Rhapsody Of Fire - Symphony Of Enchanted Lands II - The Dark Secret

Rhapsody Of Fire - Symphony Of Enchanted Lands II - The Dark Secret
Symphonic Metal
erschienen in 2004 bei SPV
dauert 72 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Dark Secret
2. Unholy Warcry
3. Never Forgotten Heroes
4. Elgard´s Green Valleys
5. The Magic Of The Wizards Dream
6. Erian´s Mystical Rhymes
7. The Last Angels´ Call
8. Dragonland‘s Rivers
9. Sacred Power Of Raging Winds
10. Guardiani Del Destino
11. Shadows Of Death
12. Nightfall On The Grey Mountains

Die Bloodchamber meint:

Keine Ahnung, was mich dazu treibt, aber irgendwie sollte die Leserschaft unserer Seiten von dieser Platte erfahren. Also bindet euch die Eier nach hinten, steigt in die Röhrenjeans und folgt mir auf meiner (recht langen) Reise in die Verzauberten Lande, wo das Gute ganz doll gut und das Böse wahrhaft abscheulich ist...

Zunächst macht uns ein sonorer Christopher Lee mit den Grundlagen vertraut: Nekron, der Sohn von Höllenfürst Kron, hat vor langer Zeit einen Krieg verloren und da er nicht so einfach sterben wollte, verfasste er im Dunkel von Dar-Kunor mal eben sieben Bücher. Böse Bücher, deren siebentes und letztes das Geheimnis seiner Wiederbelebung enthielt. Sieben unsterbliche Dämonen sollten die Bücher dann später zusammenführen, um Nekron zu einer zweiten Chance zu verhelfen, die Welt im Namen des kosmischen Chaos' zu verderben. Die Engel indes fanden den Plan nicht so toll und verwandelten die Dämonen kurzerhand in Stein.
Mittlerweile sind – wie auch immer – sechs der Pamphlete wieder aufgetaucht und Bruder Nekron steht vor der Tür, wo er eigentlich nur noch darauf wartet, dass ihn jemand hereinbittet, indem er aus dem siebenten Buch vorliest. Aber wo isses? Die turbulente Schnitzeljagd mit Anfassen ist der Hintergrund, vor welchem RHAPSODY nun 72 Minuten ihren Filmscore-Metal zelebrieren...

''Unholy Warcry'' steigt mit Bläsern und Chor gleich bombastisch ein, die Drums galoppieren mit den Gitarren um die Wette, dazu gibt's neben sinfonischen Breaks natürlich Mitsingparts im Überfluss. Was sofort auffällt, ist die ebenso konstante wie perfekte Integration der klassischen Arrangements in den Powermetal, die man in dieser Form bisher nicht kannte und wohl auch in Zukunft nur schwerlich wird toppen können. Klassiker vom Kaliber Conan oder Herr der Ringe, nur eben etwas verhärtet, können hier durchaus als Vergleich herhalten.
''Never forgotten heroes'' setzt dann umgehend noch einen drauf: Es hagelt Pathos, Kraft und Atmosphäre bis an die Schmerzgrenze – eine deutliche Ansage also, wer hier den Zweihänder +3 am Gürtel hat, bevor mit ''Elgards green valley'' ein kleines Intermezzo zum Verschnaufen folgt.
Die klassisch dominierte Ballade ''The magic...'' fügt sich anschliessend dank dickem Streicherpulli ganz wunderbar ein und leitet zum ersten längeren Song des Albums über, ''Erians Mystical Rhymes''. In 10 perfekt arrangierten Minuten gibt es alles, was die Band auszeichnet – mal schneller, mal langsamer, mal metallisch, mal barock. Am Ende bringt der Erzähler schliesslich die Story noch ein wenig voran und leitet über zu ''The last angels call''. Der straighteste Song des Albums wartet mit einem Hammerchorus auf, fährt ansonsten deutlich die Powermetalschiene, RHAPSODY-typisch versetzt mit ein paar sinfonischen Spirenzchen, um die Stimmung zu heben.
Vollkommen anders klingt dann ''Dragonlands River'', das in seiner mittelalterlichen Pracht schwer an ''Forest of unicorns'' vom Debutalbum erinnert: Gerade die recht karge Instrumentierung vermag im Hinblick auf das restliche Material einen angenehmen Kontrapunkt zu setzen.
Weggewischt wird das alles jedoch vom zweiten Übersong ''Sacred power...'', den ich hier in seiner Gesamtheit gar nicht erfassen will – dieses düstere, epische Stimmungsbild sollte man, unabhängig von sonstigen Vorlieben, einfach mal gehört haben!
''Guardiani'' ist dann wieder balladesk, mit italienischem Text und dramatischer Steigerung im Refrain, bevor ''Shadows of death'' seinen irgendwie unspektakulären Auftritt hat. Das Teil ist keinesfalls schlecht, im Vergleich zum restlichen Material aber ein wenig zu 'gewöhnlich', als dass es vollends überzeugen könnte. Nichtsdestotrotz würden sich manche Bands wohl den Kopf amputieren, um auch nur annähernd so gute Nummern zu schreiben.
Das langsame, mächtige ''Nightfall...'' liefert schliesslich den amtlichen Abschluss einer berauschenden musikalischen Reise.

Grundsätzlich servieren die Italiener auf ihrem neuesten Streich also genau die Sorte Musik, mit der sie bekannt geworden sind: Übermelodischer Metal verbindet sich mit Elementen der (barocken) Klassik und darüber singt Fabio seine Heldengeschichte in Tonarten, die normalerweise Frauen vorbehalten sind.
Was neu ist, ist die Präsentation der ganzen Sache, denn auf dieser Scheibe wird geklotzt. Ob Orchester, 50-köpfiger Chor oder die Fülle an Originalinstrumenten – der Liebhaber bombastischer Klänge kommt an diesem Machtwerk wohl kaum vorbei und die Höchstpunktzahl gibt es nur deswegen nicht, weil die soundtrackartige Struktur unweigerlich nach Komplettkonsum schreit. Und das ist dem einen oder anderen dann vielleicht doch zuviel des Guten...
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