Iron Maiden - Flight 666 (DVD)

Iron Maiden - Flight 666 (DVD)
Heavy Metal
erschienen am 22.05.2009 bei EMI
dauert 205:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Churchill's Speech
2. Aces High
3. 2 Minutes To Midnight
4. Revelations
5. The Trooper
6. Wasted Years
7. The Number Of The Beast
8. Can I Play With Madness
9. Rime Of The Ancient Mariner
10. Powerslave
11. Heaven Can Wait
12. Run To The Hills
13. Fear Of The Dark
14. Iron Maiden
15. Moonchild
16. The Clairvoyant
17. Hallowed Be Thy Name

Die Bloodchamber meint:

50.000 Meilen, 45 Tage, 23 Konzerte, 21 Städte, 12 Länder, 5 Kontinente – das sind die nackten Zahlen des ersten Teils der 2008er „Somewhere Back In Time Tour“ von IRON MAIDEN. Ein Unterfangen, das in Sachen Logistik und vor allem Kosten eigentlich witzlos wäre, wenn die Band nicht die geniale Idee gehabt hätte, kurzerhand eine Boeing 757 nach ihren Bedürfnissen umbauen zu lassen. Heraus kam die „Ed Force One“, die Platz für das komplette, ca. 12 Tonnen schwere Equipment sowie die 70 Kopf starke Roadcrew bietet. Dass der schwere Vogel von niemand anderem als Bruce Dickinson gesteuert wurde, ist da nur das Sahnehäubchen.

Um dieses bemerkenswerte Tour, welche die Truppe in so exotische Landstriche wie Indien, Australien, Costa Rica, Chile oder Puerto Rico führte, entsprechend für die Nachwelt festzuhalten, wurden kurzerhand Scot McFadyen und Sam Dunn, die sich durch „Metal – A Headbanger’s Journey“ und „Global Metal“ bereits einen Namen gemacht haben, eingeladen, IRON MAIDEN auf ihrer Reise mit Kameras zu begleiten. Ein eher unerwartetes Vergnügen, schließlich gelten die Metal Pioniere aus England seit jeher als mehr oder weniger öffentlichkeitsscheue Herrschaften, die ihr Privatleben aus den Medien weitestgehend raushalten.

„Flight 666“ vermittelt nun die Essenz dieser 45 Tage in etwa 115 Minuten auf eine sehr beeindruckende Weise, wobei die Filmemacher glücklicherweise darauf verzichtet haben, den Zuschauer zu sehr mit den Details der Organisation und der Gigantomanie der Tour zu langweilen. Am Anfang wird das Konzept natürlich kurz angerissen, danach konzentriert man sich aber auf die Band und vor allem die Fans, die die wahren Stars dieses Films sind. Als verwöhnter Mitteleuropäer hat man seit wohl mindestens 20 Jahren komplett vergessen, was es heißt, die Liebe zu einer Band zu leben. Wie die Fanmassen, speziell in Latein- und Südamerika abgehen, ist kaum zu beschreiben. Für viele ist es das erste Konzert einer so großen Band, und für viele wohl auch das Letzte. Manch einer schmeißt seinen Job hin, um zum Konzert zu dürfen, andere campieren Tage vorher auf dem begrünten Mittelstreifen einer Hauptverkehrsstraße, wiederum andere brechen nach dem Gig in Tränen aus und schicken ein kurzes Gebet zum Himmel. Diese unglaubliche Euphorie vor Augen geführt zu bekommen, sorgt für einige Gänsehautmomente. Da fallen die Reaktionen in den USA und Kanada schon deutlich gemäßigter aus, was Bruce Dickinson bei einer Ansage in Mexiko mit „The further south weg go, the hotter it gets.“ gekonnt auf den Punkt bringt. Da kann Los Angeles absolut nicht gegen anstinken, auch wenn dort jede Menge Metal Prominenz (Ronnie James Dio, Kerry King, Tom Morello, Lars Ulrich usw.) dem Spektakel gespannt beiwohnt.
Verbunden werden die einzelnen Stationen der Reise durch nahezu alle Songs der Tour Setlist, die allerdings nur jeweils angespielt werden, sowie diverse Interviews mit den Bandmitgliedern und Leuten aus dem Umfeld, und Impressionen von den freien Tagen zwischen den Konzerten. Hier fällt mal wieder auf, dass IRON MAIDEN tatsächlich nur sechs normale Typen sind und eben keine Rockstars. Selbst Tausendsassa Bruce Dickinsion und Quasselstrippe Nicko McBrain kommen absolut „normal“ daher, weshalb man auch (fast) nur das erfährt, was man ohnehin schon wusste. Interessante Episoden enthält „Flight 666“ zwar zu Genüge (Adrian Smith spielt mit Pat Cash Tennis, Nicko McBrain bekommt nen Golfball ans Handgelenk und muss beinahe die Tour abbrechen), wer aber nach Sex, Drugs und Skandalen sucht, wird nicht auf seine Kosten kommen.

Ich habe mich jedenfalls bestens unterhalten gefühlt und kann den Streifen jedem IRON MAIDEN Freund nur wärmstens an Herz legen, wobei man aber sagen muss, dass auch nicht-Fans ganz sicher ihren Spaß daran haben werden. McFadyen und Dunn haben es nämlich einfach raus, interessante Dokumentationen zu erstellen, an denen man als Metaller kaum vorbeikommt.

Auf der zweiten DVD befindet sich übrigens noch ein Livekonzert, das allerdings aus verschiedenen Stationen der Tour zusammengestellt wurde und demnach nur bedingt homogen wirkt. Dafür zünden die Songs, auch wenn sie einem schon bald wieder zu den Ohren rauskommen, dank der nahezu unschlagbaren Setlist natürlich ohne Probleme. Kameraführung und auch Sound (5.1) sind absolut in Ordnung, wobei man aber ganz klar sagen muss, dass diese DVD wirklich nur als Zugabe zu sehen ist, denn das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der Dokumentation. Und diese ist absolut gelungen, weshalb weniger als neun Punkte an dieser Stelle absolut nicht zu vertreten sind.
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