehen können und im November letzten Jahres ihr 9. Studioalbum „Screenslaves“ veröffentlicht haben. Und das verbreitet eine überraschend düstere Atmosphäre (erst Recht für eine Band aus Hamburg), was vom Cover auch gut aufgegriffen wird. Textzeilen wie „Slaves to Machines, Slaves to the Screens“ im Titeltrack “Screenslaves” lassen auf eine gesellschaftskritische Ebene schließen, die eher ungewöhnlich für eine Power Metal Band ist.

Die Musik dagegen ist nicht in erster Linie ungewöhnlich. Hymnische Gesänge, stampfende Refrains und im Großen und Ganzen eher schnell zugängliche Lieder. Einige kurze, schnelle und heftige Stellen wie z.B. in „Disconnected“, „Screenslaves“ oder „Death Next Door“ sorgen für ein bisschen mehr als den üblichen Pfeffer, doch leider wird viel von dem zusätzlichen Dampf von der recht dumpfen Produktion abgefangen, die besonders die Bass-Drum und den Bass deutlich in ihrer Wirkmächtigkeit beschneidet. Reine, erdrückende Düsternis hätte den Liedern sehr gut zu Gesicht gestanden, aber so hat man beim Hören oft den Eindruck, dass der letzte Zündfunke eben von der Produktion erstickt wurde. Das ist wirklich schade, denn viele Lieder auf „Screenslaves“ wissen in ihrer Struktur mit den Tempowechseln, kurzen gesprochenen Passagen und den meist gezielt & dosiert eingesetzten Soli durchaus zu überzeugen.

Ein anderer Punkt, der im Hinblick auf Menschen, die mit PARAGON bisher nicht vertraut sind, angesprochen werden muss, ist der Gesang von Andreas Babuschkin, weil die Kombination aus röhrendem Reibeisen und mittlerer Höhe sicher nicht für jeden an jedem Tag geeignet ist. Das ist mit Sicherheit Geschmackssache und führt bei mir dazu, dass es Tage gibt, an denen ich den Gesang kraftvoll, dynamisch und sehr gut finde, während sich mir an anderen die Nackenhaare aufstellen und ich etwas anderes hören muss.

Auf jeden Fall zeigen PARAGON mit „Screenslaves“, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehören und sich auch nicht starr auf einen einmal eingefahrenen Stil festgesetzt haben. Es ist noch jede Menge Spaß und Leben in der Truppe, was auch die Abrundung des Albums mit dem BACKSTREET BOYS Cover „Larger Than Life“ und der italienisch gesungenen Version des Openers vom eigenen Vor-Vor-Vorgängeralbum „The Dark Legacy“ zeigt.
Zum 20. Geburtstag gibt es dann hoffentlich nicht nur ein einfach gutes Album sondern einen Oberkracher.
-