Rhapsody Of Fire - The Frozen Tears Of Angels

Rhapsody Of Fire - The Frozen Tears Of Angels
Symphonic Power Metal
erschienen am 30.04.2010 bei Nuclear Blast
dauert 61:03 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Dark Frozen World
2. Sea Of Fate
3. Crystal Moonlight
4. Reign Of Terror
5. Danza Di Fuoco E Ghiaccio
6. Raging Starfire
7. Lost In Cold Dreams
8. On The Way To Ainor
9. The Frozen Tears Of Angels
10. Labyrinth Of Madness (Bonustrack)
11. Sea Of Fate (Orchestral Version) (Bonustrack)

Die Bloodchamber meint:

Junge, Junge - was haben die Italiener nicht alles hinter sich in den vergangenen Monaten: Erst verdammte der Zwist mit DeMayos Label Magic Circle die Drachentöter zum Untätigsein, dann ging die Suche nach einem neuen Partner los, und nachdem dieser mit Nuclear Blast gefunden war, schossen die Erwartungen an die neue Langrille auch gleich mal in den Gitarrenhimmel. Härter sollte das neue Album werden, so hieß es im Vorfeld, und das wäre angesichts der Vorgeschichte zumindest ein nachvollziehbarer Schritt, so er sich denn bewahrheiten sollte. Oder liegt die Wahrheit dann doch "nur" irgendwo dazwischen?

Das Intro erinnert dank Christopher Lee ganz klar an die sinfonische Überscheibe "SoEL 2", die den Auftakt der noch immer aktuellen Storyline darstellte, bevor es dann mit dem Vorabtrack "Sea Of Fate" ans Eingemachte geht: Ein klassischer Opener mit hoppelndem Schlagzeug, zünftiger Gitarre und gar nicht mal so auffälligen Orchestersounds, der durch die Steigerung im Refrain zuversichtlich stimmt. Das gleiche Rezept greift anschließend auch bei "Crystal Moonlight", ergänzt um ein paar Stakkatoriffs, die wohl die neue Härte repräsentieren und den zuckersüßen Refrain schön kontrastieren. Beides keine schlechten Stücke, aber in Sachen Melodie und Härte nicht ganz auf Augenhöhe mit Scheiben wie beispielsweise "Power Of The Dragonflame".
Etwas näher kommt man dem Kern der Sache dann schon in "Reign Of Terror", welches mit Doublebass und aggressivem Stimmeinsatz Zähne zeigt. Dank gelungener Choreinsätze und dramatischer Orgelkeys, die den Gitarren jedoch nie den Rang streitig machen, entwickelt sich das Stück schnell zu einem amtlichen Headbanger, dem lediglich die Soli gegen Ende ein wenig Wind aus den Segeln nehmen. Passenderweise folgt mit "Danza..." dann auch die erste Ballade der Scheibe, hier in ihrer italienischen Ausprägung und mit dezenten Barock-Anleihen. Nett, aber im Backkatalog schon besser vorhanden.
Der erste echte Höhepunkt des Albums steht mit "Raging Starfire" ins Haus, denn hier sind RHAPSODY OF FIRE endlich ganz in ihrem Element: Orchester und Band treffen und ergänzen sich hervorragend, die Mischung aus treibendem Schlagwerk und verspielten Melodien kann ebenso überzeugen wie die unterschiedlichen Soloeinsätze. Vor allem jedoch hat der Song endlich zeitlose Gesangslinien am Start: Das Ding bleibt dank gleichermaßen gefühlvoller wie engagierter Performance sofort hängen! Umso bedauerlicher, dass man mit "Lost In Cold Dreams" umgehend die nächste Ballade nachschiebt, die zwar einmal mehr nicht übel ist, aber eben auch reichlich Schwung aus der Angelegenheit nimmt. Da wäre ein direkter Übergang zu "On The Way To Ainor" wohl besser gewesen: Dessen Mischung aus balladesken Passagen und "raging swordpower of eternal hellfire" zündet nämlich (analog zu "Raging Starfire") ohne Umweg.
Mit dem Titeltrack steht schließlich das traditionelle Epos samt Überlänge ins Haus, was die Erwartungen ein letztes Mal nach oben treibt. Nach einer kleinen Hörspieleinlage erweist sich "The Frozen Tears Of Angels" dann auch als gut strukturierter Longtrack, der die Elemente des Albums zusammenfasst und so den Gesamteindruck auf den letzten Metern noch einen Schritt nach vorne bringt. Die Digi-Bonustracks "Labyrinth Of Madness" (ein recht überflüssiges Instrumental) und "Sea Of Fate" in der Orchesterversion (schön schwelgerisch) bleiben bei der Beurteilung außen vor.

Also alles wieder im Lot? - Nun, zumindest haben RHAPSODY OF FIRE mit ihrem aktuellen Album keinen Boden verloren und sich auf eigenem Gebiet solide zurückgemeldet. Die musikalische Ausrichtung ist dabei im Endeffekt nicht so verschieden von "Triumph Or Agony", mit welchem das neue Material mehr gemein hat, als der allgemeine Tenor im Vorfeld vermuten ließ. Von einem echten Zuwachs an Härte würde ich angesichts der eher kosmetischen Änderungen im Gesamtsound jedenfalls nicht sprechen.
Wer RHAPSODY OF FIRE schon länger begleitet, stellt sich auf einen würdigen Nachfolger zu "Triumph Or Agony" ein, absolute Neulinge sollten mit "Symphony Of Enchanted Lands" (dem Klassiker), "Power Of The Dragonflame" (härter) und "Symphony Of Enchanted Lands 2" (orchestraler) zunächst den Backkatalog entdecken und "The Frozen Tears Of Angels" bis dahin auf die zweite Liste setzen.

www.myspace.com/rhapsodyoffire
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