Cult Of Luna & Convoj
Cult Of Luna & Convoj
Leipzig, Conne Island
13.02.2007
13.02.2007
CULT OF LUNA: Keine Gute-Laune-Mucke, keine Partystimmung, kein Mosh, sondern eine akustische und visuelle Herausforderung für die Sinne. Für solche Bands sollten Stuhlreihen bei Metalkonzerten eingeführt werden. Einfach zurücklehnen, zuhören, genießen und hinwegschweben – das macht sich in sitzender Position einfach besser. Doch die Gewissheit, das ganze Konzert lang stehen zu müssen, schreckt ein recht bunt zusammen gewürfeltes Publikum nicht ab, mitten in der Woche zahlreich im Leipziger Conne Island aufzukreuzen. Doch bevor hier das Entschweben beginnen kann, gilt es noch, sich durch eine Vorband zu kämpfen. Ralf, der Kollege mit dem wallenden Haar, schildert dazu seine Eindrücke. [yb]
Beim Namen CONVOJ denkt man als Abkömmling ländlicher Vorfahren ja zunächst an mächtiges Arbeitsgerät: Traktorenkonvois zum Beispiel, ein Rudel stinkender W50 oder – im Zuge der allgemeinen Militarisierung der Gesellschaft – auch gerne mal an einen Panzerkonvoi: „Nur fix anne Tanke, Kippen hol'n...“. Von alledem wollen CONVOJ allerdings nichts wissen und arbeiten sich stattdessen 30 Minuten am Thema „Mopedgäng“ ab. Musikalisch zwischen THE CURE und den WHITE STRIPES angesiedelt, wird alternative Retro-Rockmusik gezockt, wie man sie so schon im Radio nicht wahrnimmt und live eigentlich auch nur mehr mit halbem Ohr. Unaufdringlich, banal, gut gespielt – das sind in etwa die Assoziationen, die mir zum Gehörten einfallen.
Das zugehörige Posing wirkt trotz der einwandfreien Darbietung etwas hüftsteif, was nicht zuletzt an der Vielzahl eingeübter Standardgesten liegt, die in der Form auch von BLUR oder den BABYSHAMBLES hätten stammen können und wahrscheinlich einfach nur Geschmackssache sind. Persönlich finde ich die Kombination aus aristokratischer Langeweile, jugendlichem Überschwang und vermeintlich tiefer Hingabe bestenfalls bedenklich, im Vorprogramm von CULT OF LUNA (die dem Vernehmen nach doch etwas anders gelagert sind) fast schon deplaziert. Semesterabschlussparties oder stylish-ungepflegte Kellerclubs – das könnte für CONVOJ genau das Richtige sein. Ansonsten gilt: Man kommt nicht mit dem Moped zum Harleytreffen. [rs]
Nachdem das Mopedkommando entfleucht ist, macht sich ein zäher, glühender Lavastrom in Gestalt der Schweden CULT OF LUNA daran, den Club zu überfluten. Zarte Instrumentierung stimmt auf die kommenden schwerfälligen Gitarrenwände ein. Langsam betreten die Musiker die Bühne: Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier...bis sich sowohl Ensemble als auch Klangkunstwerk vervollständigt haben. So schleppend wie der Sound ist auch das Stageacting. In monochromes Licht und reichlich Nebelschwaden gehüllt taucht die Band jedoch in die tiefsten Tiefen ihrer Musik hinab und lebt sie mit viel Leidenschaft. Optisch passt alles zu den von drei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboard und der zwischendurch gewaltsam ausbrechenden, geplagten Stimme Klas Rydbergs. Fesselnde Monotonie im aufs Nötigste reduzierten Farbspiel. Hier gibt es kein Feuerwerk und keine Posen; alles ist minimal gehalten, um alle Aufmerksamkeit an das Wichtigste zu fesseln – die Musik.
Das mag man langweilig finden, man kann sich aber auch darauf einlassen und es genießen. Sich kilometerhoch auftürmenden Gitarrenwände, ruhige Passagen zum Innehalten und Luftholen, gefolgt von emotionalen Ausbrüchen sind auf jeden Fall genau das Richtige, um sich richtig in Musik hineinreißen zu lassen, auf Akkorden zu tanzen, in Soundflüssen zu schwimmen, sich von einer markerschütternden Stimme die Nerven blank legen zu lassen. Oder um es noch mal etwas sachlicher auszudrücken: Ein etwas anderes Konzerterlebnis, das leider mal wieder etwas zu kurz ausfiel. Aber Sachlichkeit ist nicht überall angebracht... [yb]
Fotos von Yvonne
Beim Namen CONVOJ denkt man als Abkömmling ländlicher Vorfahren ja zunächst an mächtiges Arbeitsgerät: Traktorenkonvois zum Beispiel, ein Rudel stinkender W50 oder – im Zuge der allgemeinen Militarisierung der Gesellschaft – auch gerne mal an einen Panzerkonvoi: „Nur fix anne Tanke, Kippen hol'n...“. Von alledem wollen CONVOJ allerdings nichts wissen und arbeiten sich stattdessen 30 Minuten am Thema „Mopedgäng“ ab. Musikalisch zwischen THE CURE und den WHITE STRIPES angesiedelt, wird alternative Retro-Rockmusik gezockt, wie man sie so schon im Radio nicht wahrnimmt und live eigentlich auch nur mehr mit halbem Ohr. Unaufdringlich, banal, gut gespielt – das sind in etwa die Assoziationen, die mir zum Gehörten einfallen.
Das zugehörige Posing wirkt trotz der einwandfreien Darbietung etwas hüftsteif, was nicht zuletzt an der Vielzahl eingeübter Standardgesten liegt, die in der Form auch von BLUR oder den BABYSHAMBLES hätten stammen können und wahrscheinlich einfach nur Geschmackssache sind. Persönlich finde ich die Kombination aus aristokratischer Langeweile, jugendlichem Überschwang und vermeintlich tiefer Hingabe bestenfalls bedenklich, im Vorprogramm von CULT OF LUNA (die dem Vernehmen nach doch etwas anders gelagert sind) fast schon deplaziert. Semesterabschlussparties oder stylish-ungepflegte Kellerclubs – das könnte für CONVOJ genau das Richtige sein. Ansonsten gilt: Man kommt nicht mit dem Moped zum Harleytreffen. [rs]
Nachdem das Mopedkommando entfleucht ist, macht sich ein zäher, glühender Lavastrom in Gestalt der Schweden CULT OF LUNA daran, den Club zu überfluten. Zarte Instrumentierung stimmt auf die kommenden schwerfälligen Gitarrenwände ein. Langsam betreten die Musiker die Bühne: Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier...bis sich sowohl Ensemble als auch Klangkunstwerk vervollständigt haben. So schleppend wie der Sound ist auch das Stageacting. In monochromes Licht und reichlich Nebelschwaden gehüllt taucht die Band jedoch in die tiefsten Tiefen ihrer Musik hinab und lebt sie mit viel Leidenschaft. Optisch passt alles zu den von drei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboard und der zwischendurch gewaltsam ausbrechenden, geplagten Stimme Klas Rydbergs. Fesselnde Monotonie im aufs Nötigste reduzierten Farbspiel. Hier gibt es kein Feuerwerk und keine Posen; alles ist minimal gehalten, um alle Aufmerksamkeit an das Wichtigste zu fesseln – die Musik.
Das mag man langweilig finden, man kann sich aber auch darauf einlassen und es genießen. Sich kilometerhoch auftürmenden Gitarrenwände, ruhige Passagen zum Innehalten und Luftholen, gefolgt von emotionalen Ausbrüchen sind auf jeden Fall genau das Richtige, um sich richtig in Musik hineinreißen zu lassen, auf Akkorden zu tanzen, in Soundflüssen zu schwimmen, sich von einer markerschütternden Stimme die Nerven blank legen zu lassen. Oder um es noch mal etwas sachlicher auszudrücken: Ein etwas anderes Konzerterlebnis, das leider mal wieder etwas zu kurz ausfiel. Aber Sachlichkeit ist nicht überall angebracht... [yb]
Fotos von Yvonne