Iron Maiden - En Vivo! (DVD)

Iron Maiden - En Vivo! (DVD)
Heavy Metal
erschienen am 23.03.2012 bei EMI
dauert 120:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Satellite 15
2. The Final Frontier
3. El Dorado
4. 2 Minutes To Midnight
5. The Talisman
6. Coming Home
7. Dance Of Death
8. The Trooper
9. The Wicker Man
10. Blood Brothers
11. When The Wild Wind Blows
12. The Evil That Men Do
13. Fear Of The Dark
14. Iron Maiden
15. The Number Of The Beast
16. Hallowed Be Thy Name
17. Running Free

Die Bloodchamber meint:

Im Rahmen ihrer „The Final Frontier World Tour“ machten IRON MAIDEN auch ein paar Abstecher nach Südamerika; unter anderem am 10.04.2011 nach Santiago de Chile. Im dortigen „Estadio Nacional“ wurden geschwind 22 Kameras aus dem Hut gezaubert, um den Gig vor gut 50.000 enthusiastischen Fans standesgemäß für die Nachwelt festzuhalten.

Ich will mal ehrlich sein: MAIDEN Live Veröffentlichungen, die mittlerweile (gefühlt) im Jahresrhythmus abgefeuert werden, locken trotz aller Professionalität kaum noch nen Headbanger hinterm Kachelofen hervor. Dass sich „En Vivo!“ (bedeutet übersetzt schlicht „live“) dennoch lohnt, liegt in erster Linie am Publikum, welches die fiese Betonschüssel aus den 30er Jahren in den sprichwörtlichen Hexenkessel verwandelt.
Wie stark die Emotionen in Süd- und Lateinamerika beim Thema Heavy Metal hochkochen, konnte man schon ganz gut bei „Flight 666“ bestaunen; in voller Konzertlänge beeindruckt das durchweg mitgehende Publikum aber noch wesentlich mehr. Die Masse ist ständig in Bewegung, singt jeden noch so halbgaren Song (siehe unten) mit vollem Herzblut mit und entzündet hier und da auch ein paar bengalische Feuer. Kein Vergleich zum verhältnismäßig verwöhntem US- und Europapublikum.

Die Band tut ihr Bestes, um das Energielevel möglichst durchgängig im roten Bereich zu halten und bietet eine wie immer sehr gut austarierte Show inklusive gigantischem Space Eddie und den sonstigen, altbekannten Spielereien. Dass die Herren durchweg stramm auf die 60 zugehen, merkt man vor allem Gitarrero Dave Murray an, der beständig an seiner Plauze arbeitet und seinen Bewegungsradius auf ca. 50 Zentimeter runtergeschraubt hat. Das andere Extrem ist da natürlich Janick Gers, der mit seinem unkontrollierten Rumgehampel wie ein epileptischer Opa mit Zitteraal in der Buxe rüberkommt.
Ständig - und nahezu ohne erkennbare Verschleißerscheinungen - unterwegs sind dagegen mal wieder Steve Harris und natürlich Bruce Dickinson, der immer noch so gut singt wie vor 30 Jahren, auch wenn seine Klamottenwahl erneut in den Bad Taste Listen des Jahres 2011 unter den vorderen Plätzen gelandet sein dürfte.

Die Setlist ist jedoch eher suboptimal und unterstreicht noch mal deutlich, dass auch „The Final Frontier“ nicht das Gelbe vom Ei war und lediglich „The Talisman“ und das wirklich tolle „When The Wild Wind Blows“ die Chance haben, auch in Zukunft in der Setlist der Band zu überleben. Belanglosigkeiten wie „El Dorado“ oder das doofe Intro „Satellite 15“ wird jedenfalls bestimmt keiner vermissen, und auf das olle „Dance Of Death“ hätte man für meine Begriffe auch gerne verzichten können. Die „Comeback“ Songs „The Wicker Man“ und „Blood Brothers“ machen dafür richtig viel Spaß, und der abschließende Klassikerblock ist sowieso über alle Zweifel erhaben, auch wenn ich mir etwas mehr Mut zu nicht ganz so offensichtlichen Superhits gewünscht hätte.
Egal, dem Publikum scheint das sowieso egal zu sein (siehe oben). Wahrscheinlich hätten IRON MAIDEN auch einen Akustik Set mit HELENE FISCHER Songs bringen können, und wären trotzdem wie Götter abgefeiert worden.

Neben dem ca. 120 Minuten dauerndem Auftritt enthält „En Vivo!“ noch eine zweite DVD, die mit der knapp anderthalbstündigen Dokumentation „Behind The Beast“ einen weiteren Kaufanreiz auffährt. In allen Details kann man sich hier die Gigantomanie der Welttour von A bis Z zu Gemüte führen und eine ganze Menge darüber erfahren, was für einen immensen (logistischen) Aufwand so ein Unterfangen mit sich bringt. Parallelen zu „Fight 666“ sind zwar unübersehbar, aber letztendlich fokussiert sich der Film weniger auf die Band und das Publikum, sondern stellt eher die Crew und die gesamte Organisation in den Vordergrund. Ein mehr als interessanter Einblick ins Business, welcher das DVD Package noch mal ordentlich aufwertet. Dagegen wirkt das Video zu „Satellite 15… The Final Frontier“ inklusive kurzem Making Of bestenfalls wie eine nette Dreingabe.

Als reiner Konzertfilm bietet „En Vivo!“ somit Licht und Schatten und wäre nur bedingt essentiell, aber dank der mitgelieferten Doku sollte man als IRON MAIDEN Fan dann doch die geforderten Ocken investieren. Es lohnt sich.
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