Aborted - Strychnine.213

Aborted - Strychnine.213
Death Metal
erschienen am 20.06.2008 bei Century Media
dauert 37:10 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Carrion
2. Ophiolatry On A Hemocite Platter
3. I35
4. Pestiferous Subterfuge
5. The Chyme Congeries
6. A Murmur In Decrepit Wits
7. Enterrement Of An Idol
8. Hereditary Bane
9. Avarice Of Vilification
10. The Obfuscate
11. Slaughtered

Die Bloodchamber meint:

Christophe, Niek, Bart, Thijs, Stephane, Koen, Frederic, Olivia, Steve, Frank, Dirk, Gilles, Dave, Etienne, Arien... - Was zunächst aussieht wie eine wahllos aneinandergereihte Liste verschiedener Namen, ist im Grunde genommen das Hauptproblem der belgischen Pathologenbrigade ABORTED: All dies sind ex-Mitglieder, und „Strychnine.213“ ist das erste Album, dem man den personellen Verschleiß an jeder Ecke anmerkt. Seit Jahren ist Sänger Svencho die einzige Konstante in der Band, sowohl personell, wie auch musikalisch. Was bis zum letzten Album noch gut funktionierte, hinterlässt nun doch deutliche Spuren.

Angekündigt wurde ein Werk, welches sich über Genregrenzen hinwegsetzt und nur noch packenden Extremmetal präsentiert. Das ist eine nette Umschreibung für eine - in meinem Fall - ganz, ganz bittere Erkenntnis: Die Band verfängt sich in zunehmender Zahn- und Gesichtslosigkeit, schafft es weder die archaische Brutalität der Anfangstage, noch die komplexeren Death Metal-Stücke der späteren Schaffensperiode packend zu inszenieren. Stattdessen versucht man mit markigen Promosprüchen, einer immer stromlinienförmigeren Band, die mit zäpfchenhafter Flutschigkeit in den Körper geht, die Aura des Extremen zu verpassen und betreibt letztendlich nur brutale Augenwischerei.

Dabei beginnt das Album ganz passabel mit zwar moderner, jedoch recht klinischer Produktion, mit coolem Riff und Sprachsamples und baut sehr geschickt Spannung und Erwartungshaltung auf. Nach dem Intro geht’s dann ziemlich ABORTED-typisch los, um sich dann in sehr melodischen, teils zweistimmigen Gitarrenläufen aufzulösen. Solche Momente gibt es vermehrt auf dem Album, jedoch wirken diese Passagen nicht sehr zwingend, das haben DISMEMBER mit „Massive Killing Capacity“ schon vor Äonen viel besser gemacht. So wechselt das typische Gehacke mit oft schwülstigen Dudelpassagen, dazu gesellen sich später noch 0815-Hardcoreriffing und ein ziemlich ordentliches Experiment mit elektronischen Klängen, das den Braten aber auch nicht mehr rechtzeitig vom Herd bekommt. Bezeichnend ist ebenso, dass einer der wenigen Momente, an denen Stimmung geschaffen wird, eine gekonnt von SLAYERs „Spill the Blood“ geborgte Intropassage zu „A mumur in decrepit wits“ ist.

ABORTED bieten mit „Strychnine.213“ meine persönliche Entäuschung des Jahres und beweisen, dass personelle Kontinuität ein sehr wertvolles Gut ist, eine Entwicklung einer Band nicht aufgezwungen werden kann und zu exzessives Austauschen von Mitmusikern der Gesichtslosigkeit in die Hände spielt. Schade!
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