Enslaved - Axioma Ethica Odini
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Ethica Odini
2. Raidho
3. Waruun
4. The Beacon
5. Axioma
6. Giants
7. Singular
8. Night Sight
9. Lightning
Die Bloodchamber meint:
"Gehen soll, / nicht sitzen bleiben, / als wär' er angewurzelt, der Gast; / der Liebe wird leid, / wenn er zu lang / dem anderen auf der Bude sitzt."
Ein Beispiel odinischer Ethik, das sich die Norweger von ENSLAVED offensichtlich zu Herzen genommen haben. Diese 35. Strophe aus dem Hávamál, den Weisheitssprüchen der isländischen Lieder-Edda, das im Mittelalter unter dem Namen Ethica Odini aus dem Altnordischen ins Lateinische übersetzt wurde, scheint mir das Programm zu sein, nach dem sie arbeiten: Niemals zu lange an einem Ort verweilen, denn Langeweile und Eintönigkeit töten auch die innigsten Gefühle mit Sicherheit. In der Veränderung liegt die Kraft, die Kraft der Schöpfung und des Werdens. Auf ihrem inzwischen sage und schreibe elften Album wird der Pfad, den sie zuletzt eingeschlagen haben, konsequent fortgesetzt, wobei die Konstanz des Line-Ups in den letzten Jahren die Möglichkeit bietet, ohne fundamentale Brüche den eigenen Stil immer weiter verfeinern und verbessern zu können.
Musikalisch müssen wir hingegen keine Jahrhunderte zurückgehen, um zu verstehen, aus welchen inspiratorischen Quellen die Band schöpft. Axioma Ethica Odini ist in allen Belangen der legitime Nachfolger von Vertebrae. Doch es fällt schon nach kurzem Hören auf, dass sie sich nicht ausgeruht haben und eisern den alten Stiefel weiter durchziehen, denn es gibt eine Menge kleinerer und mittelgroßer Veränderungen, die im Gesamteindruck durchgängig positiv wirken. War ein Kritkpunkt am Vorgänger die Produktion, die insgesamt recht trocken ausgefallen ist und besonders den Gitarren ein recht klinischen, zuweilen dünnen Sound verpasste, so stellt sich hier ein Schritt zurück als zwei nach vorne heraus. Der Black Metal-Anteil klingt wieder mehr nach Black Metal, die gesamte Saitenfraktion hat einen satteren und organischeren Klang erhalten, was dem Ganzen einfach nur gut tut. Das sehr präsente Keyboard wird hierbei wunderbar eingearbeitet, man hat an keiner Stelle den Eindruck, dass durch zu viel Synthetik etwas zugekleistert würde. Und auch stimmlich hat sich nichts Großes geändert, aber die beiden Sänger haben inzwischen zu einer absoluten Gleichberechtigung gefunden, wobei die Dynamik, die zwischen den Schreien Grutle Kjellsons und dem leicht melancholischen und teils zutiefst verträumten Gesang von Herbrand Larsen symbiotisch entsteht, absolut phänomenal ist. Wo andere Bands beständig auf dem Klischee von „böser Strophe‟ und „cleanem Refrain‟ herumreiten, sind diese Jungs schon um Lichtjahre entfernt. Nicht nur, dass das klassische Strophe-Refrain-Konzept bei vielen der komplexen Kompositionen weit zurückgelassen wurde, hier harmonieren zwei Vokalisten so eng miteinander, dass sie eine Einheit bilden, in der der eine Part ohne den anderen gar nicht mehr denkbar ist. Und bei all diesen vielen musikalischen Spuren, die teils ein sehr dichtes und vielschichtiges Gewebe bilden, ist die Produktion so reif ausgefallen, dass es nie zu viel wird oder überladen klingt.
Die musikalischen Bezugspunkte, die offensichtlich für die Entwicklung von ENSLAVED von Bedeutung sind, klingen mal mehr, mal weniger deutlich durch. Besonders auf der zweiten Hälfte des Albums gibt es jedoch Momente, da springen einem Namen wie KING CRIMSON oder PINK FLOYD förmlich ins Gesicht. Der nahezu balladeske Anfang von "Night Sight" oder die kleinen Passagen, in denen eine Querflöte hinzukommt, atmen den Geist der frühen 70er, wie man es sonst von OPETH kenne. Überhaupt kam mir diese Band bei den vielen Hördurchgängen, die das Album einfach verdient hat, immer wieder in den Kopf. Es scheint eine tiefe Seelenverwandtschaft zwischen den Norwegern und den Schweden zu geben, wenn sich der Sound faktisch auch noch so sehr voneinander unterscheidet. Überhaupt schaffen ENSLAVED es, auf diesem Album eine unglaubliche Abwechslung abzuliefern und dennoch vollkommen aus einem Guss zu klingen. Ob die Portion Rock 'n' Roll in "The Beacon", ob die weiten Räume, die sich mit der Stimme von Herrn Larsen in "Raidho" eröffnen, es gibt immer wieder brillante kleine Aha-Momente, die letztlich ein ganz großes Gesamtbild abliefern.
Mit ihrem neusten Album haben diese alten Recken des Schwarzmetalls ein wirkliches Glanzstück abgeliefert. Sie haben sich nicht neu erfunden, was übrigens auch gar nicht wünschenswert wäre, sondern sie haben ihren eigenen Sound wundervoll weiterentwickelt und nahezu zur Perfektion gebracht. In diesem Sinne heißt es in Strophe 76 des Hávamál :"Es stirbt Besitz, / Verwandte sterben, / du selber stirbst einst ebenso; / jedoch der gute / Ruf und Ruhm / stirbt nie, den einer erlangt hat." Mit diesem Werk haben ENSLAVED ein weiteres Stück an ihrer eigenen Unsterblichkeit in den Annalen des Metal gearbeitet.
Ein Beispiel odinischer Ethik, das sich die Norweger von ENSLAVED offensichtlich zu Herzen genommen haben. Diese 35. Strophe aus dem Hávamál, den Weisheitssprüchen der isländischen Lieder-Edda, das im Mittelalter unter dem Namen Ethica Odini aus dem Altnordischen ins Lateinische übersetzt wurde, scheint mir das Programm zu sein, nach dem sie arbeiten: Niemals zu lange an einem Ort verweilen, denn Langeweile und Eintönigkeit töten auch die innigsten Gefühle mit Sicherheit. In der Veränderung liegt die Kraft, die Kraft der Schöpfung und des Werdens. Auf ihrem inzwischen sage und schreibe elften Album wird der Pfad, den sie zuletzt eingeschlagen haben, konsequent fortgesetzt, wobei die Konstanz des Line-Ups in den letzten Jahren die Möglichkeit bietet, ohne fundamentale Brüche den eigenen Stil immer weiter verfeinern und verbessern zu können.
Musikalisch müssen wir hingegen keine Jahrhunderte zurückgehen, um zu verstehen, aus welchen inspiratorischen Quellen die Band schöpft. Axioma Ethica Odini ist in allen Belangen der legitime Nachfolger von Vertebrae. Doch es fällt schon nach kurzem Hören auf, dass sie sich nicht ausgeruht haben und eisern den alten Stiefel weiter durchziehen, denn es gibt eine Menge kleinerer und mittelgroßer Veränderungen, die im Gesamteindruck durchgängig positiv wirken. War ein Kritkpunkt am Vorgänger die Produktion, die insgesamt recht trocken ausgefallen ist und besonders den Gitarren ein recht klinischen, zuweilen dünnen Sound verpasste, so stellt sich hier ein Schritt zurück als zwei nach vorne heraus. Der Black Metal-Anteil klingt wieder mehr nach Black Metal, die gesamte Saitenfraktion hat einen satteren und organischeren Klang erhalten, was dem Ganzen einfach nur gut tut. Das sehr präsente Keyboard wird hierbei wunderbar eingearbeitet, man hat an keiner Stelle den Eindruck, dass durch zu viel Synthetik etwas zugekleistert würde. Und auch stimmlich hat sich nichts Großes geändert, aber die beiden Sänger haben inzwischen zu einer absoluten Gleichberechtigung gefunden, wobei die Dynamik, die zwischen den Schreien Grutle Kjellsons und dem leicht melancholischen und teils zutiefst verträumten Gesang von Herbrand Larsen symbiotisch entsteht, absolut phänomenal ist. Wo andere Bands beständig auf dem Klischee von „böser Strophe‟ und „cleanem Refrain‟ herumreiten, sind diese Jungs schon um Lichtjahre entfernt. Nicht nur, dass das klassische Strophe-Refrain-Konzept bei vielen der komplexen Kompositionen weit zurückgelassen wurde, hier harmonieren zwei Vokalisten so eng miteinander, dass sie eine Einheit bilden, in der der eine Part ohne den anderen gar nicht mehr denkbar ist. Und bei all diesen vielen musikalischen Spuren, die teils ein sehr dichtes und vielschichtiges Gewebe bilden, ist die Produktion so reif ausgefallen, dass es nie zu viel wird oder überladen klingt.
Die musikalischen Bezugspunkte, die offensichtlich für die Entwicklung von ENSLAVED von Bedeutung sind, klingen mal mehr, mal weniger deutlich durch. Besonders auf der zweiten Hälfte des Albums gibt es jedoch Momente, da springen einem Namen wie KING CRIMSON oder PINK FLOYD förmlich ins Gesicht. Der nahezu balladeske Anfang von "Night Sight" oder die kleinen Passagen, in denen eine Querflöte hinzukommt, atmen den Geist der frühen 70er, wie man es sonst von OPETH kenne. Überhaupt kam mir diese Band bei den vielen Hördurchgängen, die das Album einfach verdient hat, immer wieder in den Kopf. Es scheint eine tiefe Seelenverwandtschaft zwischen den Norwegern und den Schweden zu geben, wenn sich der Sound faktisch auch noch so sehr voneinander unterscheidet. Überhaupt schaffen ENSLAVED es, auf diesem Album eine unglaubliche Abwechslung abzuliefern und dennoch vollkommen aus einem Guss zu klingen. Ob die Portion Rock 'n' Roll in "The Beacon", ob die weiten Räume, die sich mit der Stimme von Herrn Larsen in "Raidho" eröffnen, es gibt immer wieder brillante kleine Aha-Momente, die letztlich ein ganz großes Gesamtbild abliefern.
Mit ihrem neusten Album haben diese alten Recken des Schwarzmetalls ein wirkliches Glanzstück abgeliefert. Sie haben sich nicht neu erfunden, was übrigens auch gar nicht wünschenswert wäre, sondern sie haben ihren eigenen Sound wundervoll weiterentwickelt und nahezu zur Perfektion gebracht. In diesem Sinne heißt es in Strophe 76 des Hávamál :"Es stirbt Besitz, / Verwandte sterben, / du selber stirbst einst ebenso; / jedoch der gute / Ruf und Ruhm / stirbt nie, den einer erlangt hat." Mit diesem Werk haben ENSLAVED ein weiteres Stück an ihrer eigenen Unsterblichkeit in den Annalen des Metal gearbeitet.