Anathema - We're Here Because We're Here
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Thin Air
2. Summernight Horizon
3. Dreaming Light
4. Everything
5. Angels Walk Among Us
6. Presence
7. A Simple Mistake
8. Get Off, Get Out
9. Universal
10. Hindsight
Die Bloodchamber meint:
ANATHEMAs Ton gewordene Binsenweisheit "We're Here Because We're Here" ist eine dieser Scheiben, der man mit einer seltsamen Mischung aus Befürchtungen und Erwartung entgegenschauen durfte. Schuld daran waren unter anderem die qualitativ durchwachsenen Veröffentlichungen der jüngeren Vergangenheit, auf welchen es - jenseits der musikalischen Immer-wieder-Neuausrichtung - einfach zu viel platten Trauerpop zu verkraften gab. Umso erstaunlicher, dass der Gig auf dem WFF 2009 dann zeigte, dass die Briten noch immer wissen, wie man magische Momente erzeugt. Aber schaffen sie es, dieses Wissen auch auf Albumlänge umzusetzen?
Musikalisch bewegen wir uns auf vorliegender Scheibe in der Schnittmenge aus Pop und progressiv angehauchter Rockmusik, hier und da ergänzt um klassische Elemente. Was auf dem Papier zunächst wie eine schnöde Fortsetzung anmutet, wird schnell interessant, denn mit "Thin Air" und "Summernight Horizon" starten ANATHEMA beeindruckend: Beide Songs leben von einer unglaublichen Dynamik, die vor allem durch Piano und das vielseitige Schlagzeugspiel getragen wird; dazu schichtet man im transparenten Soundgewand Lage auf Lage, um schließlich in den für die Band typischen Klimaxen aufzugehen. Zusammen mit Vincents superben Gesangsmustern ergibt das nicht weniger als ANATHEMA in absoluter Bestform, was den Gesamteindruck der Scheibe vorerst in oberen Regionen verankert.
Ähnlich überzeugend gestaltet sich später das thematisch verflochtene Triplet aus "Angels Walk Among Us", "Presence" und "A Simple Mistake": Zunächst ein klassisch schöner Popsong mit männlich-weiblichem Wechselgesang, daran anschließend das quasi-instrumentale "Presence" mit Gänsehaut erzeugenden Voiceovers zum Thema Leben und Tod, und schließlich die positiv nach oben strebende Aufforderung, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Im Verlauf dieser hypnotischen Viertelstunde finden sich (quasi nebenbei) die introvertiertesten und die vielleicht härtesten Momente der Scheibe, doch es sind einmal mehr vor allem die fantastischen Texte, die das Ganze zu einer hochgradig ergreifenden Angelegenheit machen.
Dass es neben solchen Höhepunkten auch lässliche Passagen gibt, soll nicht verschwiegen werden: "Dreaming Light" beispielsweise trieft trotz gelungener Instrumentierung an allen Ecken wie eine Currywurst aus der Fritteuse, "Everything" paart die musikalische B-Seite von "Summernight Horizon" mit esoterischen Gaga-Lyrics, und die College Alternative Rock-Anbiederung "Get Off, Get Out" wird dankenswerterweise sofort vom düster-pulsierenden Longtrack "Universal" begraben, der meines Erachtens einen wunderbaren Schlusspunkt abgegeben hätte. Mit "Hindsight" folgt nämlich nur noch ein gefühlter Bonustrack, der trotz gelungener Spannungsbögen unvollständig wirkt - ohne Gesang wandeln aktuelle ANATHEMA für meinen Geschmack zu deutlich am Abgrund zur Plätscherei.
Trotzdem: Wer die Band ab etwa "Eternity" wohlwollend begleitet hat, bekommt mit "We're Here Because We're Here" eine durchweg angenehm zu hörende Liedsammlung, die trotz diverser Längen erfreulich weit von einer Enttäuschung entfernt ist. Für mich persönlich sind die im Text erwähnten Höhepunkte darüber hinaus schlicht als das Beste, was ANATHEMA in diesem Jahrtausend überhaupt verzapft haben, weil man sich hier den weiter und offener wirkenden Strukturen der Findungsphase annähert. Klar, das Popkorsett sitzt über weite Strecken ziemlich eng - aber die endlich wieder spürbare Leidenschaft und das Auge für Details machen "We're Here..." dann eben doch zu einer positiven, nachdenklichen und schlicht guten Scheibe.
Musikalisch bewegen wir uns auf vorliegender Scheibe in der Schnittmenge aus Pop und progressiv angehauchter Rockmusik, hier und da ergänzt um klassische Elemente. Was auf dem Papier zunächst wie eine schnöde Fortsetzung anmutet, wird schnell interessant, denn mit "Thin Air" und "Summernight Horizon" starten ANATHEMA beeindruckend: Beide Songs leben von einer unglaublichen Dynamik, die vor allem durch Piano und das vielseitige Schlagzeugspiel getragen wird; dazu schichtet man im transparenten Soundgewand Lage auf Lage, um schließlich in den für die Band typischen Klimaxen aufzugehen. Zusammen mit Vincents superben Gesangsmustern ergibt das nicht weniger als ANATHEMA in absoluter Bestform, was den Gesamteindruck der Scheibe vorerst in oberen Regionen verankert.
Ähnlich überzeugend gestaltet sich später das thematisch verflochtene Triplet aus "Angels Walk Among Us", "Presence" und "A Simple Mistake": Zunächst ein klassisch schöner Popsong mit männlich-weiblichem Wechselgesang, daran anschließend das quasi-instrumentale "Presence" mit Gänsehaut erzeugenden Voiceovers zum Thema Leben und Tod, und schließlich die positiv nach oben strebende Aufforderung, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Im Verlauf dieser hypnotischen Viertelstunde finden sich (quasi nebenbei) die introvertiertesten und die vielleicht härtesten Momente der Scheibe, doch es sind einmal mehr vor allem die fantastischen Texte, die das Ganze zu einer hochgradig ergreifenden Angelegenheit machen.
Dass es neben solchen Höhepunkten auch lässliche Passagen gibt, soll nicht verschwiegen werden: "Dreaming Light" beispielsweise trieft trotz gelungener Instrumentierung an allen Ecken wie eine Currywurst aus der Fritteuse, "Everything" paart die musikalische B-Seite von "Summernight Horizon" mit esoterischen Gaga-Lyrics, und die College Alternative Rock-Anbiederung "Get Off, Get Out" wird dankenswerterweise sofort vom düster-pulsierenden Longtrack "Universal" begraben, der meines Erachtens einen wunderbaren Schlusspunkt abgegeben hätte. Mit "Hindsight" folgt nämlich nur noch ein gefühlter Bonustrack, der trotz gelungener Spannungsbögen unvollständig wirkt - ohne Gesang wandeln aktuelle ANATHEMA für meinen Geschmack zu deutlich am Abgrund zur Plätscherei.
Trotzdem: Wer die Band ab etwa "Eternity" wohlwollend begleitet hat, bekommt mit "We're Here Because We're Here" eine durchweg angenehm zu hörende Liedsammlung, die trotz diverser Längen erfreulich weit von einer Enttäuschung entfernt ist. Für mich persönlich sind die im Text erwähnten Höhepunkte darüber hinaus schlicht als das Beste, was ANATHEMA in diesem Jahrtausend überhaupt verzapft haben, weil man sich hier den weiter und offener wirkenden Strukturen der Findungsphase annähert. Klar, das Popkorsett sitzt über weite Strecken ziemlich eng - aber die endlich wieder spürbare Leidenschaft und das Auge für Details machen "We're Here..." dann eben doch zu einer positiven, nachdenklichen und schlicht guten Scheibe.
Im Fadenkreuz
Andreas Krause [ak]
Experte für Schwarzwurzeleintopf mit Trauerklößen
Thomas Schönbeck [ts]
Experte für alles, was außer ihm eigentlich niemand mag.
Martin Baltrusch [mb]
Experte für das Außergewöhnliche
Ralf Scheidler [rs]
Experte für Futter jeglicher Art mit Tendenz zum epischen Siechtum
Christian Rosenau [cr]
Experte für Frauen, Gotik und melodischen Schwarztod
Michael Bach [mba]
Experte für pfeilschnelle Gitarren, heroische Showdowns & misanthropiefreien Krach
Björn Gieseler [bjg]
Experte für Radiointerviews und andere sinnlose Gespräche mit Bands
Matthias Bock [mbo]
Experte für monolithische Rythmusstampfer ohne Melodie
Falk Schweigert [fs]
Experte für produktionslosen Schwarzmetall, 60-Sekunden Songs und andere Mythen