Dark Tranquillity - Atoma

Dark Tranquillity - Atoma
Melodic Death Metal
erschienen am 04.11.2016 bei Century Media
dauert 58:35 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Encircled (03:32)
2. Atoma (04:20)
3. Forward Momentum (03:41)
4. Neutrality (04:17)
5. Force Of Hand (04:22)
6. Faithless By Default (04:32)
7. The Pitiless (04:08)
8. Our Proof Of Life (04:23)
9. Clearing Skies (03:33)
10. When The World Screams (03:57)
11. Merciless Fate (04:23)
12. Cave And Embers (04:31)
13. The Absolute (Bonus) (05:15)
14. Time Out Of Place (Bonus) (03:39)

Die Bloodchamber meint:

Da isser wieder: Mikael Stanne - der "nothing"- Mann. Niemand scheint einerseits so viel Spaß an der Aussprache dieses starken Wortes zu haben und andererseits eine derart ernsthafte Verbissenheit an den Tag zu legen wie der Frontmann von DARK TRANQUILLITY. Aber bevor "Caves And Embers" dies eindrucksvoll beweisen kann, muss der Zuhörer zunächst 11 andere Songs des neuen Albums "Atoma" überstehen.

Wobei "überstehen" ein unangemessen gemeines Wort darstellt. "Überstehen dürfen" wäre wohl angebrachter, oder zumindest sollte es in dem Sinne verstanden werden, dass man die Musik überstehen muss, ohne zuvor grinsend und jubelnd vom Stuhl zu fallen. Hmm, stimmt irgendwie auch nicht, aber nun steht es einmal da. Na ich fang einfach nochmal an…

Eins stimmt jedenfalls: Spaß und Ernst hielten sich bei DARK TRANQUILLITY schon immer die Waage. Thematisch gaben sich die Schweden seit jeher stets leicht melancholisch, aber ernst und anspruchsvoll. Musikalisch kniffen sie mit ihrem melodischen Death Metal aber auch immer wieder dem Hörer in den Hintern, auf dass dieser sich gefälligst in Bewegung zu setzen hatte. Mit "Atoma" sieht das nicht anders aus. Stilistisch muss man seit den letzten Album keine Angst vor großen Veränderungen haben, kann sich aber auch sicher sein, stets auch Neues entdecken zu dürfen.

Das Jahr 2016 scheint aber nicht nur ein gutes Weinjahr gewesen zu sein, sondern dürfte die Musiker auch wieder mehr zum Nachdenken gebracht haben. "Atoma" ist in seiner Gänze spürbar melodischer, griffiger, emotionaler und alles in allem weniger sperrig und somit auch runder ausgefallen. Die markante Gesangsstimme Stannes kommt dementsprechend häufiger zum Einsatz und verleiht den Songs Charakter und Tiefe. Aber ohne den ebenso zur Band gehörigen Krächzgesang als Kontrast würde auch wieder was fehlen. Dass schmissige Gitarrenriffs und ein dezent ausgearbeitetes Keyboard ebenso das Gesamtbild positiv ergänzen, versteht sich fast von selbst. Wo DARK TRANQUILLITY draufsteht, ist eben seit Jahren Qualität drin.

Man mag nach einem oder zwei Durchläufen ein "schön, aber nichts neues" Gefühl haben, aber auch dieses Gefühl ist wiederum nichts neues. Ehe man sich's aber versieht, wurschteln sich die Songs auf "Atoma" heimlich von hinten in den Kortex, nisten sich dort ein und melden sich immer wieder mal zu Wort. Während ich zuletzt bei "Construct" auf der Suche nach Highlights so meine Schwierigkeiten hatte, existieren nun schon fast zu viele Kandidaten, um noch wirklich als solches hervorzustechen. Dabei sind es kurioserweise gerade die klassischen, schnelleren Schweden-Melo-Death-Parts, die fast schon etwas nach unten rausfallen möchten, eben weil man sie in ähnlicher Form schon seit mehr oder weniger 20 Jahren kennt. Am besten sind DARK TRANQUILLITY meiner Meinung nach, wenn sie ihre Gitarren singen lassen und das Schlagzeug den Takt etwas drosselt. In diesen Momenten kann man dann auch getrost das "Death" aus der Genrebeschreibung streichen.

Die Steigerung dessen sind dann auch die beiden Bonustracks, die ausnahmsweise mal eine echte Empfehlung wert sind. Gedrosseltes Tempo, dominante Keyboards, elektronisch verzerrte Gitarren, tiefe Bässe und als Kontrast die unglaublich intensive Stimme des Sängers zeigen eine ungewöhnliche, aber ebenso glaubwürdige Seite der Band. Von mir aus könnte die Reise auch in diese Richtung weitergehen, aber lassen wir uns überraschen und konzentrieren uns auf "Atoma", da gibt es noch so viel zu entdecken.
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