Anathema - Serenades

Anathema - Serenades
Death Doom Metal
erschienen in 1993 bei Peaceville Records
dauert 65:46 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Lovelorn rhapsody
2. Sweet tears
3. J'ai fait une promesse
4. They (will always) die
5. Sleepless
6. Sleep in sanity
7. Scars of the old stream
8. Under a veil (of Black Lace)
9. Where shadows dance
10. Eternal rise of the sun
11. Nailed to the cross / 666
12. Dreaming: The romance

Die Bloodchamber meint:

ANATHEMA waren stets die etwas anders klingende Band. 1990 unter dem Namen PAGAN ANGEL gegründet, benannte man sich schnell in ANATHEMA (zu deutsch: Kirchenbann) um und veröffentlichte die Demos „An Iliad Of Woes“ (1990), „All Faith Is Lost“ (aus dem Jahre 1991). Danach folgte die Veröffentlichung der Single „They Die“ über das schweizerische Label „Witchunt“. Diese weckte schließlich das Interesse von Peaceville, welche ANATHEMA unter Vertrag nahmen und „The Crestfallen“ EP herausbrachten.

„Serenades“ ist das Debütalbum von ANATHEMA, welches 1993 via Peaceville auf den Markt kam. Aufgenommen wurde die Scheibe zwischen Juni und September 1992 in den Academy Studios. Die Briten zelebrieren auf diesem Album melancholischen Doom Metal mit Hang zum Death Metal. Allerdings sind die Death Metal Einflüsse im Vergleich zu den Demos und der ersten EP etwas dezenter ausgefallen. Nichtsdestotrotz machen gerade diese Einflüsse den Charme der frühen ANATHEMA aus. Denn die Verbindung aus Melancholie, Verzweiflung und Tristesse auf der einen Seite und der Härte, sowie Düsternis des Death Metals auf der anderen Seite ergaben zusammen eine wundersam andersartige, schaurig schöne musikalische Fantasiewelt.

Gerade am Anfang ihrer Karriere erlangten ANATHEMA durch ihren Support damals schon größerer Bands wie BOLT THROWER, PARADISE LOST und CANNIBAL CORPSE mehr und mehr an Bekanntheit. Die musikalische Nähe zu PARADISE LOST ist gerade in den Anfangstagen von ANATHEMA unübersehbar, vollzieht sich aber auch später im musikalischen Wandel beider Bands. Auch die Klangkunst der alten MY DYING BRIDE oder der etwas in Vergessenheit geratenen CEMETARY (zu „Godless Beauty“ Zeiten) zeigen viele Parallelen zu ANATHEMA in dieser Periode ihres Schaffens auf. Und natürlich dürfen Bands wie BLACK SABBATH, SAINT VITUS, TROUBLE und CANDLEMASS nicht ungenannt bleiben, wenn es um die Einflüsse der frühen ANATHEMA geht.

„Serenades“ zeichnet sich in erster Linie durch seine atmosphärische Dichte aus. So passen die schweren, erdrückenden Gitarren bestens ins Bild und werden durch den dunklen und tiefen Gesang bestens unterstützt. Hinzu kommen die wunderschönen Melodielinien, die die Gitarren nachzeichnen. Diese Melodien sind von tragischer Schönheit geprägt und veredeln die Musik immens, sind tragender Bestandteil eines jeden Stückes. Auch die Hinzunahme einer Sängerin erweist sich als Glücksgriff. Ruth Wilson, die bereits auf der „Crestfallen“ EP Gastvocals zu dem Song „Everwake“ beisteuerte, ist auf „Serenades“ bei dem Song „J´ai Fait Une Promesse“ zu hören. Diese Dame hat wirklich eine wunderschöne, glasklare und völlig unschuldig klingende Stimme und macht mit ihrem Beitrag aus dem Song eines der Highlights dieser Platte. Komischerweise hat man von dieser Sängerin danach nie wieder etwas gehört. „Serenades“ hat auch echte Hits zu bieten: So wurde „Sweet Tears“ zur damaligen Zeit gerne mal auf MTV ausgestrahlt. Und auch „Sleepless“ dürfte sogar Leuten bekannt sein, die mit ANATHEMA eher weniger am Hut haben. Aber auch Stücke wie „Sleep In Sanity“ oder „Under A Veil (Of Black Lace)“ bestechen durch ihre Schönheit, ihren Anmut und ihre Tiefgründigkeit.

Ich bedauere es sehr, dass ANATHEMA sich von ihren Anfängen immer mehr weg bewegten, auch wenn ich ihre Beweggründe verstehen kann. Dennoch fehlt mir bei den neueren ANATHEMA der Zauber und die einzigartige Atmosphäre, die ihre alten Werke auszeichnete. So kann ich „Serenades“ neben der „Crestfallen“ und „Pentecost III“ EP jedem ans Herz legen, der auf melancholischen, düsteren Doom Metal mit Hang zum Death Metal steht.
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