Raunchy - A Discord Electric

Raunchy - A Discord Electric
Modern Metal
erschienen am 08.10.2010 bei Lifeforce Records
dauert 64:43 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Dim The Lights And Run
2. Rumors Of Worship
3. Nght Prty
4. Street Emperor
5. Blueprints For Lost Sounds
6. Shake Your Gave
7. Tiger Crown
8. Big Truth
9. The Great Depression
10. The Yeah Thing
11. Ire Vampire
12. Gunslingers And Tombstones

Die Bloodchamber meint:

Richtig ekelhaft klebrig ist es geworden, das neue RAUNCHY Album. Ich gebe zu, die Überraschung hält sich nach den Vorgängern „Death Pop Romance“ und „Wasteland Discotheque“ in ziemlich engen Grenzen; jedoch konnte ich diesen beiden Scheiben bei aller Poppigkeit durchaus noch was abgewinnen. Diesmal allerdings sind die Dänen eindeutig zu weit gegangen, denn „A Discord Electric“ ist wirklich ein Trauerspiel geworden, das zu keiner Zeit an die starke Frühphase der Band anknüpfen kann.

Wie gesagt, den Weg der Jungs konnte man bereits erahnen, aber heute kann man die Truppe wirklich nur noch mit sehr viel Liebe dem Genre „Metal“ zuordnen. Rockig und hart sind RAUNCHY nämlich (fast) gar nicht mehr, stattdessen dominieren tanzbare Rhythmen, in den Hintergrund gemischte Gitarren, künstlicher Keyboard Kleister und Gesang, der auch durchaus von A-HA stammen könnte. Die etwas härteren Songs wie „The Yeah Thing“ oder „Ire Vampire“, die ein wenig an die Vergangenheit der Band erinnern, hat man vorsorglich auch ganz hinten auf der Platte versteckt – vermutlich, um die Freunde des Easy Listenings nicht zu schockieren.
Als Sympathiesant von 80er Jahre Pop Sounds könnte ich mich damit sogar noch arrangieren, wenn denn die Tracks wenigstens eingängig oder gar abwechslungsreich wären. Aber Pustekuchen, die Suppe läuft in einem immer gleichen Schema einfach so durch und hat auch nicht ein einziges Stück zu bieten, dem man das Prädikat „gut“ anheften könnte. Stattdessen schleimen sich RAUNCHY quälend lange 65 (!) Minuten durch saft- und kraftlose Belanglosigkeiten, die es wirklich schwer machen zu glauben, dass dieselbe Band einen innovativen Klassiker wie „Confusion Bay“ komponieren konnte.

„Was hat euch bloß so ruiniert?“ ist eine Frage, die sich RAUNCHY durchaus gefallen lassen müssen, denn „A Discord Electric“ ist nicht nur ein stilistischer, sondern auch kreativer Totalausfall, von dem sich die Dänen vermutlich so schnell nicht mehr erholen werden. Zumindest bei den alten Fans hat man spätestens jetzt den letzten Kredit verspielt, und dass sie viele neue Freunde dazu gewinnen werden, ist aufgrund der „Qualität“ dieser CD nahezu utopisch.

Die Bloodchamber meint außerdem:

Na na Herr Hauptmann, so schlimm ist das neue RAUNCHY Album nun auch nicht geworden. Ich muss gestehen, dass der cleane Gesang mir am Anfang auch die Fußnägel hochklappen ließ, aber nach einiger Zeit hat er sich doch gut in die Songs eingepasst. Songs, die zwar klebrig sind, sich aber weit entfernt vom Pop-Kitsch so mancher Gothic-Trällerelsen-Bands bewegen.

Auch auf „A Discord Electric“ stehen bei RAUNCHY immer noch die Gitarren im Vordergrund, natürlich sind sie vom Keyboard unterlegt, das waren sie schon immer, und auch wenn das Keyboard mittlerweile in einigen Passagen gleichberechtigt ist, so dominieren noch häufiger die Saiteninstrumente und rufen regelmäßig Assoziationen zu Bands wie DARK TRANQUILLITY oder IN FLAMES hervor. Man sollte nicht den Fehler machen, das Album nur nach dem Opener zu beurteilen, denn „Dim the lights and run“ hat wirklich all die „Qualitätsmerkmale“, die Sie, Herr Hauptmann, den Dänen ankreiden. Würde „A Discord Electric“ auf dem Niveau verharren, ginge ich mit Ihrer Wertung konform, aber schon beim zweiten Track kommen die Gitarrenläufe zum Vorschein und mit Saft- und Kraftlosigkeit ist es vorbei.

Warum ich nun aber mit der Wertung nicht höher gehe? Das liegt an den eben schon angesprochenen Punkten, dem aus der Rolle fallenden Opener und dem teilweise zu schmalzig eingesetzten cleanen Gesang. Dazu muss ich Herrn Hauptmann noch recht geben, dass das Album etwas eintönig ist. Aber nicht eintönig im Sinne von belanglos, es fehlt nur ein gewisser Hit, den diese Art von Musik braucht, um wirklich tanzfähig zu werden. Denn wenn RAUNCHY es schaffen, diesen zu schreiben und generell ein noch höheres Niveau zu erreichen, dann lassen sie endgültig die sturköpfige Metalhörerschaft zurück.
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