Enslaved - Riitiir
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Thoughts Like Hammers
2. Death In The Eyes Of Dawn
3. Veilburner
4. Roots Of The Mountain
5. Riitiir
6. Materal
7. Storm Of Memories
8. Forsaken
Die Bloodchamber meint:
Muss Black Metal immer hässlich sein? Die Frage ist berechtigt, denn schließlich war es ein wesentlicher Impuls der Bands der zweiten Welle, Musik zu machen, die derber, aggressiver und böser sein sollte als alles bislang Gehörte. Auch wenn die Tatsache vielen inzwischen gar nicht mehr bewusst ist: ENSLAVED gehörten dazu. Sie waren eine der Bands, die damals in Norwegen eine musikalische Revolution anzettelten, die wohl neben der Kommerzialisierung und Orientierungslosigkeit vieler anderer Bands die entscheidende Entwicklung des Metal in den 90ern war. Und die immer noch einen zentralen Impuls für die Entwicklung extremer Musik bis heute darstellt. Fast hätte man es vergessen. Und nicht aus einem Mangel an historischem Bewusstsein oder aus Missgunst. Nein, ENSLAVED sind einen verdammt weiten Weg gegangen, seitdem sie Stücke wie "Allfadr Odinn" aufgenommen haben. Aber sie sind ihren Weg gegangen und dem aufmerksamen Hörer muss klar sein, dass dieser Weg stets geradlinig war. Nicht umsonst gehört "Allfadr Odinn" immer noch zu einem Liveset der Band, auch wenn die Urheber des Stückes damals, vor inwischen 20 Jahren, noch nicht einmal volljährig waren.
Sie sind nicht nur älter geworden, sie sind gereift. Offensichtlich beinhaltet die Welt inzwischen mehr Grauschattierungen als bloßes Schwarz und Weiß. Offensichtlich sind nicht nur die Kenntnisse und Fähigkeiten in Sachen Musik gewachsen. Es liegt auch klar zutage, dass sich eine gewisse Milde breit gemacht hat, dass nicht mehr rasender Zorn oder Lust an der Provokation vorherrschen, sondern die Vielfalt der Zustände scheint größer geworden zu sein. Und so stellt sich die Frage: Ist das eigentlich noch Black Metal? Bleibt man im definitorischen Rahmen von '92, dann wohl kaum. Aber auch Black Metal hat sich in den letzten 20 Jahren verändert, ob es dem orthodoxen Fan passen mag oder nicht.
Wenn wir uns dem Album selbst genauer zuwenden, fällt eines direkt auf: "Riitiir" ist das Album von Herbrand Larsen. So sehr er den vergangenen Alben schon seinen Stempel aufgedrückt hat, seitdem er 2004 Mitglied der Band wurde, so deutlich zeigt sich 2012, dass sein großartiger Gesang inzwischen eine dominantere Rolle im Gesamtbild der Band innehat als Grutles Knurren. Letzterer mag von der Außenwirkung her immer noch der Frontmann sein, doch musikalisch tritt er zunehmend in den Hintergrund, auch wenn rein zahlenmäßig die Gesangsanteile gleichmäßig verteilt sind.
Auf "Riitiir" wird der Weg konsequent weitergegangen, der seit "Below the Lights" eingeschlagen wurde. Und das heißt auch, dass der traditionelle harsche Black Metal-Sound fast nur noch als kleine Reminiszenz durchscheint. In "Roots of the Mountain" und "Storm of Memories" gibt es Momente, an denen man sieht, woher ENSLAVED kommen und dass sie immer noch Spaß daran haben, ein wenig zu ballern. Aber diese Momente sind inzwischen echte Ausnahmen geworden. Gemäßigteres Tempo herrscht vor. Epische Momente durchziehen das Geschehen, Vielseitigkeit im Songwriting und feine Nuancen. Den groben Knüppel sucht man vergebens. Der Schritt von "Axioma Ethica Odini" zu "Riitiir" ist kein großer, aber ein deutlicher. Und bei aller Größe, bei allem Niveau, das dieses wundervolle Album an den Tag legt, macht sich dennoch ab und an ein bisschen Wehmut breit und man wünscht sich vielleicht einen kleinen Ausbruch mehr, eine Prise mehr Ruppigkeit.
Vergebens, dafür aber gibt es Gänsehautmomente wie den Chorus von "Death in the Eyes of Dawn", wohl einen der erhabensten Augenblicke in der Geschichte von ENSLAVED mit Herbrand Larsen. Ist das noch Black Metal? Ich weiß es nicht. Und ab und zu wünsche ich mir, ich könnte eindeutiger "Ja!" sagen. Aber die Zeiten von "Frost" oder "Blodhemn" sind vorbei. Heute gibt es nur noch eine der wohl ansprechendsten altgedienten Extremmetaltruppen, die sich nicht darin genügt, das eigene Erbe zu verwalten oder den guten alten Zeiten hinterher zu laufen. Und Extremmetal machen ENSLAVED immer noch, denn "Riitiir" ist einfach extrem schön.
Sie sind nicht nur älter geworden, sie sind gereift. Offensichtlich beinhaltet die Welt inzwischen mehr Grauschattierungen als bloßes Schwarz und Weiß. Offensichtlich sind nicht nur die Kenntnisse und Fähigkeiten in Sachen Musik gewachsen. Es liegt auch klar zutage, dass sich eine gewisse Milde breit gemacht hat, dass nicht mehr rasender Zorn oder Lust an der Provokation vorherrschen, sondern die Vielfalt der Zustände scheint größer geworden zu sein. Und so stellt sich die Frage: Ist das eigentlich noch Black Metal? Bleibt man im definitorischen Rahmen von '92, dann wohl kaum. Aber auch Black Metal hat sich in den letzten 20 Jahren verändert, ob es dem orthodoxen Fan passen mag oder nicht.
Wenn wir uns dem Album selbst genauer zuwenden, fällt eines direkt auf: "Riitiir" ist das Album von Herbrand Larsen. So sehr er den vergangenen Alben schon seinen Stempel aufgedrückt hat, seitdem er 2004 Mitglied der Band wurde, so deutlich zeigt sich 2012, dass sein großartiger Gesang inzwischen eine dominantere Rolle im Gesamtbild der Band innehat als Grutles Knurren. Letzterer mag von der Außenwirkung her immer noch der Frontmann sein, doch musikalisch tritt er zunehmend in den Hintergrund, auch wenn rein zahlenmäßig die Gesangsanteile gleichmäßig verteilt sind.
Auf "Riitiir" wird der Weg konsequent weitergegangen, der seit "Below the Lights" eingeschlagen wurde. Und das heißt auch, dass der traditionelle harsche Black Metal-Sound fast nur noch als kleine Reminiszenz durchscheint. In "Roots of the Mountain" und "Storm of Memories" gibt es Momente, an denen man sieht, woher ENSLAVED kommen und dass sie immer noch Spaß daran haben, ein wenig zu ballern. Aber diese Momente sind inzwischen echte Ausnahmen geworden. Gemäßigteres Tempo herrscht vor. Epische Momente durchziehen das Geschehen, Vielseitigkeit im Songwriting und feine Nuancen. Den groben Knüppel sucht man vergebens. Der Schritt von "Axioma Ethica Odini" zu "Riitiir" ist kein großer, aber ein deutlicher. Und bei aller Größe, bei allem Niveau, das dieses wundervolle Album an den Tag legt, macht sich dennoch ab und an ein bisschen Wehmut breit und man wünscht sich vielleicht einen kleinen Ausbruch mehr, eine Prise mehr Ruppigkeit.
Vergebens, dafür aber gibt es Gänsehautmomente wie den Chorus von "Death in the Eyes of Dawn", wohl einen der erhabensten Augenblicke in der Geschichte von ENSLAVED mit Herbrand Larsen. Ist das noch Black Metal? Ich weiß es nicht. Und ab und zu wünsche ich mir, ich könnte eindeutiger "Ja!" sagen. Aber die Zeiten von "Frost" oder "Blodhemn" sind vorbei. Heute gibt es nur noch eine der wohl ansprechendsten altgedienten Extremmetaltruppen, die sich nicht darin genügt, das eigene Erbe zu verwalten oder den guten alten Zeiten hinterher zu laufen. Und Extremmetal machen ENSLAVED immer noch, denn "Riitiir" ist einfach extrem schön.
Im Fadenkreuz
Andreas Krause [ak]
Experte für Schwarzwurzeleintopf mit Trauerklößen
Matthias Bock [mbo]
Experte für monolithische Rythmusstampfer ohne Melodie
Björn Gieseler [bjg]
Experte für Radiointerviews und andere sinnlose Gespräche mit Bands
Yvonne Klein [yk]
Expertin für Modernes, gern heiß und fettig serviert
Tim Serwatka [tse]
Experte für Alternatiefgekühltes und toxische Progtails
Thomas Schönbeck [ts]
Experte für alles, was außer ihm eigentlich niemand mag.
Michael Bach [mba]
Experte für pfeilschnelle Gitarren, heroische Showdowns & misanthropiefreien Krach
Martin Baltrusch [mb]
Experte für das Außergewöhnliche
Matthias Salomon [ms]
Experte für das Gesamtwerk von Udo Dirkschneider.